Soldaten

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Holger zieht das Boot aus dem Wasser in Richtung Auto, als er durch die Bäume hindurch auf dem einhundert Meter weit entfernten Weg zwei Soldaten sieht. Sofort rennt Holger laut rufend und wild mit den Armen wedelnd zu den Soldaten. Die Soldaten rufen zurück, "HALT STEHEN BLEIBEN!!!" , und eröffnen umgehend das Feuer. Als die Gewehrsalven erklingen, schreckt Olaf zusammen, er weiß gleich, dass etwas passiert sein musste, denn Holgers Rufe endeten abrupt. Voller Furcht vor dem was kommt, versteckt sich Olaf im dicht bewachsenen Wald unter Farnen und kleinen Ästen um die Soldaten zu beobachten. Die Soldaten reden mit einem Dialekt wie man ihn nur in Südbachinien findet. Sie scheinen eine Art Patrouille zu sein, denn sie gehen ganz in Ruhe, die Umgebung mit den Gewehren absuchend, weiter. Aber warum sind Soldaten der Südbachinien Armee hier. Nord und Südbachinien sind schon seit Ewigkeiten verfeindet. Erst kürzlich hatte Südbachiniens Machthaber, mit Auslöschung gedroht, falls Nordbachinien nicht bald die Sanktionen gegen sein Land aufheben wird. Als von den beiden Soldaten keiner mehr zu sehen ist, kommt Olaf aus seinem Versteck gekrochen und tastet sich langsam zu Holger vor. Sie haben ihn einfach liegen gelassen. Holger ist tot, von mehreren Kugeln getroffen ist er zusammengebrochen. Olaf kann es selbst nicht fassen, dass er so ruhig bleibt. Er nimmt die Autoschlüssel aus Holgers Jackentasche, schleicht zum Geländewagen und verbindet seine Hand neu, danach zieht er Holgers Leichnam in den Wald und legt ihn unter großer Anstrengung in das Boot. Nachdem Olaf die Leiche abgelegt hat, wartet er darauf, dass es Nacht wird und fährt im Schutz der Dunkelheit mit Holgers Leichnam zur Insel. Bassam hilft beim reinziehen des Bootes. Sie hatten die Schüsse gehört und sich gefragt was sich da ereignete. Olaf erzählt schluchzend und unter Tränen was auf der anderen Seite passiert ist, woraufhin Bassam und Arsen sich jetzt sofort ins Dorf schleichen wollen um nach ihren Familien zu sehen. Olaf will auf keinen Fall wieder zurück, er hat sich entschlossen auf der Insel zu bleiben und ein Grab auszuheben, damit sie Holger später eventuell beisetzen können. Bassam und Arsen ziehen sich ihre Neoprenanzüge an und schnappen sich ihre Schlafmatten aus einem Styropor ähnlichem Material, um mit ihnen die zwei Kilometer Wasser sicherer zu durchschwimmen. Der Himmel ist bedeckt, das Wasser ist schwarz und das Ufer ist nur zu erahnen, so dunkel ist diese Nacht. Es ist ganz schön anstrengend so weit zu schwimmen wenn man es nicht gewohnt ist, Arsen muss sich auf etwa halbem Weg kurz ausruhen und ist dankbar seine Isomatte dabei zu haben. Als sie endlich das Ufer erreichen, flüstert Bassam, "Wir müssen ganz leise sein, sie dürfen nicht mitbekommen, dass wir hier sind." Ihre schwarzen Neoprenanzüge sind die perfekte Tarnung, als sie sich auf den Weg ins Dorf machen. Die beiden sind sich einig, dass sie den Weg meiden sollten und schlagen sich deshalb einen Weg durch den Wald. Gar nicht so einfach das Dorf zu finden wenn man sich an nichts orientieren kann. Bassam hatte Arsen zuvor überredet, dass sie zuerst zu seinem Haus gehen da es auch das abgelegenste Haus im Dorf ist. Da es schon nach Mitternacht ist, wundert er sich nicht weiter, dass in seinem Haus kein Licht mehr brennt als sie dort eintreffen. Die Vordertür ist verschlossen. Bassam denkt, "Endlich schließt sie mal die Tür ab." ,als er den Haustürschlüssel aus seinem Versteck holt. Leise schließt er die Tür auf und gibt Arsen ein Zeichen, dass er hier draußen warten soll. Bassam geht langsam