Am nächsten Tag trafen wir uns in dem Café, in dem Ramón arbeitete. Ich sah ihm dabei zu, wie er Kunden bediente und trank genüsslich meinen Kaffee, bis er eine Pause einlegen durfte und sich zu mir setzte.
Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, als der Stuhl mir gegenüber zurückgezogen wurde und ich in sein schönes Gesicht blickte.
"Ich hoffe du langweilst dich nicht.", er kratzte sich verlegen am Hinterkopf doch ich machte sofort eine abwinkende Handbewegung.
Selbst wenn ich ihm beim Schlafen zuschauen müsste, würde ich noch Herzklopfen haben. Langweile von wegen.
"Überhaupt nicht, ist doch toll wenn du hier noch zusätzlich arbeiten kannst.", ich nahm noch einen weiteren Schluck von meinem Kaffee, während meine Lippen immer noch zu einem Lächeln verzogen waren.
Ich musste einfach immer lächeln, wenn ich in seiner Nähe war. Dagegen konnte ich nicht einmal etwas tun.
"Ja aber dadurch habe ich weniger Zeit für dich.", sagte er leise und legte dann seine Hand auf meine, die ganz ruhig auf dem Tisch lag, bis er schließlich seine Hand darauf legte.
Augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht und ich räusperte mich und betrachtete unsere Hände.
Warum tat er das? Nahm er ständig die Hände von irgendwelchen Mädchen in seine Hand oder war ich doch etwas besonderes für ihn?
Selbst Ramón schien ein bisschen überrascht von seinem Handeln zu sein, denn er biss sich kurz auf die Unterlippe, ehe er mir kurz einen unsicheren Blick zuwarf.
Doch als ich ihn nur schüchtern anlächelte und meine Hand an Ort und Stelle ließ, festigte er seinen Griff um mein Handgelenk noch ein bisschen und fing dann sogar an mit seinen Finger über meine Hand zu fahren und sie zu streicheln.
Das Herz schlug mir bis zum Hals. Wusste er eigentlich was er da gerade mit mir anstellte?! Gott mein ganzer Körper war so kurz vor dem Explodieren und jede Stelle brannte und kribbelte wie verrückt.
Oh Gott.
Oh Gott.
Oh Gott!
Ruhig atmen. Ganz ruhig.
Ein und aus, ein und aus.
Er hält nur deine Hand, wie soll das ersteinmal werden, wenn er dich küsst? Verreckst du dann an einem Herzstillstand oder wie?!
"Ähm...willst du eigentlich einmal zu mir kommen?", fragte er mich plötzlich nervös, sein Blick fiel wieder kurz auf unsere Hände, ehe er mir wieder in die Augen schaute.
"Klar warum nicht.", antwortete ich und grinste in mich hinein. Endlich konnte ich herausfinden wie er so wohnte und wie sein Zimmer aussah. Irgendwie wusste ich gar nicht wie ich ihn in dieser Hinsicht einschätzen sollte, aber das sollte ich ja jetzt bald ändern können.
Diese Einladung freute mich vermutlich mehr, als sie es sollte.
Aber dann drängte sich ein anderer Satz hervor. Würde er mich seinen Eltern vorstellen?
Irgendwie hatte ich Angst davor. Ich wollte sie einerseits kennenlernen und ihnen noch für diesen perfekten jungen Mann danken, doch zum anderen wusste ich nicht, was sie für einen Eindruck von mir haben werden oder haben könnten.
Und als was würde er mich eigentlich vorstellen? Als eine Freundin? Als eine gute Freundin? Oder doch lieber als seine Freundin?
Vor allem geklärt hatten wir unser Verhältnis ja eigentlich noch gar nicht.
Er hat ja schon betont, dass wir nur Freunde sind, aber ich weiß nicht, ob ich das auf die Dauer ertragen kann.
Denn für mich ist er nicht nur irgendein Freund und nur Freundschaft ist mir auch definitiv zu wenig.
Was waren wir also?
Und wo genau standen wir?
Vor ein paar Minuten hätte ich noch ohne Zweifel betont, dass wir nur gute Freunde waren, doch langsam ging die ständige Nähe und der ständige Kontakt zwischen uns von ihm aus und obwohl es mir sehr gefiel, verwirrte es mich gleichermaßen.
Ich liebte es wie er über meinen Handrücken streichelte und sich dort sofort eine Gänsehaut ausbreitete, aber was wollte er mit solchen Aktionen bewirken.
Das einzige, was passierte, war, dass mein Herz Purzelbäume schlug und ich ganz hibbelig war. Und natürlich die ganze Wärme, die deshalb durch meinen Körper strömte und mich unter Strom setzte. Ich liebte all diese Reaktionen auf ihn auf der einen Seite und hasste sie auf der anderen Seite.
Warum konnte ich mich nicht beherrschen und wenigstens so tun, als würden mich seine Berührungen nicht im Geringsten beeinflussen.
Bald würde er sich mein wild klopfendes Herz hören, wenn er so weitermachte.
I wie...?
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26 Letters Of Love
Short StoryADVENTSKALENDER 2017 Jeden Tag vom 1.-24.12. ein Kapitel Seine Augen waren das erste, das mir an ihm auffiel. Sie passten nicht zu ihm. Dieses leuchtende Grün, wie ein Diamant funkelnd, stach bei seinem dunkelnen Auftreten wahnsinnig hervor, warf mi...