Solange du mich lässt

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POV Zombey

Das war mein letzter Tag an dem ich diese Schule betreten habe. Nach so vielen Jahren halte ich mein Abitur in der Hand, was ich ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten habe. Doch bevor ich studieren werde, haben ein paar Freunde von mir und ich ein Jahr Pause geplant. Ein Jahr, in dem wir uns ein Auto nehmen und einfach losfahren, ein richtiger Roadtrip. Viele von uns waren bis jetzt nur in 2-3 Ländern, zum Teil mit der Schule, bei Klassenfahrten oder mit der Familie, aber bei einer Sache waren Maudado, Osaft, Manuel, Paluten und ich uns einig: Bevor das richtige Leben losgeht, müssen wir was richtiges unternehmen. Auf die Idee von einem Roadtrip kam Paluten, er hatte sie uns auf Maudados Geburtstag vor einem Jahr erzählt und direkt waren alle begeistert. Ein Jahr lang mit deinen engsten Freunden die Welt erkunden? Wer wäre da nicht dabei? Wir haben die letzten Ferien durchgehend gearbeitet und alles was wir an Geld bekamen gespart. Manuel und ich haben angefangen zweimal die Woche Zeitungen auszutragen und Maudado hat einen Job in einer Eisdiele als Kellner bekommen, wo er sehr gut verdient. Vor einer Woche haben wir alles, was wir bis jetzt verdient haben, auf ein Konto eingezahlt und es ist mehr als genug! Ich bin stolz auf uns, das wird das beste Jahr meines Lebens. Maudado will, wie Osaft, nach dem Jahr Informations- und Elektrotechnik studieren. Patrick möchte VWL studieren und ich plane, mein Studium zum Digital Media Engineer zu machen, wo ist uns bis jetzt allen egal, Hauptsache zusammen und weg von hier. Nur Manu hat noch nicht wirklich etwas geplant. Man merkt, wie unruhig er wird, wenn wir von unseren Planungen reden. Er sagt zwar immer, dass nichts wäre, aber wer mag schon das Gefühl von der Unwissenheit, was die eigene Zukunft angeht?

Also stehe ich jetzt hier in ein Handtuch gewickelt in meinem Zimmer. Ich habe nie woanders gelebt, immer in diesem – von uns liebevoll genanntem – Kaff, was nicht mal einen eigenes McDonalds besitzt. Wir haben uns geschworen, dass wir direkt ausziehen werden, sobald wir die Möglichkeit haben und ein Studium ist der beste Vorwand. Paluten hatte als erster von unserer Gruppe einen Führerschein und damit wurde es schnell zur Angewohnheit, das wir uns an Wochenenden einfach ins Auto gesetzt haben, irgendwo hingefahren sind und bis tief in die Nacht über alles Mögliche geredet haben. Ich wüsste nicht, was ich ohne die Vier anfangen würde. Ich habe nicht den besten Kontakt zu meinen Eltern, oder zu meinem Bruder, aber ich brauche auch niemanden, außer meine besten Freunde.

Ich war grade duschen und stehe vor meinem eher bescheidenen Kleiderschrank und suche mir Anziehsachen raus. Noch mit feuchten Haaren setze ich mich an meinem Schreibtisch und entmute mich im TeamSpeak "So, da bin ich wieder. Hab ich was verpa..", frage ich und gucke während ich rede, ob alle online sind. 'STIRB DOCH ENDLICH!', schreit mir Manu entgegen. "Sorry, Zimbel. Sind grade am GTA V zocken.", kichert Maudado. "NEIN! NEIN! NEIN!", schreit Manu und Palle und Maudado bekommen einen heftigen Lachflash. "Wenn du mich mit dem Maschinengewehr anschießt, musst du dich nicht wundern, wenn ich mit dem Raketenwerfer antworte, Manuel!", lacht auch Osaft. Paluten fragt immer noch lachend: "Was wolltest du noch mal Zombey?" "Schon gut" antworte ich schmunzelnd und starte nun auch GTA V.

Nach ein paar Stunden zocken, frage ich, wann wir uns denn dann heute Abend treffen. Wir hatten geplant diesen Abend auf dem Schulgelände zu verbringen, zum hoffentlich letzten Mal in unserem Leben. "In einer Stunde an der Schule?", fragt Osaft, "Das wäre dann um 22 Uhr.", bestätigende Geräusche kommen von den Anderen. "Palle ist dran Alkohol und Essen mitzunehmen!", ruft Manu und Patrick ruft genervt "Ist schon gut. Werde ich machen, zufrieden?" Nach weiteren 30 Minuten verabschieden sich alle nacheinander um sich entweder fertig zu machen oder um noch eben Einkaufen zu fahren. "Holst du mich dann um 10 vor ab?", fragt Manu, als wir die letzten Beiden im TS sind. "Klar, bis gleich, Manu!" Ich schließe das Fenster und fahre meinen Pc runter. Manuel wohnt in der gleichen Straße wie ich und unsere Häuser trennt nur ein kleines Waldstück. Nach ein paar Minuten ziehe ich mir meine Schuhe an und eine Jacke, auch wenn es Hochsommer ist, wird es nach dem Sonnenuntergang schon sehr kalt.

Du warst niemals alleineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt