Fünf

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-Part 5-

Gelangweilt liege ich im Bett.

Da Heine -unser herzallerliebster königlicher Privatlehrer- beschlossen hat, unser heutiges Lernen auf Vormittags-Unterricht zu reduzieren, ist es nun halb fünf am Nachmittag und die langweiligste Zeit, die ich seit langem zu überbrücken habe.

Letztendlich kann ich mich doch noch dazu aufraffen, mich von meinem gigantischen Himmelbett zu erheben und eine Runde durch den Palast zu gehen, um zu sehen, wie die anderen auf dem Anwesen hier die schreckliche Frustration des Nichts-Tuns bewältigen können.

Oder vielleicht rede ich mir auch nur ein, die anderen unbedingt besuchen zu müssen, um mir selber die Zeit zu nehmen, über den gestrigen Abend nachzudenken.

Die ersten lebenden Wesen auf die ich treffe, nachdem ich mein Gemach verlassen habe, sind neben den zahlreichen Fiederaralien am Rand des Ganges zwei Zimmermädchen, die ich mit einem freundlichen Lächeln begrüße und zugleich verabschiede, während ich den Weg vorbei an ihnen durch den langen Flur gehe.

Als erstes entscheide ich, bei Leo vorbeizuschauen.

Aus seinem Zimmer höre ich unerwartet seltsame Geräusche, die mich dazu verleiten, augenblicklich die Tür zu öffnen.

Und schnell erkenne ich auch die Quelle dieser Geräusche;
Denn auch wenn Leo ein Jahr älter ist als ich, wird er wohl nie seine Kindlichkeit ablegen.

Momentan sitzt Heine neben ihm;
Mit der Absicht, ihm Extra-Unterricht zu geben, damit mein lieber Bruder seine jahrelangen Wissenslücken endlich auffüllen kann.

Im Prinzip ist er gar nicht so dämlich, sondern einfach lernfaul und viel eher interessiert in Sport als in Mathematik oder Geographie.

Heeeeiiiine“, kommt es nun mit gezogener Stimme von ihm.
“Ich habe doch gesagt, dass ich dieses ganze Geohraphie-Zeug und alles schon kann. Du musst mir nicht noch mehr beibringen, als dass wir uns irgendwo in der Mitte der Karte befinden und dass außenrum noch viel Wasser ist oder so“, beklagt er sich nun in weinerlichen Ton.

Dieses kindische Schmollen und Jammern hat mich vor Neugier also in sein Zimmer gelockt;
Und amüsiert mich zugegebenermaßen auch leicht.
Ich empfinde große Sympathie für meinen Bruder,
Auch wenn ich es nicht offen zeige.

Stattdessen seufze ich aufmerksamkeitserregend und ziehe ein gelangweilt-enttäuschtes Gesicht.

“Och Leo, wir haben doch schon tausend Mal durchgesprochen, dass das mit dem vielen Wasser nicht stimmt.
In Wirklichkeit wird das Wasser sich erst später um unser Land herum sammeln und es überschwemmen.
Außer natürlich, man ist klug genug für den großen Wissenschaftstest, den man bestehen muss, um gerettet zu werden.
Es werden nämlich nur die Schlauesten überleben.
Und dazu braucht man mindestens 70 Punkte.“

Leonhard sieht mich skeptisch an und scheint zu überlegen, für wie wahr er meine Worte nehmen soll;

Und ich kann ganz genau die leichte Panik in seinen Augen sehen, demnächst möglicherweise ertrinken zu müssen.

“Prinz Licht, würden Sie es bitte unterlassen, Ihren Bruder vom Unterricht abzulenken, zusätzlich dazu, dass er selbst schon unaufmerksam genug und schwer zu disziplinieren ist?“, wirft Heine mit strengem Blick zuerst zu mir und dann zu Leo ein.

FF - "The Royal Tutor" - Licht X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt