Kapitel 2

158 5 0
                                    

Als Erstes rannte ich in mein Zimmer und ließ meine Mutter erstmal in der Küche stehen. Ich blickte in meinem Zimmer umher. Meine ganzen Möbel waren schon abgebaut. Es fühlte sich so anders an auf einmal. So leer und kalt und ich fühlte mich unwillkommen in meinem eigenem Zimmer. Ich seufzte und ging zu meiner Bilderwand. Ich schaute jedes Bild an bevor ich es abnahm und versuchte mich an jede einzelne Situation zu erinnern. Bei einem Bild stockte ich. Es war ein altes Bild von Bella und mir. Sie war damals schon unglaublich hübsch und daran hat sich nichts geändert. Eine gute Sache hatte der Umzug. Hier hatte ich nie eine beste Freundin. Klar, hier hatte ich meine Clique, aber zu keiner hatte ich die Verbindung und das Vertrauen wie zu Bella damals. Ich bereute es jeden einzelnen Tag, dass wir damals so gestritten hatten. Ich hoffe mal, dass wir uns trotzdem verstehen. Als ich meine Sachen gepackt hatte, nahm ich mein Handy und schrieb in die WhatsApp Gruppe, dass ich umziehen werde. Alle rasteten völlig aus und fragten mich, wie ich das alles so locker sehen kann. Ich ignorierte die Gruppe und schrieb Cody: -Kann ich vorbei kommen. Ich glaub wir müssen einiges bereden.-

Nachdem er ewig nicht antwortete, beschloss ich einfach vorbei zu kommen. Ich ging die Treppen runter. Meine Mutter kam auf mich zu und fragte "Alles gut?", ich antwortete schnippisch "Ich geh zu Cody, ich denk mal du bist ganz zufrieden, dass ich jetzt wahrscheinlich Schluss machen muss" Meine Mutter sah mich an und erwiderte "Glaub mir, es ist besser so, außerdem war er eh..." Da unterbrach ich sie "Jahaaa Mum, ich weiß was du und Dad von Cody halten. Es ist eh schon nervig genug, okay?!", ich drehte mich um und machte mich auf den Weg zur Haustür. Sie rief mir nur hinterher "Du wirst es eh merken" Ich drehte mich noch einmal um, schaute sie genervt an und ging dann los. Auf dem Weg dorthin dachte ich drüber nach, wie er wohl reagieren würde. Ob er eine Fernbeziehung probieren will? In letzter Zeit lief es bei uns nicht so gut, weil ich ziemlich wenig Zeit hatte, da ich für einige Hip-Hop Wettbewerbe trainierte. Cody verstand meine Liebe zum Tanzen überhaupt nicht, weswegen wir uns ziemlich oft stritten. Als ich an seinem Haus ankam, sah ich, dass kein Auto da stand, was wohl heißen musste, dass seine Eltern nicht da waren. Vielleicht besser so, denn ich denke mal, dass Cody ziemlich ausrasten wird. Na toll. Ich holte einmal tief Luft und klingelte. Keine Reaktion. Ich klingelte erneut. Ich hörte ein Poltern und ein Lachen. Komisch, das war definitiv nicht Cody. Als sich die Tür immer noch nicht öffnete, klingelte ich erneut. Kurz daruf wurde die Tür geöffnet. Aber nicht von Cody, ganz und gar nicht von Cody, sondern von einem Mädchen in Bademantel. Ich fragte etwas verwirrt "Ist Cody da? Ich würde gern mal kurz mit ihm reden." Sie glotzte mich wortwörtlich an. "Es ist wirklich wichtig" fügte ich hinzu. Sie sagte immer noch nichts und ging nur rein, ich schätze mal um Cody zu holen, aber keine Ahnung, sie redet ja anscheinend nicht. Ist ja nicht so als hätte sie mich reinlassen können. Es ist nämich Ende September und es ist nicht sonderlich warm. Nach ungefähr zwei Minuten kam er endlich. Ich ging auf ihn zu und wollte ihn zu mir ziehen, aber er wieß mich ab. Hä? Er räusperte sich und sagte "Was ist los?" Verdattert schaute ich ihn an. "Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Wieso weist du mich ab? Und wer ist überhaupt dieses Mädchen?" Er krazte sich an seinem Nacken. Oh Nein! Wehe, das war grad nicht sein Ernst. Schließlich antwortete er "Naja, was denkst du denn? Wer war das wohl? Ein knapp bekleidetes Mädchen mit mir allein im Haus..." War er grade angepisst? Das war doch nicht sein Ernst. Ich spürte Wut und Trauer in mir hochkommen. Ich versuchte wenigstens die Trauer zu unterdrücken und brachte deswegen nur ein klägliches "Wieso?" heraus. Er lachte. Und schon wieder überkam mich Hass. Wie kann er denn jetzt lachen? Das ist doch icht lustig! Er antworte "Na was denkst du denn? Du hast nie Zeit, wie soll sich da etwas entwickeln? Außerdem hast du mich doch eh nie rangelassen. Bis wir das erste Mal gevögelt hätten, wär ich wahrscheinlich längst tot" Mit was hab ich mich bitte die letzten drei Monate abgegeben?! Ich brachte grade noch " Ich seh dich nie wieder, zum Glück, weil du bist der größte Abfall" raus, und ging. Mir kamen die Tränen, den ganzen Heimweg über weinte ich. Mum hatte die ganze Zeit Recht. Wieso hab ich nicht auf sie gehört? Sie weiß ja wohl was gut für mich ist. Wie lang das wohl schon geht? Wussten meine anderen Freunde was davon? Ich hatte so viele Fragen. Aber grade wollte ich einfach nur heim und dann weg. Weg von diesem Umfeld, weg von meiner Cique, weg von Cody und weg von NewYork. Zu Hause angekommen stand da meine Mutter. Sie wusste genau was ich brauchte und hat anscheinend schon mit sowas gerechnet, denn sie hatte Kakao gemacht und einen Film bereit. Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie mich in den Arm und zog mich aufs Sofa. Ich weinte und sie war für mich da, als einzige. Ich war so froh, dass ich morgen weg von hier bin. Ich trat noch aus den WhatsApp Gruppen aus und schaltete mein Handy aus. Ich wollte all den Kontakt aus New York abbrechen. Ich kuschelte mich in eine Decke, als mir schon bald meine Augen zufielen.

WHY?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt