Einsame Wege

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{| Geschichte 1|}

Es vergingen beinahe Stunden als ich mit einem beigestellten Ersatzbus meinen Heimweg antrat. Ich band mir meinen Schal enger um den Hals. Selbst in dem beheizten Bus holte mich die Kälte wieder ein, die ich so sehr verachtete. Nur noch ein Teil meines Augenpaares ragte aus dem großen Haufen an Klamotten. Ich war auch nicht sonderlich groß, und wirkte dadurch wie ein kleiner runder Ball. Ich konnte kaum große Schritte wagen, durch die Mengen an Sachen die ich trug. Ich schnallte mir meinen Rucksack um und stieg aus dem wärmlichen Bus. Es war schon dunkel. Nur das gelbe Trotte Licht einer Straßenlaterne gab mir das Gefühl wenigstens einen kleinen Radius meiner Umgeben erkennen zu können. Es stürmte heftig. Der kalte Wind, vermischt mit eisigen Schnee, brannte entsetzlich in meinem Gesicht. Die Kälte drang durch meine dicken Schichten an Kleidung und lies mir einen kalten, beängstigenden Schauer über den rücken laufen. Nun gab es kein zurück mehr. Der Bus war bereits weg und ich war der einzige auf dem kleinen Parkplatz weit und breit. Mühselig schleppte ich mich nun vorwärts. So spät war ich noch nie draußen. Es brannten kaum mehr Lichter in unserem kleinen Dorf. Meine blicke wanderten stetig den großen Schatten, die das gedämpfte Licht der Straßenlaternen warf, hinterher. Etwas besorgt lies ich mich davon dennoch nicht beeindrucken. Nur das rauschen des Windes war zu hören, gefolgt von einem ab und zu bellenden Hund. Meine Beine waren fast schon taub als ich an dem kleinen Feldweg am Rande des Dorfes gelang. Nun hieß es Augen zu und durch. Der Rest des Straßenlichtes schwand nun ganz und hüllte mich in abgrundtiefe Schwärze. Mühselig kam ich nun mehr vorwärts. Die Kälte brannte von Minute zu Minute mehr und auch die Dunkelheit machte mir schwer zu schaffen. Mir war recht unwohl an den Gedanken fast völlig blind diesen langen Feldweg bis zu meinem Haus zu beschreiten. Langsam legte sich der Wind und meine Augen fingen an sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ein eher leises Knacken riss mich schlussendlich aus den Gedanken. Mein Herz begann zu rasen, meine Haut sträubte sich zu einer Gänsehaut und mein Atem blieb stehen. Normaler weise lies mich ein solches Geräusch kalt aber dieses mal hatte ich ein ungutes Gefühl. Meine Glieder wurden zunehmend steifer. Meine Augen rollten nur panisch hin und her und versuchten zwanghaft das Geräusch bildlich zu entziffern. Es war nichts zu sehen, kein Tier, kein Mensch, nicht einmal ein morscher Baum. Dennoch hatte ich das Gefühl, jemand stände hinter mir. Ich konnte mich nicht drehen, so mehr ich es mir auch wünschte. Meine Beine waren kaum mehr spürbar. Mein inneres schrie nur noch vor Panik. Ich konnte es hören, spürte seinen Atem um mich herum, sein säuseln und flüstern. Ein reiner wirrwasch. Kalt und schon so gut wie gefroren machten sich kleine Tränen über meine roten Wangen. Wenn ich mich jetzt nicht bewegen würde, könnte ich auch gleich sterben - sagte ich mir. Meinem Willen zu wieder kniff ich nun die Augen zusammen und fing an zu rennen. Ich wunderte mich das ich nicht schon längst gestürzt sei, denn Gefühl hatte ich nicht mehr in den Beinen. Meine Tränen brannten in den Augen und verschleierten mir den so schon schlechten Blick. Es kam mir eine Ewigkeit vor, in der ich in das große schwarze Nichts rannte. Es war beinahe kein Ausweg mehr zu sehen. schlussendlich fiel ich dann keuchend auf meiner Terrasse zusammen. Ich hatte es geschafft. Ich war endlich zuhause. Und ich schwor mir eines, nie wieder in der Nacht heim zu laufen. Siegessicher schloss ich meine Haustür auf. Noch ein letzter Blick nach links und rechts ehe meine Haustür hinter mir zu fiel und die Wärme und Sicherheit meiner alltäglichen Vertrautheit mich umgab.

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