Prolog

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Ein Computerrauschen war zu hören. Dazu das Getippe auf einer Tastatur und Stimmen, die ganz leise miteinander sprachen. Worum es geht? Das weiß ich selber nicht. Ich verstehe keine erklärenden Sätze, nur Bruchteile wie: "Aber es ist unmöglich!" und darauf "Nichts ist unmöglich, nicht für mich! Und das hier sowieso nicht." Ich verstehe dennoch nicht, worüber diese Stimmen diskutieren. Sie scheinen sich schon fast zu streiten, bleiben aber dennoch ruhig. Wahrscheinlich wollen sie nicht, dass man sie hört. Welchen Grund hätten sie sonst, so leise zu reden, und das in so einem schlecht belichteten Raum?

Wieder verlor ich mein Bewusstsein.

Ich wache auf, in meinem Zimmer, auf meinem Bett. Niemand da. Wie immer nur mein Bett und mein Schreibtisch, auf dem wild durcheinander irgendwelche Zettel rumliegen, um die ich mich lange schon nicht mehr gekümmert habe.

Den eigentlich mir gehörenden Kleiderschrank habe ich nicht mehr, seit ich den letzten zerstört habe und meine Zimmertür ist auch durchgebrochen und muss immer noch ersetzt werden. Ich bekomme zwar schon Tabletten die mich beruhigen sollen, aber wirklich helfen tun sie nicht. Ich schaffe es zwar, mich besser zu beherrschen, aber ich fühle mich dennoch dazu veranlagt, Dinge zu zerstören.

Und genau wegen dieser "ausgeprägten Gewaltbereitschaft", wie sie das hier nennen, bin ich hier.

So ganz nebenbei - Joey hier. Ich bin seit ca. 8 Monaten hier gefangen. In einem Heim für Freaks wie mich. Jeder hier kann eine Geschichte erzählen, die einen andere um längen toppt. Ob sie nun wegen Mord hier sind, aber zu jung fürs Gefängnis oder gar eine Gefahr für alle Mitmenschen, oder weil sie ein generell abnormales Verhalten an den Tag legen - wir haben alle was seltsames an uns. Manchen fehlen die Augen, die ganz kreativ als "die Augenlosen" betitelt werden. Diese "Phänomene" treten nur hier auf, weil sie hier erschaffen wurden.

Man sagt ja aller Anfang ist schwer, und dem kann ich nur genauso schwer widersprechen, denn als ich hier ankam gab es nichts grauenhafteres als die Augenlosen in dieser Anstalt. Keine Horrorgeschichte aus meinem Zuhause war so beängstigend, wie diese endlose, stille Leere. Wie schwarze Löcher.

 Augenlose - so werden die genannt, dessen Augen so weit zerstört wurden und verkommen sind; Schon fast gar nicht vorhanden scheinen und so tief schwarz sind, dass man sie einfach nicht erkennen kann. Sie sind ein nach außen verschwiegenes Geheimnis, gefangen in diesem Gebäude. Sie werden hier "aufgezüchtet" und leben auch sonst nirgendswo. Es ist nun mal ein Geheimnis. Lilith ist zum Beispiel so jemand - sie war die Erste von ihnen, die überlebte.

Da sie selbst gerade mal 16 Jahre alt ist und es zu der Zeit des Experiments nicht viele gab, die eine Schwangerschaft mit diesen unmenschlichen Kindern überleben konnten, gibt es auch nur wenige dieser Züchtung. Dennoch - diese leeren Augen machen selbst mir nach wie vor ein wenig Angst. Noch dazu laufen hier viele Psychopathen frei herum... Na ja, aber andererseits... Bin ich doch auch nur einer von der Sorte. Mordlust, Blutdurst, das Verlangen jemanden zu zerquetschen oder zu zerreißen, Jemanden verstümmeln und und und, aber ich würde es nicht wagen jemanden umzubringen. Zumindest nicht so würdelos. Nicht, solange die Tabletten wirken.

Jetzt weiß ich, wie ich bin. Doch zu was ich noch fähig bin?

Angst.

PSYCHOCALL || Horror/ Mystery || Nathaniel B. BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt