Kapitel 2

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„Caty! Aufstehen!", schrie Amy und sprang auf mein Bett! Sie war eigentlich nicht schwer, aber so früh am Morgen, 06:55 Uhr um genau zu sein, war selbst das reinste Leichtgewicht eine unerklärlich schwere Last...
Wie bitte?! Fünf vor sieben! Ich wollte doch nicht gleich an meinem ersten Tag an der neuen Schule zu spät kommen! Ich musste meinen Außenseiterruf ja nicht noch unnötig verstärken.
Andererseits, zu früh zu kommen stand auch außer Frage, sonst müsste ich wahrscheinlich noch vor der ersten Stunde Bekanntschaft mit dem Rudel machen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich machte einfach entspannt, mit der Hoffnung sekundengenau in der Klasse zu sitzen.

Nach meinen schnell runtergelöffelten Cornflakes ging das Riesen Problem los, was sollte ich bloß anziehen?? Nach mehr oder weniger langem hin und her entschied ich mich dazu, eine Jeans und einen schwarzen Pullover an zu ziehen, hoffend, dass ich darin nicht zu sehr auffallen würde.

Da Amys Schule etwas weiter von unserem Haus entfernt war als die Greentown Highschool, brachte sie mein Dad mit dem Auto, ich nahm die umweltfreundliche Methode: Das Fahrrad. Ich schätzte mit ungefähr zehn Minuten Fahrt.

Nur hatte ich nur noch 20 Minuten, um pünktlich zu sein und statt zehn Minuten dauerte der Weg 15 Minuten. So schnell wie möglich schloss ich mein Fahrrad an die vorgesehenen Fahrradständer vor der Highschool. Diese war aus Backsteinen gebaut, etwas kleiner als meine alte und passte gut hier nach Greentown, fand ich.

Doch ich hatte nur für einen kurzen Blick Zeit, schnell packte ich meinen Rucksack und eilte zum Haupteingang. Nur noch wenige Schüler und Schülerinnen waren auf den Gängen unterwegs, als ich versuchte das Sekretariat zu finden und wie erwartet verschwendete keiner seine Zeit damit, mich eines Blickes zu würdigen.
Ich musste nicht lange suchen, da fand ich auch schon die Tür mit der Aufschrift: Sekretariat. Ich griff gerade nach der Türklinke, als ich es fühlte: Jemand starrte mich an und zwar mit einer solchen Intensität, die mich erschaudern ließ. Ich drehte mich um und wollte dem Täter in die Augen sehen, doch da war niemand. Seltsam. Einige würden vielleicht denken, sie hätten sich das nur eingebildet, aber ich wusste, dass da jemand gewesen sein muss und die Vorstellung gefiel mir ganz und gar nicht.
Ich drehte mich wieder zur Tür und drückte die Türklinke herunter.

„Ja, hallo. Ich heiße Caty, bin 18 Jahre alt und frisch hergezogen", stammelte ich vor mich hin. Ich hatte es nicht pünktlich geschafft. Die Welt wollte es nicht so und jetzt muss ich die so sehr gefürchtete Vorstellungsrunde halten.
Der Lehrer gab sich mit meiner Antwort leider nicht zufrieden und hakte nach: „Erzählen Sie uns doch bitte etwas über ihre Hobbys, Miss Cooper." Ich seufzte: „ Mein Lieblingsfach ist Sport und ich musiziere auch gerne." Hoffnungserfüllt schaute ich meinen neuen Lehrer an, reichte das?
Anscheinend bemerkte er meinen leidenden Blick und winkte ab: „Also gut. Vielen Dank. Setzt dich bitte in die dritte Reihe neben Adeleine."
Endlich war ich von dieser einen peinlichen Situation befreit und steuerte auf den mir zugewiesen Platz zu. Dabei ließ ich meinen Blick rasch über die Klasse schweifen, alle sahen super gelangweilt aus, an meinem bisherigen Status würde sich wahrscheinlich also nichts ändern. Keiner sah mich an. Außer drei Schüler und Adeleine. Erst war mir nicht klar wieso, doch als ich mich neben sie setzte, roch ich es: Sie war ein Werwolf und außerdem markiert. Das heißt sie und ihr Mate hatten sich bereits gefunden. Etwas verwirrt und arrogant musterte sie mich, bevor auch sie sich von mir abwendete. Die ganze Mathe-Stunde lang redeten wir kein Wort.
Ich würde sagen mein erster Tag hätte nicht besser laufen können.

Aber schlechter! In der Cafeteria während der Pause war ich maßlos überfordert, der Saal war total überfüllt, alle Tische besetzt und die ganze Zeit lag der Werwolf-Geruch in der Luft. Das Rudel war wohl noch größer, als ich dachte. Während diese mich kritisch beäugten wurde ich von den Menschen komplett ignoriert. Na super!

Auf der Suche nach einem freien Platz spürte ihn es wieder, den Blick, ein Schauer überkam mich und ich bekam Gänsehaut. Die schuldige Person in dem komplett überfüllten Saal ausfindig zu machen, war unmöglich.

Während ich mich so umsah, wohlwissend, dass ich immer noch beobachtet wurde, lenkte ein Kreis von Menschen, nein Werwölfen, die alle ihre Stimme erhoben hatten, meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich ging näher heran, um besser sehen zu können. In der Mitte des Kreises aus Werwölfen hockte ein Junge meines Alters auf dem Boden und versuchte panisch, sein Essen vom Boden aufzusammeln.
„Mach hin du Opfer! Oder willst du dein Fraß vom Boden essen?!", sagte ausgerechnet ein Wolf! Der Junge tat mir unglaublich leid und ich verspürte den dringenden Drang ihn zu verteidigen. „Hey!", rief ich, „Anders als so manch Anderer hier im Raum isst er sein Essen wie ein Mensch!" Ich wusste, dass der Idiot meinen Wink und die Beleidigung verstand. „Sag mal, was glaubst du eigentlich wer du bist? Was glaubst du wer wir sind? Hast du auch nur eine Ahnung..." setzte der Vollspast an, stoppte aber als Adeleine, ich nehme an seine Mate, ihm etwas ins Ohr flüsterte. Unter normalen Umständen hätte ich mit Sicherheit verstanden, was sie ihm sagte, aber durch die Aufruhr die ich verursacht hatte, war die Lautstärke in der Mensa mindestens um das dreifache gestiegen.
Der Idiot funkelte mich wütend an und zischte ein: „Wir sprechen uns noch!" bevor er sich mit seinen Idioten Freunden von mir abwendete.
Mein Gefühl sagte mir, dass der Typ der Alpha des Rudels war, in diesem Fall war sein erster Eindruck von mir bestimmt alles andere als akzeptabel. Tja, Chance verspielt!

Ich wollte mich gerade zu dem armen Jungen wenden und ihm helfen, doch er war bereits verschwunden. Schade, ich hätte ihn wirklich gerne etwas näher kennengelernt, aber ich hab ihn bestimmt nicht das letzte Mal gesehen.

Die Pause war fast zu Ende und ich verließ die Cafeteria, um noch einmal schnell vor der nächsten Stunde auf die Toilette zu gehen, da spürte ich wieder den Blick auf meinem Rücken und der folgte mir bis zur Toilettentür, aber als ich mich umsah, konnte ich niemanden erkennen.

Another Werewolf Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt