Prolog

56 3 0
                                    

In den einsamen Nächten meiner Wanderung hörte ich immer wieder ihren Schrei. Ihre Angst, ihre Panik erfüllten mich auch nach Wochen und Monaten noch immer mit dem Schmerz jener Nacht. Niemals werde ich ihre Augen vergessen. Dieser letzte Blick, als sich der Boden unter ihr öffnete und sie fiel. Fiel in die ewige Schwärze der Unterwelt. Mein Herz schrie und wollte platzen vor Pein. Diese Nächte waren die Schlimmsten. Mein Hass, meine Wut, mein Antrieb. Sie trieben mich weiter, Schritt und Schritt. Meile um Meile. Fliehend und suchend zugleich, versuchte ich, diese Nacht ungeschehen zu machen. Dieser eine Moment, der meine einzig schönen Erinnerungen in eine leidvolle Hölle werden ließ.

Und dann hörte ich ihr Lachen. Die Schrille in ihrer Stimme, die mit jedem Ton ihre Bosheit behauptete. Drakatia, die Schamanin. Mein Zorn flammte auf und ebbte erst ab, als ich mir die Bilder vor Augen rief, wie meine Flammen sie einäscherten. Manchmal fand ich danach Ruhe und lächelte, wenn ich mir vor Augen rief, wie ihr kleiner Körper zu Asche zerfiel und sie im Feuer starb. Ich mochte Genugtuung empfunden haben, aber wen wunderte dies? Wie weit würdest du gehen, um jene zu retten, die du liebst?

Meine Wahl stand nie außer Fragen, weswegen ich nie eine wirkliche Wahl hatte. Ich war der Wanderer, getrieben durch mein Feuer und stetig auf der Suche nach ihr: Myrael!

Der Wanderer 2 - Madrak - LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt