Kap. 1

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In dem dunklen Raum schaltet sich ein Licht ein.

Im nächsten Moment kreischt der Sänger einer Metallband los.

Müde wühlt sich eine bleiche Hand aus dem Berg von Decken und Kissen die mit vielen Kreuzen und Totenköpfen bedeckt sind. Eine Weile tastet die Hand auf dem Nachttisch herum, bis sie endlich das Handy endlich findet.

Kraftlos greift sie danach doch es fällt. Langsam folgt das bleiche Gesicht, der Hand aus dem Kissenberg und beugt sich zögernd nach vorn. Vernehmliches Ausatmen ist zu hören, denn dem Handy ist nichts passiert.

Nur der laute Sound ist immer noch da.

Als auch das endlich verstummt ist, nehmen Mathildas Sinne nur noch Totenstille und Dunkelheit wahr. Ihr Kopf sinkt gerade zurück in die Kissen als ein weiteres leises Piepen durch die Stille dringt.

Verdammt! In sekundenschnelle ist sie aus dem Bett. Fast zeitgleich fliegen beide Türen auf. Aus dem Zimmer neben ihr kommt ein großer, gut gebauter Junge mit hellbraunen Haaren gestürmt und versucht die Treppe noch vor ihr zu erreichen.

Als sie noch kleiner waren begann sie irgendwann ein Wettrennen aus dem morgendlichen Gang ins Bad zu machen. Damals war er schlecht damit klar gekommen, wenn sie ihn dabei geschlagen hatte. Doch mit der Zeit war er zu einem würdevollen Verlierer geworden. Ihr großer Bruder Matthew . Auch heute hat sie wieder ihren Vorsprung ausgebaut und ist schon bis zur Hälfte der Treppe gekommen, als sich ihr Fuß in dem langen Saum ihrer lockeren roten Pyjamahose verfängt.

"Mati", der entsetzte Schrei ihres Bruders ist kaum zu überhören, auch für die Kammerdienerin Daniela nicht. Diese kommt noch in der selben Minute aus ihrem Zimmer gelaufen und entdeckt Mathilda auf der Treppe liegen. Sprachlos stürzt sie zu ihr und ihrem Bruder.

"Mylady, was habe ich ihnen über diese täglichen Streitereien um das Bad gesagt?", tadelt sie sie und schaut dabei mit grimmiger Mine zu ihr hoch.

"Sein sie nicht so hart zu ihr , das ist doch nur aus Spaß und es ist vermutlich nicht einmal ein Kratzer. Ist doch so ?", versucht Matthew sie zu Beschwichtigen, doch als er seinen Blick wendet ist sie verschwunden. Wo sie ist, realisiert er erst als die Tür des Bades mit einem lauten Knall ins Schloss fällt.

"Mist...", flucht er leise und steigt dann an Daniela vorbei die Treppe hinunter.

"Junger Herr, welchen Tee möchten sie zum Frühstück?", ruft sie ihm noch hinter her kurz bevor er sein Zimmer betritt.

"Weißen mit Limette ", antwortet Matt und verschwindet. Gerade als Daniela sich umdreht um die Treppe hinauf zu steigen und Mathilda zu fragen fliegt die Tür oben auf. "Wie immer Schwarz " ruft Mati und verschwindet sofort wieder.

Mathilda Pov:

Danke das du mich verteidigst, aber ich kann das auch allein .

Mühsam humpel ich Stufe für Stufe nach oben.

Verflixter Mist, das tut ja auch noch weh. Wir hatten noch Kühlgel oder? Egal, erstmal ins Bad.Er scheint mich echt nicht mitzubekommen.

Im Bad angekommen sinke ich auf den Boden und atme erstmal durch.

Wo lag nochmal das Gel? Ach ja , in dem linken Schrank vom Waschbecken aus.

Lang ausgestreckt liege ich auf dem Boden und schnappe nach der Schranktür.

Die ist nicht einfach zu erreichen wenn man sich keine Zentimeter mehr bewegen möchte.

Es dauert gefühlte 10 Minuten bis ich es endlich in die Finger bekomme und bemerke das durch die Ablenkung und den kalten Fußboden der Schmerz schon fast verschwunden ist. Trotzdem erfüllt das Gel noch seinen Zweck.

Ich beuge mich über das Waschbecken und schaue in den Spiegel.

Ein blasses Gesicht umrahmt von matt schwarzen Haaren und enge, dunkle und trübe Augen sehen mir entgegen. Meine dürre Gestalt und der ewig grimmige Gesichtsausdruck spiegeln sich erbarmungslos wieder. Mit diesem Aussehen hält jeder an meiner ich Schule für eine Hexe und Hexen werden gejagt.Eine der ach so großen Regeln dieser scheiß Welt. Was das allgemeine Mobbing an den Schulen nicht ausschließt.

Das schmerzt.

