Kapitel 2

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Stumm betrachtete Yuri seinen gefüllten Frühstücksteller. Um ihn herum wurde endlos viel gesprochen, denn absolut jeder schwebte ganz offensichtlich in Gedanken noch immer bei dem Finale am gestrigen Abend. Gedrückt blickte der jüngste Teilnehmer sich um. Wieso waren alle so gut drauf. „Tch.“, kam es leise und verachtend über seine Lippen. „Yuuri Katsuki!“ Hinter Yuri liefen ein paar Leute lang, verwirrt drehte er sich um, zu schnell. Denn alles drehte sich noch mehr als vorher. Die Menschen stellten sich um den zweitplatzierten, welcher stets von seinem Trainer begleitet wurde. Victor. Er verdrehte die Augen und drehte sich zurück zu seinem immer noch unberührten Teller. Auch er wurde immer wieder von irgendwelchen Leuten bedrängt. Vor allem aber von Yakov. Zwar wusste er, dass er gestern Abend maßlos übertrieben hatte, aber der Alte sollte sich mal nicht so aufregen, als ob ihm das noch nie passiert war. Seufzend schob er seinen Teller nach hinten. Er lehnte sich zurück. Unzählige Male hatte er bereits Interviews gegeben. Gestern Abend, heute Nacht, sogar schon eben gerade. Immer wieder musste er seine Augen verdrehen. Angekratzt warf er erneut einen Blick auf Yuri und Victor. Der Schwarzhaarige wurde von seinem Silber, grauhaarigen 'Trainer' im Arm gehalten, während dieser für die Presse sprach. Immer wieder konnte er seinen eigenen Namen raus filtern. Okay wohl eher  seinen bescheuerten Spitznamen. Yurio. Das alles bloß dank der Aktion, von wegen Hasetsu on Ice in Japan. Am Besten wäre es gewesen, wenn er Victor gar nicht erst bis nach Japan verfolgt hätte, denn es hatte ihm schließlich eh nicht wirklich etwas gebracht. Victor, der große, tolle Victor Nikiforov hatte ihn, beziehungsweise sein Versprechen vergessen. Nicht um sonst hatte Yuri bereits schon Alles bei dem Finale der Junioren gegeben. Alles. Und dann das. Yuri Katsuki hatte bei dem Zwei Mann Battle zwar wirklich besser angeschnitten, aber trotzdem war es unfair. Er senkte den Kopf. Er hatte es Beiden versprochen. Egal. Vergangen bleibt vergangen. Er schluckte schwer, denn der Nachgeschmack des Alkohols zog durch seinen Mund, so schüttelte er sich reflexartig.

Ganz plötzlich und unfreiwillig fielen seine Gedanken zurück auf diesen Otabek. Wie erstarrt saß er da und blinzelte langsam. Aufgeregt schüttelte er seinen Kopf um davon los zu kommen, denn das konnte doch nicht wahr sein, dass ER die einzige Erinnerung an den gestrigen Abend war. Und wie klar war es eigentlich, das ausgerechnet er ihm gerade wieder begegnet war? Angestrengt dachte er nach und na ja er erinnerte sich bloß noch an das Telefonat mit seinem Großvater kurz nach seinem Sieg und daran das Yakov in mehr oder weniger gezwungen hatte mit zur Feier zu kommen. Von wegen es wäre seine Pflicht, vor allem als Sieger. Tja und was ist dabei herumgekommen? Verdammt. Da musste doch noch mehr gewesen sein. Seufzend schob er mit seiner Gabel das Rührei auf seinem Teller umher, ganz nebenbei machten sich die restlichen Merkmale seines Katers verstärkt bemerkbar. Die Kopfschmerzen waren ja okay, aber dieser Nachgeschmack von Gestern war schrecklich und ihm wurde einfach nur immer mehr übel. Dieser Abend hatte sich wirklich nicht gelohnt, ob Sieger oder nicht. Langsam stand er auf und blickte sich um. Sofort klebten einige Blicke an ihm. „Yurio!“, schrie eine nur leider zu bekannte Stimme. Er zuckte zusammen und knurrte. „Ich hoffe du konntest deinen Abend genießen.“, stichelte die Stimme. Der deutlich Kleinere drehte sich in die Richtung. Victor stand vor ihm und blickte auf ihn herunter: „Wann warst du denn weg?“ Die kristallblauen Augen seines Gegenübers bohrten sich in sein Gesicht. Mit einer ablehnenden Geste wandte sich Russlands Fee ab: „Keine Ahnung, bestimmt nicht lange. Ich hab nicht auf die Uhr gesehen.“ Plötzlich lachte Victor: „Ich glaube selbst wenn, hättest du damit nicht viel anfangen können.“ Wie ertappt stand er da: „Wie meinst du das.“ Raunte Yuri. „Na ja so betrunken wie du warst. Du warst schlimmer als Yuri letztes Jahr. Viiiiel schlimmer.“ Trotz des gegen an Kämpfens färbten sich Yuris Wangen etwas rot. „Tch.“, kam es bloß leise von ihm, „Und wenn schon.“ Victor legte ungläubig den Kopf schief, worauf hin Yuri ihm bloß den Rücken kehrte. Scheinbar schien der beinahe zehn Jahre ältere nicht zu wissen was er jetzt noch sagen sollte, andererseits kannte er den Rekordbrecher wohl schon zu gut und verließ sich auf ein lieb gemeintes Schweigen.

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