Tjark ging zu der alten Hütte und klopfte leise an.
Seit Wochen ignorierte Tilda ihn. Er konnte verstehen, dass sie damals Angst vor ihm hatte, doch das ging ihm nun wirklich zu weit. Er hatte doch alles getan, um sie davon zu überzeugen, dass damals die Angst aus ihm gesprochen hatte und er ihr gegenüber nicht gewalttätig werden würde. Er hatte sogar angefangen ihr kleine Geschenke zu machen, natürlich ohne spezielle Hintergedanken, sondern einfach, weil er sie wieder lächeln sehen wollte.
Doch die Frau blieb einfach nur stur!
Heute Morgen war sie wieder in das Haus gekommen, hatte ihre Arbeit erledigt, sich eine ganze Weile am Mittag mit Lasse beschäftigt und nach dem sie das Abendmahl zubereitet hatte, war sie wieder gegangen. Wie jeden verdammten Tag!
Er hatte gehört, wie sie mit Lasse und Stijn gelacht hatte, aber mit ihm hatte sie kein einziges Wort gesprochen. Selbst seinen Morgengruß hatte sie ignoriert, als ob er überhaupt nicht auf dieser Welt weilen würde. Bei allen Göttern, er gab sich doch Mühe! So zuvorkommend war er noch nie zu einer Frau gewesen.
„Das muss aufhören!", hatte Stijn ihm gesagt. "Du hast einen Fehler gemacht und musst dafür gerade stehen!"
Tjark seufzte.
Das wusste er selbst. Nicht nur, dass er bald zu Thorvald ziehen musste, sie hatte ja auch angedroht, dass sie nach seiner Rückkehr wegwollte. Und das wollte er nicht.
Tjark wusste selbst nicht, warum das so war, aber er vermisste es, mit ihr zu reden. Selbst die Streitereien fehlten ihm. Er wollte, dass sie wieder mit ihm arbeitete und ihm nicht aus dem Weg ging. Der erste Tag, als sie angekommen war, schien schon lange her zu sein. Doch das hatte ihm gefallen, wie sie mit ihm auf dem Feld gestanden hatte und sie einfach nur dastanden und geredet hatten. Er wollte das sie mit Entscheidungen traf.
Stijn hatte Recht. Das war kein Zustand.
Es war still in der Hütte und er wollte schon wieder gehen, als die Tür knarrend aufging und Tilda ihn anstarrte.
„Wir müssen reden!", meinte er knapp.
Sie verzog fragend das Gesicht.
„Wozu?"
Endlich! Das erste Wort seit Wochen!
„Darf ich hereinkommen?", fragte er leise. Es kam ihm falsch vor, dass er mit ihr vertraulich reden wollte und sie ihn vor der Tür stehen ließ.
Wieder dieser fragende Gesichtsausdruck.
„Wozu?"
Er schnaubte und fluchte innerlich. Sie wollte es ihm wirklich nicht einfach machen.
„Ich habe mich entschuldigt, Tilda. Mehrmals! Bei den Göttern, ich habe dir sogar Geschenke gemacht, die du nicht angenommen hast. Was soll ich noch machen? Auf die Knie gehen und betteln? Willst du, dass ich mich zum Gespött mache, nur damit du wieder mit mir redest?"
Er fiel auf die Knie.
„Siehst du? Du hast mich soweit! Ich rutschte auf meinen verdammten Knien vor dir herum!"
Sie senkte den Kopf und er hörte ein leises Geräusch.
Was war das?
Kicherte sie etwa?
Sie hob eine Hand vor den Mund, aber er konnte es deutlich hören.
Hinter sich hörte er Gelächter und erst jetzt fiel ihm auf, dass er wohl doch etwas lauter gesprochen hatte, als es seine Absicht war. Er drehte seinen Kopf und sah seine Brüder vor dem Haus stehen. Lasse hatte nur große Augen, während Stijn auf dem Boden lag und sich den Bauch vor Lachen hielt.
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Sprung in die Vergangenheit -Gunnarsson-Saga Teil 1-
Narrativa StoricaTilda Johnson hat einen unterbezahlten Job, ihre Eltern sind mit der Wahl des Berufes und der Männer nicht einverstanden und keiner nimmt sie richtig ernst. In ihrer Zeit eigentlich normal. Doch Frigg, die nordische Göttin, hat etwas anders mit ihr...