Mara
Ich öffne meine Augen und - ach neee, schon wieder der Strand! Irgendwie habe ich gehofft, den Smaragdtypen wieder zu sehen.
Etwas resigniert laufe ich los - die Möven kreischen und die Wellen schwappen wieder an den Strand - also alles wie sonst auch. Mein Blick gleitet suchend über den weißen Sand, aber wie zu erwarten ist dort niemand. Ich schließe also meine Augen und warte auf den Schuss und den leichten Schmerz, aber das einzige, was ich fühle, ist, wie ich plötzlich zu Boden geworfen werde. Um meine Augen vor den feinen Sandkörnern zu schützen, bedecke ich noch während den Fall mein Gesicht mit den Händen und kneife meine Lider zusammen - was sicher ziemlich merkwürdig ausgesehen hat. Das wurde mir aber erst dann richtig bewusst, als jemand zu lachen beginnt... Paul!"Ach Cutie-pie... so schlimm?"
"Paul!" erwiedere ich erleichtert... wohl etwas zu erleichtert, denn er setzt seinen ich-bin-zu-sexy-für-euch-und-alle-himmeln-mich-an-Blick auf.
Angeber.
Etwas bekloppt stehen wir am Strand herum - ich mit sandigen ich-mach-einen-Südsee-Urlaub-Klamotten und er... naja, ich glaube, nur ich stehe bedebbert herum. Er kann das sicher garnicht. Vielleicht ist das ja eine Krankheit oder so. Sollte sich bei Gelegenheit mal untersuchen lassen."Cutie-pie? Hörst du mir überhaupt zu?" Natürlich nicht. Was ist das denn bitte für eine Frage?
"Nope." - bis dahin war ja noch alles gut... aber mit dem nächsten Satz versaue ich meine Punktebeliebtheitsskala komplett - "Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, wie hässlich du bist?"
Etwas aus dem Konzept gebracht schaut er mich an, fängt sich aber gleich wieder und sein 'wunderschöner' Sexy-Blick ist wieder da. Mit zwei schnellen Schritten ist er bei mir und steht so dicht vor mir, dass ich meinen Kopf in den Nacken legen muss. Er riecht toll. Nach Limette und ... . Sein warmer Blick streift erst kurz über meine Lippen, bis er bei meinen Augen ankommt. Sicher gucke ich ziemlich verschreckt... naja, wer würde nicht in eine Schockstarre verfallen, wenn ein hotter Typ so dicht vor dir steht und es irgendwie trotzdem schafft, noch näher zu kommen.
"Ach ja? Hässliche Leute bereiten dir also Herzrythmusstörungen?" Mit einem überlegenem Lächeln kommt sein Kopf meinem Gesicht so nah, dass ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen abprallen spüre.
"So schlimm?" Meine Stimme klingt merkwürdig piepsig.
Als Antwort nickt er nur, lächelt und beugt dich noch weiter hinunter, bis - ja bis dieser Moment frühzeitig von dem schießenden Gebüsch hinter uns zerstört wird. Die erste Kugel zischt haarscharf an seinem Kopf vorbei und schlägt in eine Palme hinter uns. Die nächste würde in meinem Bristkorb landen, hätte Paul mich nicht sofort weggezogen und zerrt mich hinter sich her. Als wir einen weiteren Knall hören, beginne ich auch zu rennen.
Eine vermummte Gestalt springt mit einem - zugegeben sehr coolen - Sprung mit Rolle am Ende aus dem Gebüsch und nimmt die Verfolgung auf.
Unsere Füße trommeln auf dem mittlerweile erdigen Untergrund und lassen ein dumpfes Geräusch bei jedem Schritt hören. Den Mumienmann spüre ich schon in meinem Rücken, was mich nur noch mehr antreibt, schneller zu rennen. Die Palmen, welche hier in säuberlich gepflanzten Reihen stehen, verschwimmen vor meinen Augen, ob vor Geschwindigkeit oder dem Wind, der mir die Tränen ins Gesicht treibt, kann ich nicht sagen. Als der Vermummte gerade seine Hand nach mir ausstrecken will - Paul rennt circa vier Meter vor mir und bekommt von all dem nichts mit - kippt der Boden wieder weg.
Kurz darauf wird alles schwarz und ich wundere mich, wieso zum Henker ich schon zum zweiten Mal nicht sterbe, sondern von dem Smaragdtypen gerettet werde. Vielleicht will er ja mal ein Happy End zur Abwechslung.Wer weiß?