Unter den Apfelbäumen

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Friederike schaute nach unten. Der Zug stand auf den Schienen und war nun doch zum Stillstand gekommen. Blaulichter blitzten durch die Nacht, Menschen liefen auf den Schienen umher. Am Rand der Schienen lag ihr zerschmetterter Torso, vor lauter Blut gar nicht mehr richtig als Mensch zu erkennen, Gliedmaßen und Stücke des Schädels waren überall verstreut. Menschen schrien und machten Lärm, aber das alles schien so weit weg und wurde immer leiser. Nur langsam konnte sie sich von diesem Anblick lösen. Sie blickte sich um, überall um sie herum gab es nur Apfelbäume, keine andern Pflanzen auf der Wiese. Einige wenige Tiere, Schafe die aussahen wie Wolken und eine Ente, die zu einem kleinen Fluss watschelte.

In der Ferne, unter einem Apfelbaum erblickte sie Jay. Jay war nackt, er lag auf dem Rücken, und auf ihm ritt ein Mädchen mit langen blonden Haaren. Sie war wunderschön. Das Mädchen hielt Jay einen Apfel hin. Friederike wollte laut schreien als sie es sah! Sie musste ihn warnen, den Apfel durfte er einfach nicht nehmen! Diese Geschichte musste Jay doch kennen! Aber Jay konnte sie nicht hören, schien noch nie vom Ausgang der Geschichte gehört zu haben. Jemand musste Jay vor ihr retten!

Bevor Jay in den Apfel beißen konnte, sah Friederike, wie aus dem Schatten eines benachbarten Baumes eine Gestalt, groß, schnell und muskulös, mit einem dicken Stock in der Hand hervortrat. Der Stock traf den Kopf des Mädchens genau am Hinterkopf und sie sackte tot auf Jay zusammen. Es dauerte einen Moment bis Jay begriff was eigentlich passiert war. Die Gestalt verwand ungesehen, so schnell sie gekommen war wieder zwischen den Bäumen.

In der Ferne verebbten Jays Schreie, seine Gestalt und die Apfelbäume wurden immer kleiner, Friederike musste weiter, konnte nicht bleiben. Nicht bei Jay, nicht bei ihren Wolken-Schäfchen und nicht bei den Apfelbäumen.

Post-Punk Szenario (düster und gewalttätig)Where stories live. Discover now