5. Türchen

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Protective 1

Harry steht an der Seite und weiß gerade wirklich nicht, was er machen soll. Diese Jungs, Mason und Ethan machen sich schon wieder über ihn lustig. Sie lästern schon wieder über ihn und auch wenn sie wissen, dass er kleine, schüchterne Lockenkopf das alles hören kann, lassen sie es nicht.

Sie finden es lustig, dass Harry sich nicht wehrt, doch das tut er nicht, weil Harry das letzte mal, als er doch reagiert hat, auf der Krankenstation gelandet ist. Was kann er denn dafür, wenn er lieber liest und auch selbst schreibt, als ins Fitnessstudio zu gehen oder Football zu spielen? Und wieso kann es nicht als ganz normal angesehen werden? Wieso müssen sich diese Typen so darüber lustig machen?

Harry versteht nicht, wieso sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen können. Wieso können sich diese Leute nicht um ihr eigenes Leben kümmern? Haben sie echt so gar nichts zu tun, als sich über andere lustig zu machen? Zugegeben ich tue immer so, als würde es mich überhaupt nicht interessieren und ich will auch, dass es so ist, doch ganz an mir vorbei ziehen die dummen Kommentare und Sprüche doch nicht.

Wenn man immer wieder hört, wie dumm, hässlich und lächerlich ist, denkt man leider schon irgendwann darüber nach. Irgendwann kommt man nicht drum herum, darüber nachzudenken, und sich zu fragen, wieso andere so über einen sprechen, denken und wieso es nicht aufhört.

Es hat sich gebessert, dass muss man schon dazu sagen, aber es ist immer noch nicht gut. Sie reden immer noch über Harry und dieser kommt damit langsam aber sicher nicht mehr klar. Er redet doch nicht einmal mit ihnen, wieso also reden sie über ihn? Sie kennen ihn doch überhaupt nicht.

Doch darüber kann Harry jetzt nicht weiter nachdenken, denn plötzlich umarmt ihn jemand von hinten. Er zuckt etwas erschrocken zusammen, aber erkennt an den Tattoos an den Armen sofort, dass es sich um seinen Freund Louis handelt. Louis ist derjenige, der ihn immer wieder aufbaut, ihm immer wieder versichert, dass es absoluter Müll ist, was diese Typen über Harry reden und dass Harry gut so ist, wie er ist, dass er nicht darauf hören soll, was sie über ihn sagen, was Leute über ihn sagen, die ihn nicht einmal kennen, die gerade mal ein, vielleicht auch zweimal mit ihm gesprochen haben.

Louis' Worte haben viel mehr Gewicht für Harry. Sie muntern ihn immer wieder auf und geben ihm Kraft. Sie geben ihm die Kraft zu lächeln, glücklich zu sein und das Meiste zu ignorieren, was Mason und die anderen über ihn sagen, doch wie gesagt, immer geht es leider einfach nicht.

Louis versteht Harry, doch er will nicht, dass es so ist. Er will Harry am liebsten jeden Tag nur lachen hören und lächeln sehen. Er will nur, dass Harry glücklich ist und nichts anderes. Nichts anderes ist für ihn wichtiger, als dass es Harry gut geht.

Harry meint immer, dass Louis viel zu viel für ihn tut, aber Louis ist da ganz anderer Meinung. Harry hat ihn damals gerettet. Louis war, oder besser gesagt, ist immer noch, ein Badboy, wie er im Buche steht; viele Tattoos, Piercings und ziemlich sassy, meistens jedenfalls. Harry stört es nicht, ganz im Gegenteil. Er liebt es, wie Louis ist und er liebt es ebenso, dass Louis ebenso romantisch und unglaublich kitschig sein kann, wenn er will. Louis zeigt es nicht, für alle ist er der Badboy und vermutlich wird sich das auch nicht ändern. Lediglich mit dem Rauchen hat er aufgehört: für Harry. Louis meint, dass er nicht will, dass Harry den Rauch einatmet und dass dieser dann seiner Lunge schadet. Er will dass es Harry gut geht.

Anfangs war das noch nicht so; also natürlich hat Louis seine Harry geliebt, sehr sogar, aber er hat geraucht, ab und zu gekifft und auch bereits mit einigen anderen Drogen die Bekanntschaft gemacht. Sein damaliger bester Freund kam dann auf die Idee, dass man mit diesen Dingern auch Geld machen könnte, also so ganz nebenbei. Als er schon eine Weile dealte, sollte Louis mitmachen, damit sie mehr verkaufen könnten und mehr Geld machen würden.

Louis hatte eingewilligt, doch den Nachmittags vor seinem ersten Deal, war er bei Harry. Er hatte das Zeug bereits dabei, Harry wusste jedoch davon nichts. Er wusste nichts, bis er Louis' Handy aus seiner Jackentasche nehmen wollte, um ein Foto zu machen, da seins keinen Akku mehr hatte.

Da hat Harry die Tütchen gefunden und ja, er war verdammt enttäuscht. Er dachte zunächst, Louis würde es selbst nehmen, bis dieser es ihm dann erklärt hat. Er war anschließend nicht glücklicher darüber, aber wenigstens hatte Louis es nicht genommen. Wirklich besser, dass er „nur" dealte, war es jedoch auch nicht.

Louis meinte, es wäre nichts großes, es würden doch so viele auf diese Art etwas Geld verdienen, aber Harry konnte nur den Kopf schütteln. Er wollte Louis davon abbringen, hat bestimmt eine Stunde mit ihm diskutiert und gestritten, aber was soll ein schüchterner Junge mit einer Blumenkrone auf dem Kopf und einem rosanen Pullover an, einem Badboy mit schwarzen Klamotten und Tattoos auf der Haut schon sagen können? Richtig, eher weniger. Louis hat sich nicht abbringen lassen und Harry war nach dieser Stunde aufgelöst. Er saß auf seinem Bett und weinte leise. Harry weinte und weinte. Er wollte nicht, dass Louis dort hin geht.

Louis meinte nur, dass es doch nicht so schlimm sei und dass Harry sich mal nicht so aufregen solle. Da hat Harry Louis nur eine Frage gestellt.

„Würdest du mir das Zeug auch verkaufen?"

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