Der Begriff Höllenritt bekam für Tjark im Moment eine ganz eigene Bedeutung.
Er war müde, weil er die ganze Nacht nicht hatte schlafen können. Immer wieder war ihm die Situation mit Tilda in den Sinn gekommen. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, dass eine Haarschur so erregend sein konnte. Aber als sie vor ihm gestanden hatte und er ihre Brüste direkt vor ihm waren, hatte sich etwas in ihm geregt. Dabei hatte er wirklich schon lange kein Bedürfnis nach einer Frau gehabt. Vielleicht lag es auch daran. Ein paar mal hatte er sich zu dem Bach begeben und hatte sich abgekühlt. Aber es hatte nicht viel gebracht.
Am Morgen waren sie alle auf die Pferde gesessen. Da Tilda immer noch nicht richtig reiten konnte, wollte sie zu Stijn auf das Pferd. Doch das hatte er verhindert. Sie würde bestimmt nicht bei seinem Bruder sitzen. Oh nein! Sie würde sich nicht an Stijn lehnen. Er wollte ihren Körper spüren!
Aber das bereute er nun auch schon.
Sie hielt sich an ihm fest und ihr Körper drängte sich regelrecht an seinen. Er musste ein paar Mal seine Sitzposition verändern, um bequemer reiten zu können. Verflucht! Es war wohl wirklich schon zu lange her!
Als sie das Nachtlager aufbauten, war er froh, dass Lasse bei ihr lag. Dennoch hätte er gerne mit seinem kleinen Bruder getauscht. Stijn hatte ihn nur angegrinst. Der Hund wusste, wie es um ihn stand.
Sein Verlangen wuchs mittlerweile ins Unermessliche.
Endlich kam das Gut von Thorvald in Sicht. Beinahe hätte Tjark vor Erleichterung geseufzt. Endlich würde er sich ablenken können! Und endlich würde sie nicht mehr so nahe bei ihm sein.
Er hob die Hand und das Tor wurde geöffnet und sie ritten hindurch. Eine Menge Kinder kamen auf sie zu gerannt und begleiteten sie bis zum Langhaus. Es war sofort laut und Tjark vermisste die Ruhe, die er auf seinem Bauernhof hatte.
Er half Tilda vom Pferd und schnappte sich seine Waffen, bevor er seinen Hengst einem Sklaven überließ. Dann folgte er den anderen ins Langhaus.
„Tjark! Ich freue mich schon darauf, dass du dieses Mal mit uns in See stechen will. Es ist schon zu lange her, mein Freund!"
Thorvald kam auf ihn zu und Tjark verneigte sich vor ihm, genauso wie der Rest seiner Familie. Moment? Seit wann zählte er Tilda zu seiner Familie? Er schüttelte den Kopf. Bei allen Göttern, er wollte doch nur...und dann...
Thorvald richtete ihn auf und packte seinen Unterarm.
„Ich habe da beunruhigende Neuigkeiten gehört. Wir müssen reden!", flüsterte er ihm zu.
Tjark verstand nicht ganz, was Thorvald meinte. Aber der hatte sich schon an Stijn gewandt und begrüßte auch ihn. Dann lächelte er breiter und hob Tilda auf.
„Tilda. Die Frau mit den schönsten Augen, die ich je gesehen habe. Ich hoffe, mein Freund hat dich gut behandelt?"
Er sah zu Tjark und sofort wusste Tjark, was Thorvald gemeint hatte. Leif hatte ihm gesagt, wie es um Tilda und ihm gestanden hatte. Er knurrte leise, was ihm einen bösen Blick von Thorvald einbrachte. Seine Lippen formten: Für dich! und Tjark fiel es wie Schuppen von den Augen.
Das durfte doch nicht wahr sein! Thorvald hatte das also alles eingefädelt? So ein Hundsfott! er wollte wohl, dass Tilda bei ihm blieb, allerdings anders als Tjark.
Er grinste Thorvald zu und der wirkte sofort etwas beruhigter, als er sich zu Tilda drehte.
„Mein Weib erwartet dich schon, Tilda. So wie ich dich kenne, wirst du dich gleich wieder in die Arbeit stürzen wollen. Wir haben dir und den Gunnarsons deine alte Hütte überlassen. Brauchst du jemanden, um den Anstand zu wahren?"
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Sprung in die Vergangenheit -Gunnarsson-Saga Teil 1-
Fiction HistoriqueTilda Johnson hat einen unterbezahlten Job, ihre Eltern sind mit der Wahl des Berufes und der Männer nicht einverstanden und keiner nimmt sie richtig ernst. In ihrer Zeit eigentlich normal. Doch Frigg, die nordische Göttin, hat etwas anders mit ihr...