Heute war der Tag des Abschieds gekommen. Wir waren schon früh am Morgen aufgestanden, denn sein Flieger ging ziemlich früh.
Seine Eltern und ein paar seiner besten Freunde saßen ebenfalls in der Wartehalle. Wir waren früh dran, deswegen mussten wir noch ein bisschen warten. Ramón hatte bereits eingecheckt und sein Gepäck abgegeben, jetzt musste er nur noch durch die Sicherheitskontrollen und dann wäre er weg. Aber er ging noch nicht. Er sagte, er wolle so lange es ginge hier bleiben und deshalb saß ich auch gerade auf seinem Schoß und hatte die Augen geschlossen. Er hatte noch zehn Minuten bevor er entgültig durch die Kontrollen musste, damit er nicht noch den Flug verpasste.
Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Am liebsten würde ich ihn hier anketten und ihn so lange überreden, bis er doch bei mir bleiben würde, aber ich wusste genau, dass das nur einfaches Wunschdenken war.
Auch wenn er versucht hatte, es vor mir zu verheimlichen, ich hatte genau gesehen, wie sehr er sich eigentlich auf seine Heimat und das Studieren freute und das wollte und durfte ich ihm einfach nicht kaputt machen.
Mein Blick klebte förmlich an den Zeigern der Uhr, die mir mit jeder Bewegung eine Sekunde mehr voll wertvoller Zeit mit ihm wegnahmen. Jetzt waren es nur noch fünf Minuten. Langsam stiegen mir Tränen in die Augen. Ich hasste es, dass ich so oft so nah am Wasser gebaut war, aber wenn es um seinen Abschied ging, hatte ich viel mehr Tränen als sonst vergossen. Ich sollte mich zusammenreißen! Ich sollte nicht verletzlich wirken, sondern stark sein. Stark sein für mich, aber auch für ihn, ihm zeigen, dass er die richtige Entscheidung gefällt hatte.
Denn das war es auch. Die richtige Entscheidung. Es fühlte sich gerade zwar alles andere als richtig an, aber es war richtig.
Meine Augen waren gefüllt mit Tränen, als er mich sanft von seinem Schoß hob und aufstand, um seine Freunde und seine Eltern ein letztes Mal für eine lange Zeit zu Umarmen.
Er hatte immer gesagt, dass ich schöne Augen hatte. Yeux, wie sie auf französisch hießen. Dabei war er es, der die schönen Augen besaß. Nur seine Augen sahen mich immer mit diesem liebevollen Blick an. Nur seine Augen konnten mein Herz höher schlagen lassen. Nur er und seine Augen.
Doch heute sah er mich anders an. Sein Blick war traurig und verletzt, als er auf mich zukam und seine Hände meinen Körper umschlossen, der durch die ganzen Schluchzer erschüttert wurde.
Und er hielt mich einfach nur fest. So lange und so stark, dass ich schon dachte, dass er mich nie wieder loslassen würde. Und ehrlich gesagt, war es auch das was ich mir die ganze Zeit wünschte. Dass er mich für immer in seinen Armen hielt. Aber von diesem Gedanken musste ich mich verabschieden, als er mich losließ und mir mit seiner Hand die Tränen von meinen Wangen wischte.
"Auf Wiedersehen, chérie. Ich rufe dich an, sobald ich gelandet bin.", er schluckte und wand den Blick ab, während er nach seinem Handgepäck griff.
Er setzte sich in Bewegung und ich schaute ihm mit Tränen verschleierten Augen hinterher, als er plötzlich stehen blieb, kehrt machte und wieder auf mich zueilte. Ein letztes Mal trafen unsere Lippen aufeinander, unsere Zungen verschmolzen und ich konnte nicht anders als an seine Lippen zu lächeln.
Dieser Kuss war anders als alle bisherigen. Er küsste mich, als hinge sein Leben davon ab und ich hielt mich so stark an ihm fest, dass sich seine Muskeln kaum merklich anspannten.
Als er sich schließlich von mir löste, hatte er Tränen in den Augen. "Merci, chérie. Für alles.", er küsste nochmal meine Wange und verschwand dann entgültig in den Sicherheitskontrollen.
Ich weinte ununterbrochen auf der Heimfahrt. Ramón war weg. Sein Flieger war vor ein paar Minuten gestartet.
Er war weg und ich fühlte mich so unendlich leer und verlassen.
Und das einzige was mir blieb, war auf seinen nächsten Anruf zu warten. Und zu hoffen, dass er gut in Frankreich angekommen war.
Aber am meisten hoffte ich, dass er es auch wirklich ernst gemeint hatte.
Den unser Abschied hatte sich wie ein richtiger und entgültiger Abschied angefühlt. Und das hatte mein Herz gebrochen.
Dramaaa😂😊😅
Z wie...?
Das nächste Kapitel kommt glaube ich in ein paar Minuten😊
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26 Letters Of Love
Short StoryADVENTSKALENDER 2017 Jeden Tag vom 1.-24.12. ein Kapitel Seine Augen waren das erste, das mir an ihm auffiel. Sie passten nicht zu ihm. Dieses leuchtende Grün, wie ein Diamant funkelnd, stach bei seinem dunkelnen Auftreten wahnsinnig hervor, warf mi...