Sonne & Mond treffen sich wieder

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Rin's Sicht

"Kagome soll ich dir beim Abwaschen helfen?" fragte ich. Sie nickte dankbar. "Das wäre mir eine große Hilfe!"
Ich nahm also einen breiten Eimer und ging zum Fluss um mir Wasser zu holen.
Es war zwar schon dunkel , aber Inuyasha hat mir viel beigebracht. Unter anderem konnte ich mich wunderbar im dunkeln zurecht finden. In dieser Nacht leuchteten die Sterne wieder wie ein Feuerwerk am ganzen Himmel, eine wunderschöne klare Nacht.. Als ich so vor mich hinstarrte kam mir Sesshomarus Gesicht in den Sinn - und ich wurde wütend. Dieses arrogante dämliche Arschloch! Hat er mich einfach hier ausgesetzt ! Kaum wurde ich ihm zuviel hat er mich einfach ausgesetzt, einfach so. Ich hatte ihn immer für seine Stärke und seinen Anmut bewundert aber... er hatte mich einfach hier zurück gelassen..
Tränen flossen meine Wangen runter ohne das ich es bemerkt hatte. Ich heulte schon wieder vor Wut und Verzweiflung, weil mein Herz so wehtat. Es war kaum zu ertragen dieses stechen in der Brust. Ich sackte zusammen und fiel auf die Knie. So lange war es jetzt schon her das er mich hier abgegeben hatte, und doch kam es mir vor als wäre es erst gestern gewesen. Ich liebte ihn so sehr das es wahrscheinlich mehr an besessenheit grenzte aber was soll's.
Er wusste davon ja nichts.. Wie denn auch? Ich hatte ihn jetzt 10 Jahre nicht gesehen , und war mittlerweile volljährig. Normalerweise sollte ich schon längst verheiratet sein und Kinder haben , so wie Inuyasha und Kagome. Sie hatten zwei entzückende Kinder bekommen, ein Mädchen und einen Jungen. Der Junge war der ältere von beiden und hieß Sota , weil Kagomes kleiner Bruder so hieß und das Mädchen hieß Kikyo. Inuyasha hatte mir erzählt das sie die Frau war , die er vor Kagome geliebt hatte , und deswegen hatte Kagome auch drauf bestanden sie nach Kikyo zu benennen.
"Rin? Riiiihiiiiin! RIIIIIIIIIIIIIIIIN!"
Dieser kleine Teufel! "Ist ja schon gut, ich bin hier drüben!"
Sota kam auf mich zugelaufen und musterte mich aufmerksam. Er war genauso schlau wie seine Mutter , und bemerkte sofort wenn etwas nicht stimmte. "Du hast geweint!" rief er entsetzt. " Was ist denn passiert?"
Ich lächelte und fuhr ihm über seinen kleinen rabenschwarzen Kopf.
"Mach dir keine Sorgen! Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur über etwas nachgedacht."
Er sah mich misstrauisch an. "Dann musst du aber an etwas sehr trauriges gedacht haben!" Oh wenn er nur wüsste.
"Du hast an deinen liebsten gedacht stimmt's?" Hä? Hatte ich mich gerade verhört? "Sota du bist erst acht Jahre alt woher willst du sowas denn wissen?"
Jetzt war er bockig , ich schien ihn beleidigt zu haben. Das wollte ich ja jetzt auch nicht.
"Du kannst ja denken was du willst aber Mama und Papa lieben sich auch! Und wenn die beiden sich streiten haben sie den gleichen Gesichtsausdruck wie du gerade eben!"
Zack, und schon war Ruhe. Nie hätte ich gedacht das so ein kleiner Mensch so aufmerksam sein könnte. Er hatte damit ja auch genau ins schwarze getroffen.. meinen liebsten nannte er ihn..
"Hey Rin, ist es einer der Jungs aus dem Dorf in den du verliebt bist?"
Ohoh... Ich merkte wie mir die röte ins Gesicht kroch und sich immer weiter ausbreitete.. "Ähm.. Äh.. Ich.."
Auf einmal löste sich eine Gestalt hinter uns aus der Dunkelheit. "Nein du Dödel , mein Bruder ist es den sie liebt , schon seit sie so alt war wie du." Inuyasha hob die Hand und fing an Sota in Richtung Haus zu schieben. "Und überhaupt ist das noch garkein Thema für dich!"
"Aber Papa lass sie mich doch wenigstens ein bisschen aufheitern , sie hat so bitterlich geweint.."
Inuyasha schüttelte streng den Kopf. "Nein , deine Mutter will das du reingehst , sie hat sich schon Sorgen gemacht weil ihr zwei so lange braucht! Übrigens Rin , ist sie mittlerweile fertig mit dem Abwasch." Damit war Sota ins Haus geschoben worden und wir waren nur noch zu zweit.
Uuuuund schon wieder wurde ich rot..
"Tut mir wirklich Leid.. Inuyasha..."
Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Aaaach ist doch halb so wild. Kagome hat irgendwie gespürt das es dir schlecht geht und deswegen hat sie mich geschickt." Ich nickte. Ja sie verstand sowas sehr gut , sie merkte es sofort wenn es jemandem schlecht ging.
"Inuyasha? Kann ich dich mal was fragen?" Er seufzte.
"Natürlich. Aber immer wenn ich diese Frage höre weiss ich das ich die Frage eigentlich lieber nicht hören will."
Ja das stimmte wohl.. aber..
"Tut mir wirklich Leid aber... du bist der einzige den ich fragen kann."
Jetzt zog er eine Augenbraue hoch.
"Ähm wenn es um Sesshomaru geht da kann ich dir nicht.."
Ich schnitt ihm das Wort ab.
"Nein geht es nicht. Also doch irgendwie schon aber.. nicht hauptsächlich..
Ich meine , sieh mal ich habe jetzt zehn Jahre auf ihn gewartet und in dieser Zeit , hatte ich so viele Möglichkeiten die ich habe verstreichen lassen und so viele Männer die ich hätte lieben und heiraten können. Ich hatte so viel Zeit und hab sie sinnlos verschwendet und wenn ich ehrlich bin , habe ich auch keine Lust mehr zu warten. Er wird doch sowieso nicht kommen. Inuyasha.. Sag mir was würdest du an meiner Stelle tun?"
Er hatte sich geduldig alles angehört und seine Arme verschränkt. Zwischendurch hat er mal genickt aber sonst war er ganz still.
"Dann warte doch nicht länger. Jetzt mal ehrlich was hält dich denn hier? Wir sind zwar deine Familie aber wir werden auch in 10 Jahren noch hier sein. Du bist für mich wie eine Schwester und Kaede hat dich zu einer wunderbaren Frau herangezogen. Es ist doch kein Wunder das die Männer dir die Türen einrennen , du bist klug und stolz und auch wunderschön , du bist lieb und könntest keiner Fliege was zuleide tun. Geh doch einfach deinen Weg! Reise wie du es immerschon machen wolltest und liebe wenn du es für richtig hälst! Es wäre so traurig wenn du wegen meinem Schwachkopf von Bruder einfach dein Leben wegschmeißen würdest!" Mir traten Tränen in die Augen. Ohja Inuyasha war wirklich wie ein Bruder für mich. Er hat mir alles beigebracht was ich kann. Und ist immer für mich da gewesen wenn es mir schlecht ging.
Erneut liefen mir Tränen über die Wange , aber diesmal vor Freude. Ich hatte das Gefühl , eine Tonne von Gewichten wäre plötzlich von mir abgefallen. Jetzt hatte ich nur noch ein Bedürfniss , nämlich meinen Bruder in die Arme zu nehmen.
Er wurde zwar leicht rot aber nahm mich dann auch in den Arm.
"Hey ihr zwei , sollte ich mir Sorgen machen?" rief Kagome von der Tür aus.
Wir sprangen auseinander und schreiten gleichzeitig:"NIIIIEEEEMALS!"
Kagome lachte herzlich:" Das weiss ich doch. Aber jetzt kommt gefälligst wieder rein die Kinder wollen euch gute Nacht sagen."
"Wir kommen schon" rief ich zurück und wir beide setzten uns in Bewegung.
Als ich bei Kikyo angekommen war um ihr ihren Gute-Nacht-Kuss zu geben sagte sie ganz leise : "Rin heisst dass das du weggehen wirst?"
Oh meine kleine , sie bekam ja Tränen in den Augen.
"Ja, aber weisst du was? Ich komme euch ganz oft besuchen!"
Ohnein, oh bitte nicht weinen.. und... sie weinte..
"Hey kleines" flüsterte ich , weil Sota neben ihr schon schief. "Ich werde ganz viele Dörfer bereisen und in jeder Stadt etwas für dich kaufen und immer wenn ich dich besuchen komme , bringe ich dir was mit. Was hälst du davon?"
Sie schmollte. Hätte ich mir denken können das das nicht so einfach wird..
"Ich will aber meine Schwester Rin und nichts anderes! Warum willst du denn überhaupt weggehen?"
Ich überlegte kurz wie ich es ihr am besten erklären könnte , immerhin war sie erst 5. "Weisst du , ich bin in letzter Zeit traurig. Und fühle mich wie ein Puzzle. Nur das mir ein paar Teile fehlen verstehst du?" Sie hörte mir sehr aufmerksam zu und ich sah wie ihre Tränen aufhörten. Looos rede weiter schnell!!!! "Und ähm ja diese Reise dient mir dazu herauszufinden , welche Teile das sind , die noch fehlen."
Jetzt nickte sie eifrig. "Ich verstehe, und wenn du sie gefunden hast kommst du wieder hierher undzwar für immer stimmts? Und zwischendurch kommst du uns besuchen ja?"
Ich lächelte. "Na aber sicher werd ich euch besuchen , ich will ja meine kleine Schwester besuchen , ich hab ihr ja Geschenke versprochen stimmt's?"
Kikyos Augen leuchteten förmlich.
"Ja stimmt! Dann geh jetzt dann bist du auch ganz schnell wieder zuhause!"
Dieses süße kleine Mädchen. Ich liebte sie so sehr. Ich gab ihr einen dicken Kuss auf die Stirn und deckte sie zu. Gerade als ich das Licht gelöscht hatte rief sie mich noch einmal zu sich. "Rin wann gehst du denn überhaupt?"
"Morgen früh wieso?"
Sie wurde ein bisschen rot. Wie niedlich das aussah. "Kannst du dann heute bei mir schlafen?" Das hat mir jetzt den Rest gegeben. "Naklar."
Also holte ich schnell meine Matratze und kuschelte mich neben sie. Es dauerte auch nicht lang, dann waren wir beide eingeschlafen.

Am nächsten Morgen weckte Kagome uns. Sie hatte schon das Frühstück vorbereitet und den Tisch gedeckt. Als wir da alle friedlich saßen sagte Kagome:" Hey Rin, ich war so frei und habe alles für deine Abreise vorbereitet , ich habe dir essen eingepackt und Kleidung zum wechseln , zu trinken und noch eine kleine Überraschung. Oh , und mein Schlafsack ist auch dabei."
Ich liebte ja wie sie mich umsorgte aber.. irgendwie hatte ich das Gefühl das sie mich loswerden wollte.. ach quatsch. Sie war für mich wie eine Mutter sie hatte es bestimmt bloß gut gemeint.

Wir aßen uns alle satt und dann kam der Punkt den wir alle gern gemieden hätten - der Abschied. Wir drückten uns alle kräftig , und ich bekam diese Sätze zu hören wie 'Pass auf dich auf' , 'Iss immer viel' , 'achte auf deine Vorräte' undsoweiter undsofort.
Als ich dann endlich das Dorf hinter mir gelassen hatte , setzte ich meine Maske auf. Ich hatte sie von Inuyasha zu meinem 18 Geburtstag bekommen. Also meinem letzten. Ich band sie an meinem Hinterkopf fest und ließ meine Haare über das Band fallen. Die Maske war Schneeweiß , mit einem roten Hundegesicht. Sie war wunderschön.
"Also los." Sagte ich mir und lief in Richtung Norden. Sehr weit kam ich allerdings nicht. Denn nach nur wenigen Schritten kam mir jemand entgegen. Ich wollte meinen Augen nicht trauen als ich ihn sah. Dieses arrogante verdammte Arschloch ! Wie konnte er es wagen!
Einfach so hier hindurch zu spazieren! Ich war fassungslos und blieb stehen.
Auch er blieb stehen und ich dachte schon er hätte mich erkannt. Aber dann fiel mir die Maske wieder ein die ich aufhatte. "Geh zur Seite , Mensch."
Ich wurde richtig wütend.
"Was glaubst du wer du bist das du so mit mir redest ? Du dreckiger Abklatsch eines Hundedämons!"
Ich hörte Jaken nach Luft schnappen und dann fiel er in Ohnmacht. Er konnte es nicht sorecht ab wenn man seinen Herren beleidigte.
Sesshomaru verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen.
"Wie bitte?" fragte er nochmal nach .
"Du hast mich schon verstanden. Und jetzt geh lieber DU MIR aus dem Weg , bevor ich mich vergesse!"
Oh ich hatte ihn wohl ein bisschen verärgert. Jetzt hatte ich aber Angst.
Er zog sein Schwert . Tze, was glaubt der mit wem er es zu tun hat?. Ich wich jedem Hieb gekonnt aus. "Nicht schlecht. Für einen niederen Menschen wie dich. Oh Gott ich hasse euch alle."
Das hat gesessen..
Als hätte er mich doch sauber mit seinem Schwert erwischt.
Er hasste mich also? Das hätte er auch mal früher sagen können. Dann hätte ich nicht zehn Jahre meines Lebens an ihn verschwenden müssen!
"Na wenn das so ist Sesshomaru, dann werd ich dir mal lieber nicht im Weg stehen. Tze. Ich verfluche den Tag an dem ich dich kennen gelernt habe."
Er zog spöttisch eine Augenbraue hoch.
"Es gibt nur einen Menschen der mich kennt , und der bist du sicher nicht also rede nicht so einen Schwachsinn!" Schrie er und schwang sein Schwert wieder in meine Richtung. Lächerlich. Ich sah zu das ich diesen Angriff nutzte um von ihm wegzukommen. Er sollte nicht sehen wie ich weinte. Kaum war ich weit genug von ihm weg , fiel ich auf die Knie und fing an zu heulen. Nicht zu weinen - nein , zu heulen.

Magentarote StreifenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt