Mara
Ich sterbe.
Jede Nacht.
Ich kann nichts dagegen tun.
Jeden Abend laufe ich durch den weichen Sand, über mir kreischen die Möwen und die Wellen schwappen, immer kleiner werdend, an den Strand. Ich schließe meine Augen und recke den Kopf in die klare, etwas kühle Luft. Die Sonne färbt das Meer unter sich orange und die Schaumkronen glitzern im Licht, aber das alles bekomm ich ja nicht mit, ich habe ja meine Augen immernoch zu. Langsam drehe ich mich mit ausgestreckten Armen um mich selbst und genieße den Augenblick - mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Keine Ahnung, warum ich das jedes mal mache, aber er hat wohl eine romantisch-heimelig-urlaubs-angehauchte Ader.
Früher - also so vor sechs Monaten - hätte ich an dieser Stelle eine kleine bis mittelgroße Panikattacke bekommen, aber jetzt schlägt mein Herz lediglich ein bisschen schneller. Ich würde jetzt meine Augen öffnen, erschreckt in Richtung Gewehrlauf starren und...
Ein Schuss fällt.Ein bisschen zu früh. Egal.
Wie sonst gehe ich zu Boden - flimreif. Wie immer. Er muss ja auch was zu sehen bekommen - , indem ich erst auf die Knie falle, dann auf meine Hände und zuletzt prallt mein ganzer Körper auf dem Strand auf - mit einer kleinen Sandkornwolke, die Millisekunden später erfreut auf mich rieselt und liegen bleibt. Der Schmerz der sich jetzt in mir breit macht, ist noch aushaltbar (habe ja auch ein bisschen Übung). Wärend das Blut langsam in den Sand sickert, wird mir schwarz vor Augen und ich falle in ein tiefes, dunkles Loch.
Bravo Mara. Herzlichen Glückwunsch zu deinem 183. Deathday!