und vorsichtig, damit er seine Frau Luci nicht aufweckt, die Holztreppe nach oben. Er öffnet die Schlafzimmertür langsam und kann im dunkeln zwei Personen im Ehebett sehen. Außer sich vor Wut, schaltet Bassam das Licht an und schreit Luci an. "KAUM BIN ICH DREI TAGE WEG BRAUCHST DU EINEN NEUEN STECHER?!" Doch unter der Decke kriechen zwei Junge Männer hervor, sie sind sichtlich verwundert Bassam in dem Schlafzimmer zu sehen. Sofort greift einer zu seinem Gewehr, steht mit nur einer Unterhose bekleidet vor Bassam und fordert ihn lautstark und in einem Südbachinien Dialekt dazu auf, zurück nach draußen zu gehen. Widerwillig geht Bassam mit dem Gewehr im Rücken die Treppe runter. Er weiß genau, wenn er draußen ist, wird der Typ mit der Waffe ihn erschießen. Am unteren Ende der Treppe, noch im Hausflur bleibt Bassam stehen dreht sich um und stellt den Typ mit der Waffe, überlaut zur Rede, "Hey man, was soll das? Wer sind sie eigentlich? Wo ist meine Frau und was machen sie in meinem Haus?" Woraufhin dieser aber nur mit einem gestreckten Fußtritt in Bassams Bauch antwortet. Bassam geht rückwärts von Schmerzen gekrümmt und mit gesenktem Blick aus seinem Haus. Der Fremde mit der Waffe folgt ihm und zielt dabei auf Bassams Kopf. Kaum tritt der Fremde durch den Türrahmen, streckt ihn ein Kantholz mit einem heftigen Schlag auf seinem Kopf nieder. Es war ein dumpfer Ton, den das Kantholz verursachte, aber das Brechen des Schädels war deutlich zu hören. Arsen hatte alles mit angehört und dem Hausbesetzer mit nur einem Schlag den Schädel so zertrümmert, dass dieser auf der Stelle tot ist. Bassam greift sich gleich die Waffe, stürmt nach oben in sein Schlafzimmer wo der andere gerade versucht sein Gewehr zu greifen und schießt ihm ohne Vorwarnung in den Arm. Jammernd und die Hände vor seinen Kopf haltend, fleht er auf Knien um Gnade, "Bitte erschieß mich nicht!" ,wimmert er mit zitterndem Organ."WER BIST DU, WAS WILLST DU HIER?" ,brüllt Bassam ihn an. Er ist ein schmales Hemd und klein wie eine Frau. Arsen und Bassam erfahren, dass der Typ der vor ihnen auf den Knien sitzt, Janeck heißt und mit seiner Armee aus Südbachinien im ganzen Land eingefallen ist. Alle Bewohner von Nordbachinien werden gefangen gehalten, als Sklaven missbraucht oder wurden in Arbeitslager gesteckt. Sehr viele Leute wurden bei Widerstand und während der Invasion getötet oder hingerichtet. Die Soldaten konnten sich ihre künftigen Häuser aussuchen und sich dort Einquartieren. Bassam will wissen wo seine Frau ist, doch Janeck stellt sich plötzlich Stur, er will nicht verraten wo seine Frau ist. Trotz alle dem, dass Bassam ihn mit dem Griff von dem Gewehr ins Gesicht schlägt verrät er nichts. Stinksauer und mit kochender Wut in seinem Bauch, zieht Bassam ihn an seinen Haaren durch das Haus, die Treppe herunter bis nach draußen. Bassam faucht Janeck mit Hasserfüllten Augen an, "Sag mir wo meine Frau ist, oder du bist tot!" "Töte mich doch, den Schuss wird jeder hören und dann bist du tot! Ich sage dir Nichts!" ,antwortet Janeck mit einem fiesen Ausdruck in seinem Gesicht. Kaum hat er das ausgesprochen, wirft Bassam das Gewehr in Arsens Hände, greift sich das blutige Kantholz und schlägt mit all seiner Kraft auf Janecks Kopf. Kurz bevor das Kantholz auf seinem Schädel niederging, konnte er noch die Angst und Verblüffung in seinen Augen sehen. Janeck bricht tot, in sich zusammen. Arsen meint zu Bassam, "Wir müssen die Leichen beseitigen." Worauf er ihm schweigsam beipflichtet. Sie gehen zum Schuppen nahe des Hauses holen sich Spaten und Schaufel und graben genau neben dem Komposthaufen ein großes Loch. Sie werfen die beiden Leichen in das Loch schütten es zu, treten alles fest, verteilen die restliche Erde auf dem Komposthaufen und graben diesen etwas um, damit die Erde nicht obenauf liegt. Arsen und Bassam durchsuchen das Haus nach Waffen sowie Munition und packen alles außer die Gewehre in ihre eben gefundenen Rucksäcke. Arsen will jetzt unbedingt noch in sein Haus um nach seiner Freundin Kathi zu sehen. Es ist schon vier Uhr, das Dorf hüllt sich in Dunkelheit, nur vereinzelte Lampen beleuchten die breiten Straßen. Das Problem welches nun besteht ist, wie kommen sie ungesehen zum Haus von Arsen. Jede Straße dorthin wird von bewaffneten Soldaten patroliert. Mit olivgrünen Rucksäcken ausgestattet und den Gewehren in der Hand, schleichen sie über viele Umwege zum Haus von Arsen. Seine Bleibe ist ein großes, sehr altes Fachwerkhaus mit einem Reetdach und kleinen Fenstern, sowie einer angrenzenden Scheune, allerdings ist es momentan einer Baustelle gleichend. An seinem Zuhause angekommen, sucht Arsen verzweifelt nach seinen Schlüsseln die er immer unter das Dach vom Vogelfutterhaus hängt. Irgendwer scheint die Schlüssel weggenommen zu haben. Da sein Werkzeugschuppen nie verschlossen ist, holt er sich von dort zwei große Schraubendreher um die Balkontür auszuhebeln und so ins Haus zu gelangen. Er hebelt von unten und Bassam an der Seite wo der Knauf ist. Plötzlich ein lautes Krachen, dass durch Mark und Bein geht, die Glasscheibe ist gebrochen aber fällt nicht heraus. Um nicht erwischt zu werden, verstecken sich die beiden Freunde augenblicklich in seinem Schuppen. Nichts passiert, kein Licht geht an und es kommt auch niemand raus. Vorsichtig pirschen sich Arsen und Bassam wieder an die Balkontür und öffnen diese nun. Sie gehen in sein Haus, ohne das Licht einzuschalten durchsuchen sie das Haus. Arsen geht als erstes in das Schlafzimmer und das Gästezimmer während Bassam ihn mit dem Gewehr im Anschlag begleitet. Aber keine Menschenseele ist im ganzen Haus zu finden. Arsen macht sich große Sorgen und fragt, "Wo sollen wir jetzt suchen?" "Keine Ahnung." ,antwortet Bassam Schulterzuckend. Bassam überlegt laut, "Wo würde die Armee zweihundert Menschen einsperren können?" "In der Sporthalle!" ,antwortet Arsen. Es dämmert schon, jetzt noch weiter zu suchen wäre lebensmüde, also machen sie sich erst einmal wieder auf den Weg zur Insel. Vorher packen sie ihre Rucksäcke noch voll mit allerhand Zeug und Konserven, allem was sie so brauchen können. Bis sie am Boot angekommen sind, ist es schon taghell. Jetzt mit dem Boot überzusetzen ist keine gute Idee. Also knoten sie viele Zweige und Gestrüpp zusammen, um sich darin zu verstecken, während sie mit der Tarnung zum anderen Ufer schwimmen. Olaf sieht auf das Wasser, er wartet schon sehnsüchtig auf die beiden. Er rechnet schon mit dem schlimmsten. Als Arsen und Bassam mit ihrer Tarnung endlich aus dem Wasser steigen, bekommt Olaf eine kleine Panikattacke weil er sie bis zum Schluss nicht kommen sehen hat. Auf den neuesten Stand gebracht und mit allen Informationen versorgt, entschließt sich Olaf in der nächsten Nacht mit nach Gadelin zu kommen und bei der Suche zu helfen. Noch geschockt von den Ereignissen, entschließen sich die Männer Holger beizusetzen, Olaf hatte schon ein Grab ausgehoben und ein ansehnliches Kreuz inklusive einer Gravur geschnitzt. Olaf, der ihm am nähesten stand, sagt ein paar sehr bewegende Worte als sie Holgers Leichnam mit Erde bedecken. Von der Trauer überwältigt, verbringen sie den Tag in sich gekehrt und reden kaum ein Wort miteinander.Bassam überlegt sich, ob sie nicht besser die nächste Zeit hier auf der Insel bleiben sollen, denn Frage die sich stellt ist, wird sich an dieser Situation jemals etwas ändern. Aber um hier länger bleiben zu können, müssen sie sich hier aber besser Einrichten, sonst werden sie es nicht lange überleben. Das Wetter wird am Abend zunehmend schlechter. Der Wind lässt größere Wellen auf dem See entstehen, was ein eher seltener Anblick ist. Die Männer sitzen in einem der Zelte und spielen Karten, um sich so vor dem Regen schützen zu können. Der Regen wird immer kräftiger, er drückt so sehr auf die Zeltwand, dass man das Gefühl hat, das Zelt bricht gleich zusammen. Ein paar Minuten später, nimmt der Wind noch weiter zu, starke Böen lassen die Bäume schwanken. Mit einem Mal ein lautes Krachen, ein Baum bricht unter der Last des Windes, man hört die Äste bersten, als der Baum mit einem dumpfen Poltern auf dem Boden aufschlägt. Schnell ist den Männern klar, dass sie hier nicht mehr sicher sind. Eilig packen sie ihre Sachen zusammen und flüchten in den völlig zugewucherten Keller der Ruine, die sich in unmittelbarer Entfernung befindet. Das scheint ihnen im Moment der sicherste auf der Insel zu sein, da sie nicht von einem Baum erschlagen werden können. Dort angekommen, treten sie die Vegetation nieder damit sie sich ein wenig besser bewegen können. Sie versuchen dort eines der Zelte wieder aufzustellen, doch es bleibt dank des Wetters nur bei einem Versuch. Den Elementen ausgesetzt, sitzen sie kauernd unter dem Schutz einer Zeltbahn, die sie sich über die Köpfe halten, während sie auf das Ende dieses Unwetters warten. Als nach Stunden das Wetter wieder aufklart, kommen Sie aus ihrem sicheren Unterschlupf und sehen das ganze Ausmaß der Verwüstung. Einige Bäume sind dem Sturm erlegen, einer von ihnen liegt genau auf dem Zelt von Olaf, wäre dort jemand drin gewesen, er wäre jetzt tot. Es ist schon wieder Abend und es wird bald dunkel. Wenn man sich den Himmel ansieht, weiß man, dass es nur eine kurze Auszeit gibt. Die drei bauen sich eine notdürftige Unterkunft, die sie vor den noch folgenden Regenmassen in der Nacht schützen soll und legen sich schlafen. Am nächsten Morgen besprechen sie ihre Pläne. Olaf der leider schon lange keine Familie mehr hat, möchte nachts in die Häuser einbrechen und Guerilla mäßig die Soldaten nacheinander töten, bis keiner mehr von ihnen da ist, jedoch wird dieser Plan schnell wieder verworfen. Arsen will herausfinden, wo ihre Familien und die Dorfbewohner gefangen gehalten werden und will sie dann befreien, was alle für eine gute Idee halten. Bassam möchte aber auch, dass sie sich auf den Herbst und den kommenden Winter vorbereiten, denn sie werden sich weiter vor den Soldaten verstecken müssen und halb erfroren können sie nichts gegen die Armee ausrichten. Außerdem müssen sie Nahrungsquellen ausmachen, damit sie nicht verhungern. "Und wo wollen wir anfangen?" ,fragt Arsen. Olaf antwortet, "Ist doch klar, Nahrung ist das wichtigste!" Nach beschlossener Sache, überlegen sie wie sie sich am besten versorgen sollen, denn sie können nicht immer darauf vertrauen, dass auch jedes Mal beim Angeln ein Fisch anbeisst. Bassam fällt ein, dass sich direkt am Rande des Sees ein landwirtschaftlicher Betrieb befindet. Er hofft, dort Nahrungsmittel und andere Sachen zu finden die sie für ihr Überleben benötigen. Da es noch früh am Tag ist, können sie die Farm nicht unerkannt mit dem Boot erreichen. Deshalb kümmern sie sich jetzt doch zuerst um ihre Unterkunft. Als erstes, machen sie den Keller der Ruine frei von allem was dort im Innern gewachsen ist. Der Keller ist etwa vierzig Quadratmeter groß und in zwei fast gleiche Räume unterteilt die mit einem zwei Meter großen Durchgang verbunden sind. Da sie von den Kellerräumen, den gesamten Platz benötigen, entschließen sie sich eine Kelleraußenwand freizulegen und dort anschließend einen Eingang durch die Wand zu brechen. Als sie damit fertig sind, ist der alte Betonboden wieder sichtbar und man kann sich schon fast vorstellen es hier drin wohnlich zu machen. Da die gesamte Decke des Kellers fehlt, bearbeiten sie die umgefallenen Bäume so, dass sie als Trägerbalken für das zukünftige Dach dienen können und legen sie oben auf die Kellerwände. Den dicksten von ihnen legen sie in die Mitte und die anderen legen sie mit einer Seite auf die Kellerwand und mit der anderen auf den mittigen Baumstamm, damit das Dach ein Gefälle bekommt. Bassam baut eine Tür um sie vor den Eingang stellen zu können, dazu benötigt er einige gerade gewachsene, etwa zwei Meter lange Äste die er dann miteinander verbinden kann. Hierfür benötigt er noch Seil, welches er sich aus der Rinde von jungen Bäumen flechet. Das Dach stellen sie aus vielen einzelnen Ästen her, die sie danach mit den Stoffen und Planen von den alten Zelten bedecken. Zur Dämmung, zur Tarnung und damit die Zeltbahnen und Planen nicht wegfliegen können, wird das Dach nun noch mit Moos und Gras bedeckt. Ihre neue Behausung sieht nun so aus, wie man es aus Büchern über kleine Fabelwesen kennt. Nachdem der Unterschlupf fertig und ausreichend getarnt ist, bricht die Dunkelheit herein. Die Männer essen schnell noch etwas, bevor sie in die Nacht aufbrechen. Bassam ist hin und hergerissen, er will viel lieber nach seiner Familie sehen, als jetzt für Nachschub zu sorgen. Nach einem kleinen Streit zwischen Freunden, konnte Bassam die anderen überzeugen heute Nacht doch ihre Familien zu suchen. Sie schwimmen, wieder mit Hilfe der Isomatten und in Neopren gehüllt an das andere Ufer. Damit sie sich besser bewegen können, haben sie heute nur die zwei gefundenen Pistolen als Waffen dabei. Die Sporthalle ist von außen hell beleuchtet, es stehen ungefähr ein Dutzend große Baustrahler auf jeder Seite des Gebäudes. Mehrere Patrouillen umkreisen großflächig das Gebiet, in dem sich die Sporthalle befindet. Ein unbemerktes eindringen in das Gebäude scheint unmöglich. "Verdammt, wie sollen wir denn da vorbei kommen?" ,flüstert Bassam leise, die Hand vor dem Mund haltend. "Ich könnte sie vielleicht ablenken, wenn ich genug krach mache..." ,schlägt Olaf vor. Arsen will lieber den Strom abschalten, und dann von der Rückseite ins Gebäude gehen. Bassam hält das aber für zu gefährlich, aber stimmt beiden Vorschlägen zu und erklärt wie es funktionieren kann. Sie schleichen sich alle zum Haus von Arsen, da sie damit rechnen, hier am ehesten ungesehen ein paar Besorgungen machen zu können. Als sie angekommen sind, müssen sie feststellen, dass in seinem Haus das Licht an ist. Arsen, drängt Bassam zurück und flüstert, "Ich kann das nicht, nicht schon wieder!" "Okay, wartet hier! Beide!" antwortet Bassam und schleicht sich zu Arsens Schuppen. Nach kurzer Suche, nimmt er den Alleskleber und ein altes Feuerzeug. Als er wieder umkehren will, steht dort plötzlich ein Soldat draußen an der immer noch kaputten Balkontür und raucht. Er ist sichtlich betrunken und an seiner Zigarette raucht er eine gefühlte Ewigkeit. Durch einen kleinen Schlitz in der Schuppenwand kann Bassam erkennen, dass sich in Arsens Haus zwei Frauen aufhalten, die dort eindeutig nicht freiwillig sind. Es sind zwei Frauen aus Gadelin, die eine kennt er nicht genau, weil sie und ihr Mann erst vor ein paar Monaten ins Dorf gezogen sind und die andere ist Nadine, eine ganz junge Kollegin von Arsens Freundin. Das Schwein mit der Zigarette hält sie sich wahrscheinlich als Sklavinnen. Bassams Hand greift fest entschlossen, das kleine Beil was neben seinem Kopf hängt. Der Soldat ist nach langem Warten fertig mit seiner Zigarette und will wieder in das Haus gehen. Bassam reißt die Schuppentür auf und rennt mit dem Beil in der gehobenen Hand auf den Soldaten zu, als dieser sich umdrehen will, steckt das Teil schon in seinem Kopf und er sinkt wie ein Stein in sich zusammen. Bassam öffnet langsam die Balkontür und flüstert den beiden Frauen zu "Hey! Kommt mit, der ist tot!" Die beiden Frauen sehen Bassam und den toten Soldaten an und ziehen sich wortlos ein paar Schuhe an, wobei sie sich andauernd ängstlich umschauen. Mit den beiden Frauen hinter sich, trifft Bassam blutverschmiert nach nun fast zwanzig Minuten, endlich bei Arsen und Olaf wieder ein. Auf die fragenden Gesichter, antwortet Bassam vorschnell, "fragt nicht, ich erzähls später! Wir müssen eine Leiche verstecken!" Arsen weist die beiden Frauen an, sie sollen sich hier hinter der Hecke verstecken bis sie gleich wieder zurückkommen. Nach nicht einmal zehn Minuten sind die drei wieder zurück, doch von den beiden Frauen fehlt jede Spur. "Arsen, was hast du zu den beiden gesagt?" ,flüstert Bassam. Arsen antwortet, "Nur, dass sie hier warten sollen!" Worauf Olaf sich einmischt und sagt, "Kann ich bestätigen." Achselzuckend gehen die drei mit der Beute aus dem Schuppen und der Pistole vom Soldaten wieder zur Sporthalle. Olaf nimmt all die Munition und eine Waffe die sie dabei haben an sich und geht los. Arsen schleicht sich zum Verteilerkasten, der sich ungefähr siebzig Meter von dem äußersten Scheinwerfer befindet und wartet auf das Zeichen von Bassam, das Kabel zu kappen. Bassam stellt sich so auf, dass er möglichst schnell an der Rückseite der Sporthalle auf einen kleinen Vorbau klettern kann, um dann ins innere des Gebäudes zu sehen. Für Arsen und Bassam heißt es jetzt Abwarten. Unterdessen geht Olaf soweit von der Sporthalle weg, dass er die Soldaten zwar noch erkennen kann, aber trotzdem weit genug entfernt ist, um die Soldaten weglocken zu können. Dann legt er den einen Teil der Munition unter einem Auto ab und übergießt sie mit dem Alleskleber den er danach anzündet. Dann rennt er in gebückter Haltung zum nächsten Auto, das etwa hundert Meter weiter weg steht und vom anderen Auto aus nicht sichtbar ist, hier wiederholt er das ganze dann noch einmal. In dem Moment, als er den Alleskleber wieder über die Munition gießt, entzündet sich die Munition unter den ersten Auto so, dass es nach Gewehrsalven klingt. Er zündet wieder den Kleber an und verschwindet von dort. Die Soldaten reagieren wie geplant, die Patrouillen laufen zu den verschiedenen Explosionen, wo sie dann nur brennende Autos vorfinden werden. Arsen kappt die Stromversorgung von den Scheinwerfern und Bassam klettert schnell auf die kleine Erhöhung um durch das Fenster sehen zu können. Und tatsächlich, es sieht aus wie eine Notunterkunft. Im Innern stehen viele Betten dicht an dicht, die Halle ist mit gedämpftem Licht beleuchtet. Die Menschen darin schlafen und werden von bewaffneten Soldaten bewacht. Und wie erwartet, sind seine und Arsens Familie darin gefangen, sie liegen genau vor dem Fenster. Bassam muss sich zwingen, nicht gegen die Fensterscheibe zu klopfen, die Wache würde es mit Sicherheit hören. Um Punkt zwölf Uhr treffen sie sich im nahe gelegenen Waldstück wieder. Bassam erzählt ganz aufgeregt von dem was er im innern der Sporthalle gesehen hat. "Verdammt." ,antwortet Arsen. Olaf schaut ihn fragend an, woraufhin Arsen fortfährt, "Wir müssten alle umbringen, wenn wir sie da wirklich rausholen wollen. Das schaffen wir nie!" Bassam antwortet, "Nein, zu gewagt! Das waren heute insgesamt vierzehn Soldaten. Die können wir nicht alle auf einmal töten. Das wäre ein Selbstmordkommando! Wir müssen uns etwas anderes überlegen!" Bassam meint eine Idee zu haben, er schlägt vor, erstmal herauszufinden, ob es an der Sporthalle immer die gleichen Soldaten sind. Dazu will er zweimal in der Woche und vier mal im Monat kontrollieren ob die gleichen Soldaten eingesetzt wurden. Für den Fall, dass es so ist, kommt Olafs Plan zum Einsatz, dann will Bassam die Soldaten vor ihrer Schicht außer Gefecht setzen oder sie zur Not auch töten, um dann mit weniger Gegenwehr ins Gebäude zu kommen. Arsen ist Hobbyfotograf und in seinem Haus sind einige Kameras, mit denen man auch aus sicherer Entfernung, scharfe und detailgetreue Fotos machen kann. Also schnell wieder zu Arsens Bleibe. Das Haus von Arsen finden sie im gleichen Zustand vor wie sie es auch verlassen haben. Das Licht brennt und die Balkontür ist noch immer offen. Arsen bemerkt gleich die Blutspur als er sein Haus über die Terrassentür betritt. Er bittet Bassam das Blut zu beseitigen, es ist zu auffällig. Unterdessen holt Arsen zwei seiner Kameras und ein großes Paket mit Batterien aus dem Schrank. Arsen stellt die Kameras ein und legt neue Batterien ein. Als er Olaf erklären will wie er damit Fotos macht, schiebt dieser ihn von sich weg. "Was ist los Olaf!" ,fragt Arsen. Er zeigt auf seine verbundene Hand und macht Arsen klar, dass er damit noch nicht einmal eine Kamera halten könnte. Seine Hand sieht sehr schlecht aus, die Wunde ist entzündet. Als Bassam das mitbekommt, fragt er Arsen ob er nicht noch ein paar Schmerztabletten und Antibiotika hat. Arsen bekommt von seinem Arzt bei jeder Kleinigkeit Antibiotika verschrieben, aber nehmen tut er sie selten. Er packt alle Medizin in das Kosmetiktäschchen von Kathi und gibt sie Olaf, der sehr dankbar dafür ist. Mit den Kameras bewaffnet, machen sie sich wieder auf zur Sporthalle. Aus sicherer Distanz, machen die beiden von jeder Patrouille und jedem der in diesem Gebäude ein und ausgeht Fotos, die sie dann an den folgenden Tagen und Wochen, mit den Soldaten abgleichen können. Mittlerweile ist es auch schon wieder sechs Uhr und es wird Zeit sich auf den Weg zur Insel zu machen. Völlig erledigt kommen die drei auf der Insel an. Arsen meint, "Gutes Training, dieses Schwimmen." Und zaubert den anderen ein Schmunzeln ins Gesicht. Sie machen sich eine große Dose Rindergulasch mit Spiralnudeln auf und ohne sie auch nur ein bisschen warm zu machen, verschlingen sie diese in nur wenigen Minuten. Geschafft von der Nacht, legen sie sich schlafen. Es ist Nachmittag als der Lärm von Rotorblättern sie aus ihren träumen reißt. Ein Hubschrauber kreist mehrere Male über der Insel, bevor er wieder in Richtung Astaf fliegt. In Sorge darüber, ob er etwas gesehen hat, will Olaf von der Insel runter. Bassam nimmt ihn beiseite und geht mit ihm über die Insel und zeigt Olaf, das man aus der Luft wirklich nichts erkennen kann. Alles ist getarnt, sogar das Boot, man kann rein gar nichts erkennen. Trotzdem lässt Olaf nicht locker, "Die haben bestimmt Wärmebildkameras." Woraufhin Bassam ihm nichts mehr entgegnen kann. Arsen versucht auch noch auf Olaf einzureden, aber seine Angst sitzt tiefer. Olafs Entschluss die Insel zu verlassen steht fest. Wie von Bassam gelernt, knotet er viele Zweige und Gestrüpp zusammen, um sich darin zu verstecken, wenn er zum anderen Ufer schwimmt. Sie verabschieden sich herzlich und mit der Gewissheit, sich höchstwahrscheinlich nicht wieder zu sehen.

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