Vor allem weil mein Bruder vermutlich einer der Besten Hexenjäger aller Zeiten werden wird. Bei dem Gedanken schüttelt es mich. Gut ,es gibt einige Hexen denen das Böse in die Wiege gelegt wurde. Diese haben sogar ihr eigenes Netzwerk auf der ganzen Welt aufgebaut und kontrollieren vermutlich sogar schon die Regierung. Da macht eine extra Polizei oder sowas schon Sinn. Das wäre auch ein treffender Grund dafür ,aber fast alle Hexenjäger außer die Obersten wissen dieses Detail nicht mal.

Warum ich das weiß kann ich ehrlich nicht beantworten.

Der Grund für das eigentliche Morden ist vermutlich nur, das es ihnen Spaß macht die Rasse der Hexen auszurotten.

Die Meisten von ihnen leben in Frieden mit ihren Familien und tun niemandem etwas. Das Traurige ist manchmal stelle ich mir vor, wie sie flehen das die Jäger ihrer Familie nichts tun und nur sie allein sich opfern würden. Doch nie werden ihre Wünsch bei ihnen gehört werden. Ich habe meinen Bruder schon mal darauf angesprochen, dass das Töten Wehrloser doch keine Lösung sei. Er versicherte mir das er nur die töten werde die es verdienen. Aber ich weiß dass er sobald er die Lizenz dazu hat ebenfalls nur sinnlos morden wird. Genug davon ich muss mich beeilen.

Schnell spritze ich mir etwas Wasser ins Gesicht und putzte Zähne. Nach der kompletten Morgentoilette schlendere ich die Treppe zu den Zimmern wieder hinunter und klopft bei Matthew 5 mal gegen die Tür. Den Code hatten wir uns ausgedacht um Zeit zu sparen.

Schon meine Kleidung für den Tag planend schloss ich meine Tür hinter mir.

Matthew Pov:

Sie ist echt hinterhältig. Manchmal würde man sich nicht wundern, wenn sie jetzt einfach Dinge durch die Luft schweben lassen würde.

So etwas würde schon zu ihr passen. Aber ich fände es schrecklich! Ich will meine Schwester nicht umbringen müssen. Ich würde sie lieber dazu bewegen uns zu helfen.

Da würden aber auch Probleme auftreten, denn einerseits ist sie ein wandelndes Hexenlexikon was sehr nützlich sein könnte , doch andererseits würde sie ständig protestieren wenn wir unsere Arbeit machen , weil sie ja immer noch krampfhaft versucht sie zu beschützen, auch wenn sie weiß das wir das Risiko nicht eingehen können.

Plötzlich klopft es an meiner Tür : Poch........Poch,Poch,Poch........Poch. Das hieß das Bad ist frei. Ich springe aus meinem Schreibtischstuhl, doch höre gerade noch wie Matis Tür zuschlägt. Eigentlich wollte ich sie nochmal darauf ansprechen, aber in ihr Zimmer will ich nicht. Naja später geht ja auch.

Sie hielt jeden daraus fern, und das sehr gut. Einmal hatte ich es versucht als wir noch kleiner waren, aber damals hatte ich ihre Kraft und ihr damaliges Können schon gewaltig unterschätzt. Sie hatte mich sogar so sehr verletzt, dass ich letztendlich ins Krankenhaus musste.

Eigentlich hat ja alles damit angefangen.

Mathilda wollte damals aus eigenem Instinkt Kampfsport erlernen ,doch ich hatte dies erst nach diesem Übergriff in Betracht gezogen. Doch Talent liegt ja in der Familie wie man so schön sagt.Oft hatten wir zusammen trainiert, bis eines Tages bei den Trainings etwas schief gelaufen war, doch daran was es war kann ich mich nicht mehr erinnern. Seit diesem Tag trainieren wir nicht mehr, was eigentlich traurig ist denn ich bin sehr neugierig was sie noch kann.

~{****}~

Doch das würde sich bald ändern. In ihrer Schule wurden die Geschwister nämlich darauf vorbereitet sich vor Hexen verteidigen zu können. Dazu kam in der neunten Klasse (auf den Gymnasien/auf den Regelschulen erst in der Zehnten)noch eine Überlebensprüfung auf die sie über das ganze Schuljahr hinweg vorbereitet wurden.

Matt war bei seiner damals so gut gewesen das er ein Stellen Angebot als Jäger bekam welches er natürlich angenommen hatte.

Mathilda war dieses Jahr an der Reihe und sie bekam sogar noch einen Extra Ansporn. Die Gewinner durften nämlich ein mal die Halle besuche in denen die Größten aller Hexen in ihren ewigen Gefängnissen aufbewahrt wurden.

Was Matthew nicht wusste, die ganze Schule ist schon fest davon überzeugt dass Mathilda die Überlebensprüfung nicht lebend übersteht.

The Witch inside youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt