Sie oder ich

143 5 3
                                    

Harry hatte die Schnauze voll. Er hatte jetzt schon unter etlichen Schülern geforscht und irgendwann sogar angefangen zu fragen, ob denn jemand wenigstens die Schrift erkennen würde, aber kein Glück. Blieben ja nur noch um die 400 Schüler, streicht man alle die, die ihn nicht mögen oder zu jung waren um sich überhaupt ein solchen Streich erlauben zu können, wahrscheinlich noch um die 100 Schüler. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er so lange brauchen würde. Noch eine halbe Stunde dann musste er schon zurück in die große Halle.

Dieser Gedanke ließ eine Idee in seinem Kopf zustande kommen. Er könnte eigentlich auch dort fragen. Alle Schüler in einem Raum und jeder der fehlte konnte höchstens im Krankenflügel sein, dort aber hatte er schon jeden besucht.

Harry machte sich also seufzend auf den Weg zum Gemeinschaftsraum um sich wenigstens noch einmal frisch zu machen. Die Zeilen aus der Nachricht schwirrten weiterhin durch seinen Kopf. Würde er, wenn Dumbledore niemanden überzeugen konnte, wieder eingreifen müssen und sich vor Ort behaupten? Würde er bei einem geplanten Angriff überhaupt stark genug sein um sie zu stoppen? Es war sehr wahrscheinlich, dass sie in der Überzahl sein würden. Harry hielt inne, ein Gedanke ließ ihn nicht mehr los: was, wenn das eine Falle war? Was wenn der Schüler, oder wer auch immer ihm diese Nachricht zukommen lassen hat, ihn in eine Falle locken wollte und sich über seine Dummheit schlapp lachen würde, während Voldemort ihn töten konnte?

Harry liefen Schauer über den Rücken. Ihm war klar das er irgendwann sterben würde. Das wusste er, seit er das erste Mal gegen den dunklen Lord kämpfen musste. Welches Kind würde auch jemals in einem richtigen Kampfstärker sein als ein Erwachsener mit einer Armee?

Nach Luft schnappend fasste sich Harry an die Brust, seine Augen weit aufgerissen. War das eine Panikattacke? Die Wände schienen auf ihn zuzukommen und vor seinen Augen verschwamm der Weg den er lief. Sie hatten schon immer recht gehabt, er war nicht stark, er war schwach und alles was er hatte war Glück. Harry musste sich an der rauen Steinwand des Schlosses festhalten, er lehnte seine Stirn gegen den kühlen Stein.Wie war das noch Mal? 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden Luft anhalten und 8 Sekunden ausatmen. Es war nicht das erste Mal das er in Panik geriet ohne das jemand dabei war um ihm zu helfen, doch wie immer fühlte es sich schlimmer an, als das Mal davor. Er schloss seine Augen, die Hand auf seiner Schulter bemerkte er kaum, auch, das sein Arm vorsichtig über die Schulter einer Person gelegt wurde und er in Richtung der Krankenstation gebracht wurde, ging mehr an ihm vorbei,als dass er es wahrnehmen konnte. Kurze Zeit später konnte er eine aufgebrachte Frauenstimme hören und spürte wie er auf ein Bett gelegt wurde, noch immer am hyperventilieren. Man legte ihm etwas über den Mund und nach einigen Sekunden merkte er langsam wie er ruhiger wurde. Sein Körper schwer wie Blei, kaputt von der Stresssituation durch die er soeben gehen musste. Als er seine Augen endlich auf das Gesicht über sich fokussieren konnte, war er mehr als nur glücklich Madame Pomfrey zu sehen. Tadelnd blickte die ältere Frau Harry an, „Was machst du bloß für Sachen meinJunge?!". Sie schüttelte ihren Kopf und fing an Harry auf irgendwas zu untersuchen was es wahrscheinlich eh nicht gab. „Wie lange bin ich schon hier?"- seine Stimme klang rau. „Mr. Malfoy hat sie vor fast 15 Minuten hier rein getragen. Sie müssen aufhören sich gegenseitig anzugreifen. Ich habe den jungen Herren bereits zu Dumbledore gesendet damit er eine Strafe bekommt." sie ließ ihren Zauberstab mehrfach seinen Körper auf und ab wandern, runzelte die Stirn. „Malfoy? Angreifen?" er wusste nicht was an diesem Satz das bizarrste war. „Ja, mein lieber. Können sie sich nicht erinnern? Malfoy sagte er habe sie, nachdem sie ihn provozierten gewiss, verhext mit einem Spruch den er mal bei seinen Eltern irgendwo in alten Büchern gesehen habe. Soll ich ihnen ein Trank geben der ihre Erinnerungen wieder herstellt? Der kann aber ein wenig schmerzen." Harry schüttelte den Kopf „nein Madame, ich weiß noch was passiert ist.". Sie teilte ihm noch mit, dass auch er Dumbledore aufsuchen müsse sobald er sich besser fühle, ging dann aber ihren Pflichten wieder nach.

In seinem Kopf drehte sich alles, dieser Tag war einer von denen, die Harry am liebsten wirklich vergessen wollen würde. Warum zum Teufel würde Draco Malfoy, Eisprinz von Slytherin, ihm zur Krankenstation helfen und dann auch noch lügen damit Harry sich nicht rechtfertigen müsste. Oder, da war sich Harry fast sicherer, Malfoy wollte damit etwas erreichen. Vielleicht wollte er Harrys zustand gegen ihn verwenden und ihm drohen, er würde es in der Schule rumerzählen wenn Harry nicht das tut, was er ihm aufträgt. Harry fuhr sich mit seiner Hand übers Gesicht und verzog eben dieses. Kalter Schweiß klebte an seiner Stirn. Jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher als eine schöne warme Dusche, aber bei diesem Tag würde wahrscheinlich sogar der Duschkopf ihn erschlagen wollen.

Harry ließ sein Kopf nach Hinten ins Kissen sinken, zog die Decke des Bettes bis unter seine Nase und schloss die Augen. Wenn er schon Mal hier war konnte er ja wenigstens das beste draus machen.


Malfoy währenddessen fluchte vor sich hin. Da wollte er einfach früher als alle Idioten zum Essen und auch wieder früher weg und auf wen musste er treffen?Harry Potter. Natürlich. Und was tat Draco? Ihn zum Krankenflügel bringen und Madame Pomfrey eine Lüge auftischen. Gaaaaanz unauffällig. Kann ihn bitte jemand ins nächste Jahrhundert hexen?Dieser verfluchte Gryffindor! Bei ihm gab es für Draco kein Grau. Harry war nur schwarz oder weiß. Entweder machte er ihn so wütend, dass sie sich gegenseitig in der Luft zerreißen oder Draco beobachtete ihn mit seinen Freunden und spürte dieses Stechen in der Brust. Harry Potter führte ein Krieg, wieso verdammt war er dabei so ausgelassen? Wieso war es Draco nicht möglich wenigstens ein Mal den Krieg zu vergessen und mit seinen Freunden ein paar nette Minuten zu verbringen, wahrscheinlich weil seine Freunde, genau wie er, ihr Leben gegen ein paar Minuten Freiheit eintauschen müssten.Für sie gab es keine Freiheit, für sie gab es nur >erfülle deine Aufgaben und beschütze deine Liebsten oder sieh zu wie sie alle wegen dir sterben und stirb dann selbst<. Für ihn gab es keine Menschen die sich vor den Zauberstab schmeißen würden der auf ihn gerichtet ist, weil er diese Person sein musste. Er musste sich vor den Zauberstab schmeißen, der auf seine Mutter gerichtet wurde, um sie zu quälen, bis man einsah, dass sie wirklich keine neuen Informationen hatte.


Draco stieß die Tür zur großen Halle auf. Alkohol, den bräuchte er jetzt. Als Schüler jedoch musste wohl der Kaffee genügen den sie hier bekommen konnten.

Wofür stehst du?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt