„Schatz, du siehst gut aus. So wie immer.“
Es ist schon etwas seltsam den eigenen Eltern beim Flirten zu zusehen, dachte sich Jocelyn und musste schmunzeln. Susan, ihre Mutter, hatte ein letztes Mal ihre Frisur im Spiegel überprüft, übrigens ein geflochtener Zopf, aus dem sich einige widerspenstige Haare gelöst hatten. Doch es sah keineswegs entstellt aus, so wie es das bildhübsche Spiegelbild gerade mit skeptischem Blick betrachtete. Sie seufzte und wandte sich den Zwillingen zu, die mit Ach und Krach die Treppe heruntergerannt kamen. „Mama, wir müssen los, wir kommen zu spät und dann verpasse ich meinen Einsatz. Ich spiel doch die Schreibereule!“, quängelte Marie, die in aller Hektik versuchte, sich gleichzeitig ihre Jacke und Schuhe anzuziehen. „Schleiereule!“, verbesserte Luise sie und half ihrer Schwester die Schnürsenkel zu binden. „Papa, du kannst ja schon mal das Auto aus der Garage fahren, ich helfe Mama hier.“, sagte Jocelyn mit einem Lächeln im Gesicht zu ihrem Vater, der wegen des ungewöhnlichen Chaos‘ in seinem Haus und seinem sonst auch eher ruhigem Gemüt sichtlich verwirrt war , bevor sie sich mit ihrer Mutter daran machte, Luise und Marie zurecht zu machen.
„Gute Idee“, seufzte ihr Vater und verschwand sogleich aus der Haustür. „Mama, Mama, Mama, wie viel Uhr?“, Marie zog den Reißverschluss ihrer Winterjacke mit fahrigen Fingern hoch und klemmte dabei ihre langen Haare ein.
„Noch genug Zeit, keine Sorge, wir kommen noch rechtzeitig an.“, sprach Susan mit ihrer sanften Stimme und befreite Maries Haare aus ihrer Jacke.
„Du bist fertig. Und du siehst hübsch aus“, sagte Jocelyn zu Luise und verstrubbelte ihre Haare. Seit zwei Jahren trug sie sie recht kurz, auf Kinnlänge und Jocelyn liebte es, ihr durch die Haare zu fahren.
„Ey!“ Luise spielte empört, doch ihr Grinsen verriet sie. „Josy, soll ich dir auch mal so durch die Haare strubbeln?“, fragte ihre Mutter mit genau dem gleichen Grinsen, hob drohend die Hand und wackelte mit den Fingern. Spaßeshalber wich Josy (eigentlich mochte sie es nicht, wenn man sie bei ihrem richtigen Namen nannte, von daher versuche ich mich dem ab jetzt anzupassen, obwohl es mir wirklich schwer fällt, denn Jocelyn ist ein ziemlich schöner Name. Besonders wenn man ihn sich auf der Zunge zergehen lässt...huch, ich entschuldige mich für die lange Klammer) einen Schritt zurück. Marie fand das ganze allerdings gar nicht so lustig, schließlich ging es hier um ihren ersten richtigen Auftritt!
„Hört auf rumzualbern, wir müssen jetzt los!“, rief Marie empört. „Ist ja gut, mein Schatz“ Susan strich ihr besänftigend übers Haar. Jocelyn, ähm, Verzeihung, Josy hörte, wie ihr Vater den Motor anließ und klatschte auffordernd in die Hände.
„So, habt ihr alles? Marie? Maske und Schleier?“ Marie nickte eifrig und beeilte sich, ihren rosa Blümchenrucksack aufzusetzen.
„Wo sind meine Ohren?“, fragte Luise plötzlich mit einer weinerlichen Stimme und schaute besorgt zu Josy (hey, langsam aber sicher hab‘ ich’s drauf!). Natürlich suchte Luise nicht ihre richtigen Ohren, sondern diejenigen für das Luchskostüm.
„Die habe ich eben in Maries Rucksack gepackt, Schatz.“, kam es von Susan, die sich schnell noch aus der Garderobe hinten im Flur einen Mantel geholt hatte. „Jetzt müssen wir aber. Los, Papa wartet schon draußen.“ Sprach sie und gab jedem ihrer Kinder einen Kuss auf die Stirn, auch wenn Josy ihre Nase dabei kraus zog. Süße Geste, oder?
Als sie die Tür öffnete, kam allen eine unerwartete Schneewehe entgegen.
„Los kommt, schnell ins Auto!“, lachte Susan und schob Luise und Marie aus der Tür heraus. Josy schloss die Haustür, zog sich ihre Mütze noch über die bereits leicht geröteten Ohren und stürmte zur ihrem Familienauto. Es war wirklich groß, ein dunkelblaues Fahrzeug mit sieben Sitzen, alle mit einem dunkelgrauen Stoff überzogen, der sich angenehm an einen schmiegte.
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Back to You - Erster Teil: Es war einmal...
Подростковая литератураDiese Geschichte ist für Rahel. Eigentlich nur für Rahel, deshalb ist es möglich, dass andere Leser, die sich an dieses liebevolle Kuddelmuddel heranwagen, nicht direkt alles verstehen. Seht es als Herausforderung. Veränderungen. Warum verändert sic...