Eins

189 13 4
                                    

-Part 1-

Hastig jogge ich die Straße entlang und biege möglichst schnell um die Ecke eines Gebäudes.

Eigentlich sollte ich schon lange außer Sicht sein, aber man weiß ja nie.

Ich entschließe, dass es jetzt sicher genug ist, um normal zu gehen.

Mein Atem geht noch recht schnell von der Flucht, doch schnell beruhige ich mich wieder;
Während ich die eben zufällig gewählte Straße entlanggehe, beginnt mein Kopf auch schon, die heutigen Erlebnisse wieder abzuspielen.

Ich werde mit meinen Brüdern in die Stadt gebracht, - nun ja, genauer gesagt: kutschiert - und albere auf der Fahrt wie immer herum. Ich mime den fröhlichen Clown.
Doch so eine große Freude erwartet mich eigentlich gar nicht an unserem Bestimmungsort - heute ist nicht der Tag, an dem ich im Café arbeiten darf.

Also werde ich den Tag wohl damit verbringen, durch Geschäfte zu schlendern, die einen interessanten Eindruck machen, und mich dabei mit Frauen amüsieren.
Offensichtlich lieben sie mich wirklich, da ich mit einem süßen Lächeln so gut wie alles wieder wettmachen kann, was ich vermassle.
Während ich durch die belebten Mengen gehe, fliegen mir aus allen Richtungen, in denen Frauen stehen, Handküsse und verzückte Blicke zu.

Ich entscheide mich für eine Gruppe reizender Mädchen und verbringe den größten Teil des Tages mit ihnen.
Doch wie so oft bringt es mir keine wahre Freude, mich von ihnen bezirzen zu lassen.

Und nun bin ich hier.
Es war kein leichtes Stück Arbeit, mich von ihnen loszueisen.
Letztendlich musste ich doch tatsächlich durch das Toilettenfenster des Gasthauses klettern, in das die Damen mich eingeladen hatten.
(Und ich muss sagen, dass mir das auf äußerst elegante Art und Weise gelungen ist).

Als ich jedoch draußen in Freiheit angekommen war, hat mich eine meiner Begleiterinnen entdeckt, weil sie augenscheinlich kurz frische Luft schnappen wollte;
und so - nahm ich an - war mein schöner Plan missglückt.

Aber sie hatte wohl nicht mit meiner Wendigkeit gerechnet,
Und so hinterließ ich die hübsche Dame mit überraschtem Blick und rannte weiter in irgendeine beliebige Richtung,
was mir selbst allerdings im nachhinein nicht sonderlich klug erscheint, da ich noch nicht einmal den Weg kannte, auf dem ich überhaupt zu besagter Gaststätte gelangt war.

Wow, klasse gemacht. Ich sollte nach den ganzen Aufenthalten hier in der Hauptstadt wirklich mal daran denken, zumindest zu versuchen, mir die Wege einzuprägen, die ich gehe.

Zusammenfassung gefällig?

Ich bin auf der Flucht vor liebestollen Mädchen in Straßen unterwegs, die ich absolut nicht kenne, und dazu noch unter Zeitdruck, da ich mich pünktlich wieder mit meinen Brüdern zusammenfinden muss, wenn ich nicht will, dass eine ganze Kolonie an Beamten das ganze Gebiet nach mir durchleuchtet.

Habe ich irgendeine Chance auf Hilfe?
Nun ja, nicht wirklich, da es mittlerweile langsam dunkel wird (wie ich unter meinen Liebkosungen natürlich nicht mitbekommen hatte) und folglich die meisten Geschäfte schon zumachen, in denen Leute sind, die ich nach dem Weg hätte fragen können.
Und auch die Straßen sind überraschend menschenleer.

Aber ich wäre doch nicht Licht von Glanzreich, wenn ich keine Lösung für dieses Problem finden würde!,
sage ich mir selber mit einem entschlossenen Schnauben.
Doch schon kurz darauf lasse ich wieder leicht den Kopf hängen, aufgrund der abendlichen Kälte, die nun so langsam meinen Körper durchfährt.

Wie gerne würde ich doch jetzt im Café kellnern,
Denke ich bedauernd.

Café. Café. Café
Kaffee. Kaffee. Kaffee,
Brummt es immerwährend in meinem Kopf.

Himmel, ich bilde mir sogar tatsächlich ein, schwach Kaffee riechen zu können!

Wie erbärmlich...

Langsam hebe ich den Kopf wieder.
Ich bin zu einem nicht allzu großen Platz gelangt;
Hinter der freien Fläche, die nicht mit Gebäuden zugebaut ist, wie die Straßen, durch die ich eben gewandert bin, meine ich, den Fluss sehen zu können.
Er verläuft durch die halbe Stadt, und könnte mir eigentlich eine ganz gute Orientierung sein, auf der Suche nach dem Treffpunkt mit meinen Brüdern.

Langsam schlendere ich also in dessen Richtung, doch etwas lässt meinen Blick noch zu der letzten Reihe Geschäften schwenken, die sich hinter mir befinden.

Eine einzelne Ladenfassade ist noch erleuchtet,
Und tatsächlich scheint es ein kleines Café zu sein.
Zuerst lasse ich meine Augen bedächtig durch die Tische schweifen und sehe, dass nur noch ein einziger Kunde seine Bestellung genießt.

Hinter der Theke steht noch jemand, doch ich erkenne die Person nicht richtig, weshalb ich meine Füße in die entgegengesetzt Richtung lenke, in die ich eigentlich gehen wollte.

Etwas zieht mich regelrecht dorthin.
Es ist meine Neugier, die sich fragt, wie wohl dieses kleine Geschäftchen wirklich aussieht.

Doch es ist nicht wirklich das Café, das mich dann fasziniert.
Es ist dieses Mädchen, das hinter der Theke steht und fleißig Tassen poliert.

Oh, dieses Mädchen...

FF - "The Royal Tutor" - Licht X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt