Kapitel 4

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'' Das lief doch besser als erwartet'', sagte sie und wandte sich mit einem Lächeln an Lyle.
Dieser schaute sie jedoch nur tadelnd an, anscheinend war er da wohl anderer Meinung.

''Hör auf mich so anzusehen. Er hatte nichts anderes verdient, eigentlich war ich sogar recht nett'', redete sie weiter und runzelte die Stirn als Lyle immer noch nichts sagte und sie nur, an ihre Zimmertür lehnend, betrachtete.

''Ja okay, du hast gewonnen. Es war falsch, mich so zu verhalten und er hat das vielleicht  doch nicht so wirklich verdient, aber warum sollte ich nur deswegen nett zu ihm sein. ''

Sie hatte erwartete, dass ihre Einsicht ihn gnädig stimmen und er ihr dann Recht geben würde. Aber das tat er nicht, stand nur weiterhin an der Tür und blickte sie an.

''Ich werde mich nicht entschuldigen, falls es das ist, was du von mir verlangst'', knurrte sie ihn an.
''Ich habe nichts getan, wofür ich mich schäme'', setzte sie noch hinzu.

Lyle legte seinen Kopf schräg, zog die Brauen hoch, so als würde sie ihn belustigen mit ihren Ausflüchten.
Aber sie würde ganz sicher nicht klein bei geben, nicht in dieser Angelegenheit, das konnte er einfach nicht verlangen.

Anscheinend hatte er erkannt, dass sie nichts hinzufügen würde, wusste, dass er so nicht gegen ihren Dickkopf ankommen würde, denn er seufzte tief, richtete sich auf und kam auf sie zu.

Sie hatte absolut keine Lust mit ihn darüber zu diskutieren und ließ sich auf ihr Bett fallen. Es war ihr vollkommen egal, wenn sie dadurch wie ein bockiges Kleinkind wirkte und verschränkte zusätzlich noch die Arme vor der Brust, um ihm unmissverständlich klar zu machen, dass er bei ihr heute nicht weit kam.

''Cass'', sagte er leise und ließ sich vor ihr auf die Knie niedersinken, sodass er sie nun von unten herauf ansehen konnte.

''Ich weiß, wie schwer es ist, sein altes Leben hinter sich zu lassen und alles  umzukrempeln. Ich kann verstehen, dass du jemanden suchst, dem du die Schuld geben kannst.''

Sie merkte, wie bei seinem Blick und seiner Stimme, die ihr das Gefühl gaben, als könnte er direkt in ihr Inneres schauen, ihr Brustkorb ganz eng wurde, ihre Nase zu kribbeln begann und die Sicht vor ihren Augen verschwamm.

'' Aber du kannst Delian nicht dafür die Schuld geben'', sprach er ruhig weiter, setzte sich neben sie auf ihr Bett und legte den Arm um ihre die Schultern.

''Er ist bestimmt auch nicht allzu glücklich damit, so eine Plage wie dich aufgehalst zu bekommen. ''
Sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören und stieß ihm ihren Ellenbogen in den Bauch.

Sie konnte das Vibrieren seines Brustkorbes spüren, als er leise zu lachen anfing und nur zu gern konzentrierte sie sich auf dieses beruhigende Geräusch.

''Kannst du nicht einmal ernst bleiben'', murmelte sie tadelnd, während sie ihr Gesicht an seiner Brust barg und seinen Geruch einatmete.

Wieder einmal merkte sie, wie wichtig Lyle in ihrem Leben war. Er war ihr Licht, wenn sie sich im Dunkeln verirrt hatte, ihr Anker, wenn sie glaubte, niemanden zu haben, der sie festhielt.

''Aber ich verstehe einfach nicht, womit ich es verdient habe, diese Dinge tun zu müssen'', musste sie trotzdem hinzufügen. Sie wollte einfach, dass er verstand, was sie fühlte.

''Mein Leben lang heißt es 'Cassidy tu dies nicht' und 'Cassidy tu das nicht' und 'Nein Cassidy, du musst im Schloss bleiben, geh ja nicht hinaus'. Und auf einmal soll ich weggehen, an einen Ort, an dem ich noch nie war, ohne irgend etwas, was mir vertraut ist. Ich verstehe es einfach nicht.''

Während sie gesprochen hatte, war sie aufgestanden. Sie konnte nicht ruhig sitzen bleiben, konnte sie doch einfach keinen Sinn hinter den Handlungen ihrer Eltern sehen.

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