Konzerte und andere Katastrophen (wird überarbeitet)

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Ich bin auf dem Konzert meiner Lieblingsband.

Eigentlich sollte ich das genießen und feiern wie die anderen Menschen um mich herum, die mitsangen und sich im wummernden Takt der Musik wiegten. Stattdessen ließ ich den Kopf hängen und musste gegen die Tränen ankämpfen die hinter meinen Augen brannten.

Alle, einfach alle haben mich hängen lassen. Keiner verstand mich.

Eine leise Stimme in mir fragte sich ob es an mir lag.

Nein!

Entschlossen schüttelte ich den Kopf. Mein Griff um den Plastikbecher in meiner Hand verstärkte sich, der Becher bog sich und das Bier schwappte über den Rand auf den Boden.

Ich wandte mich von dem Getränkestand ab, vor dem alles geschah und drängte mich blind durch die feiernde Menschenmasse, um wieder zurück an meinen Platz zukommen.

Verschiedene Körperteile berührten mich, stießen mir schmerzhaft in Magen und Rippen. Doch ich bemerkte es kaum. Es war unwichtig. Die schwarze Leere hatte mich geschluckt und fest im Griff. Ich spürte nichts. Meine Knie zitterten so sehr, dass ich all meine Konzentration darauf richten musste, einen Schritt vor den anderen zu setzten.

Die Luft roch verbraucht. Der Geruch nach Marihuana der immer wieder meinen Weg kreuzte, erschwerte mir zusätzlich das Atmen.

Nach gefühlten Stunden, erreichte ich endlich meinen Platz und ließ ich mich darauf fallen. Das restliche Bier, dass sich noch in meinem Becher befand, trank ich in einem Zug aus, nur um mir gleich danach aus der Hand und damit auf den Boden zu fallen. Der Kloß in meinem Hals wurde größer. Ich stützte meine Ellenbogen auf den Knien ab. Verbarg mein Gesicht in den Händen, völlig unfähig die heißen Tränen weiter zu unterdrücken.

Wie konnte das passieren? Was ist überhaupt passiert? Warum taten sie mir das an und warum zum Teufel heulte ich hier?

Die Stimmen in meinem Kopf wurden lauter: Weil du gestern deinen Job verloren und gerade auch noch die einzigen Freunde in deinem Leben verloren hast. Zu dem bist du jetzt auch noch Obdachlos....

Inzwischen konnte ich das Schluchzen nicht mehr unterdrücken und ließ es einfach raus. Die wummernden Bässe des Konzerts echoten in meinem Körper, doch ich nahm sie nur unterschwellig war. Mit der Zeit vergaß ich sie vollends.

Ich bin auf dem Konzert meiner Lieblings Band. Ich sollte verflucht nochmal Spaß haben, wie die anderen tausend Menschen um mich herum ... Ja genau ich sollte Spaß haben. Auch ohne diese verfluchten Vollidioten! Fuck! Warum konnte ich mich nicht einfach mal entspannen und die Dinge einfach mal gut sein lassen. Nein ich musste wieder mit ihnen Diskutieren und meine Meinung der Welt mitteilen. Zum Teufel!!!!

Darf ich vorstellen. Das bin ich, Juna, 27 Jahre Alt und wieder einmal geht mein Leben den Bach runter.





Weit entfernt räusperte sich jemand. Es klang hallend, als ob jemand durch ein Mikrofon sprach. Zögerlich hob ich den Kopf, um die Quelle ausfindig zu machen.

Erst jetzt viel mir auf, dass es still geworden ist. Zu still. Keine Gitarren Klänge mehr, keine Bässe mehr...... Es war nicht nur um mich herum Still, sondern im kompletten, bis auf den letzten Platz ausverkauften, Stadion.

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