3. Momentaufnahme

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Ich musste Clyde nie fragen ob er mich liebte. Ich wusste, dass er es nicht tat und er wusste, dass ich es tat.
Und dennoch war ich es gewesen, die ihn damals im Gefängnis besucht hatte, als sie ihn das erste Mal verhafteten.

Clyde Barrow war mein Untergang gewesen und dieser Besuch der Anfang alles Üblen.

Unsicher hatte ich ihm gegenüber gesessen, in einem Hof, in dem mich jeder Insasse betrachtete wie Frischfleisch. Ich war Beute, Freiwild - zum Abschuss freigegeben.
Clyde hatte versichert, dass ich keine Angst haben müsste und auf die Wachmänner gedeutet.

Später irgendwann würde ich erfahren, dass die Insassen, vor denen ich keine Angst haben sollte, meinen Clyde missbraucht hatten und die Wachmänner, die mich beschützen sollten, ihn nicht beschützt hatten.

"Ich fürchte mich nicht", flüsterte ich ihm zu und lächelte. Da griff er nach meiner Hand und drückte sie.
Wie konnte mir nur die Leere in seinen Augen entgehen? Ich war nicht diejenige, die sich fürchtete.

Clyde war derjenige, der sich fürchtete.

"Ich habe dir etwas mitgebracht", gestand ich dann ganz leise, versicherte mich, dass niemand sah und griff dann schnell in meine Tasche.

Ich hatte ihm einen Revolver mitgebracht - der Revolver, mit dem er all das Blut vergießen würde. Der Revolver mit dem eingravierten "B+C".

Er hatte so begeistert gelächelt, sagte, dass er mich liebte und dann hatte er mich geküsst.

Ich hatte jedes Wort geglaubt. Wenn ich nur gewusst hätte, dass er mich nicht liebte, sondern nur den Gedanken an Vergeltung. Vielleicht hätte ich ihn mit eben diesem Revolver erschossen.

Aber das passierte alles nicht.

Denn ich redete mir ein, dass er mich liebte und ich alles für ihn war.

So, wie er es für mich war.

Am Anfang, als ich ihn noch nicht hasste.

Bonnie liebte - Clyde nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt