Kapitel 1

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„Soll ich dir beim Tragen helfen, Caty?" „Nein das geht schon, Dad", doch er glaubte mir nicht und nahm mir meinen Koffer aus der Hand. Sofort stöhnte er auf: „Meine Güte, Caty, was hast du da denn drin? Steine? Tut mir leid, aber das neue Haus steht schon." Er versuchte zu scherzen, doch ich sah, dass es ihm sehr große Mühe kostete, meinen Koffer überhaupt anzuheben. „Ist schon gut Dad. Hilf lieber Mom und Amy, ich schaffe das schon. Ich nahm ihm meinen Koffer wieder ab und tat so, als würde es mir auch schwer fallen, den Koffer zu tragen. Das tat es aber nicht: Werwolf-Power. Etwas verdattert schaute mein Dad mir noch kurz nach, sagte aber zum Glück nichts mehr und wendete sich dann meiner Schwester und meiner Mom zu, um ihnen zu helfen. Und nur mal so, mein Koffer ist nur so schwer, weil ich keine Lust hatte mehrere mit zu nehmen. Da hab ich lieber alles in einen gestopft.

Mein neues Zimmer war recht schön würde ich sagen. Ungefähr genauso groß wie mein Altes. Die hölzernen Möbel sind geblieben und die Wandfarbe ist auch die gleiche: ein warmes helles Orange.
Ich war fertig mit Auspacken deshalb lag ich auf meinem gemütlichen Doppelbett und wollte nach der anstrengenden Fahrt einfach kurz entspannen, doch dazu sollte es nicht kommen. „Amy, Caty! Essen!", rief meine Mom von unten. Ich rührte mich nicht, doch da kam auch schon meine herzallerliebste 8 jährige Schwester in mein Zimmer, ohne zu klopfen, und schrie: „Caty, Essen!". „Ja, Amy, ich habe es gehört. Sag Mom und Dad, ich komme gleich. Und Amy?" „Ja?". „Hast du gerade was vergessen?", sagte ich leicht genervt und klopfte an die Wand, um ihr zu demonstrieren, was ich meinte. „Oh, tut mir leid. Ich denk beim nächsten mal ganz bestimmt dran!" Jaja... und da flitzte sie auch schon nach unten.
Anders als ich hatte sie keine großen Probleme wegen des Umzuges. Sie hat es leicht neue Freunde zu finden, im Gegensatz zu mir, und obendrein ist sie kein Werwolf und muss sich nicht dem neuen Rudel stellen. Ich weiß, dass es hier eins gibt, da es hier in Greentown viel Wald gibt und außerdem hab ich es bei der Hinfahrt stark gerochen. Das Rudel muss groß sein, sonst wäre der Geruch nicht so ausgeprägt gewesen. Mir bangelt es jetzt schon davor mich ihnen vorzustellen. Was ist wenn es alles nur Idioten sind oder alles Jungs? Aber eigentlich ist es auch egal, ich werde wahrscheinlich eh wieder einfach ignoriert werden.
Ich versuchte den Gedanken über das Rudel erst einmal zur Seite zu schieben, atmete noch einmal durch und stand dann auf. Bevor ich runter ging, warf ich noch einen kurzen Blick in den Spiegel. Mein Outfit war sehr elegant, nicht. Jogginghose und Schlabberpulli, zu Hause stört das keinen. Meine langen glatten Blonden Haare fielen mir über die Schultern und umrahmenten mein Gesicht. Meine leuchtend blauen Augen, die im Wolfs-Dasein noch stärker leuchten, sahen müde aus. Ein kurzer Blick auf meinen Wecker, der 20:30 Uhr zeigt, und mein Magen sagten mir, dass es Zeit fürs Essen ist. Also wand ich mich vom Spiegel ab und ging runter ins Wohnzimmer zum Abendessen.

„Und Caty? Schon ausgepackt?", fragte meine Mom. Jetzt müssen wir uns unterhalten, weil meine Mom der Meinung ist, dass wir uns so selten sehen. Ist ja auch schwer ein Doppelleben zu führen und darauf achten zu müssen, dass kein Außenstehender etwas von der übernatürlichen Welt erfährt. „Ja, bin fast fertig.", antwortete ich. „Freust du dich schon auf die neue Schule?", ging es weiter. Sie weiß, dass ich eine Außenseiterin bin und Schule hasse, also mach ich mir nicht die Mühe, glaubwürdig zu klingen: „Ja, Mom. Total!". „Es öffnen sich doch jetzt neue Wege für euch beide. Das ist ein neuer Anfang und ich bin mir sicher, ihr beide werdet schnell neue gute Freunde finden!". Das glaubte sie nicht wirklich, jedenfalls nicht bei mir.
Ich nickte nur.

Nach dem Abendessen ging ich sofort in mein Zimmer, ich hatte wirklich keine Lust auf weitere Familiengespräche. Nachdem ich im Bad fertig war und gerade schlafen gehen wollte, um mich auf meinen letzten ruhigen Tag einzustellen, bevor die Schule nach den Sommerferien wieder anfängt, klopfte es an meiner Tür. „Ja?" Amy kam mit ihrem Teddy im Arm herein. Das konnte nur eins bedeuten: „Erzählst du mir eine Geschichte? Bitte. Ich kann nicht einschlafen." Dabei schaute sie so süß, dass ich nicht Nein sagen konnte: „Klar, komm her.", sagte ich und schon war sie unter meiner Bettdecke und lag neben mir. „Worum soll es denn gehen?" „Um Werwölfe!" Was? Weiß sie etwas? „Wieso das denn?", fragte ich so unauffällig wie möglich. „Nur so. Ich hab letztens ein langweiliges Buch über Werwölfe gelesen. Meine Freundin Anna hat es mir geliehen... aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, doch nicht über Werwölfe. Die Geschichte wird bestimmt auch langweilig. Erzähl mir lieber irgendwas über Oma."
Glück gehabt!
Amy kannte unsere Oma kaum. Sie war noch ein Baby, als sie starb. Auch wenn ich das nicht glaube. Ich denke es steckt mehr hinter Grandmas Tod, als mir lieb ist.
„Also gut..." ich erzählte ihr oft über unsere Grandma. Auch ich fühl mich ihr dann nahe. Als sie starb, war ich am Boden zerstört, da ich sie nichts mehr fragen konnte. Ab da musste ich alleine mit mir als Werwolf klar kommen.

Nach der „Geschichte" und als Amy wieder in ihrem Zimmer war, dachte ich noch kurz nach. Auf keinen Fall wollte ich morgen raus gehen. Die Gefahr, dass ich einen anderen Werwolf treffen würde, war zu groß. Ich werde Mom und Dad einfach sagen, dass ich lernen will, um gut auf die Schule vorbereitet zu sein. Das werden sie schon hinnehmen.
Und irgendwann bin ich dann auch eingeschlafen.

Another Werewolf Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt