3. Wehend

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Entnervt drehe ich mich zu unserer Sportlehrerin herum, darauf konzentriert, meine schlechte Laune hinter einer eisernen Fassade zu verbergen.

„Meine Damen, was sollte das gerade werden?", mahnt uns Frau Yamada streng, den Blick auf mich und meine beiden Freundinnen gerichtet. „Wenn Sie so weitermachen, werde ich das im Klassenbuch vermerken. Ich habe schon lange nicht mehr eine so unmotivierte Gruppe laufen gesehen."

Mit verschränkten Armen mustert sie mich eindringlich. „Ich denke, es ist für alle Beteiligten besser, wenn Sie für ein paar Minuten den Platz verlassen und darüber diskutieren, wie Ihre Leistung besser werden kann."

Mit diesen Worten kehrt Frau Yamada uns ihren Rücken zu, um die anderen Mädchen unseres Jahrgangs laufen zu sehen.

Stumm verziehe ich mich vom Platz und begebe mich in Richtung der Bänke, um mich hinzusetzen. Den metallenen Staffelstab unserer Gruppe in der Hand kreisend, beobachte ich, wie die Jungen unseres Jahrgangs zwei ihrer Teams beim Fußballspielen zujubeln und anspornen. Genervt wende ich den Blick ab und starre stur auf den Boden.

Neben mir lassen sich meine beiden Freundinnen nieder, ich spüre ihre angespannten Blicke auf meinem Gesicht brennen.

„Als ob wir das schlechteste Team gewesen sind. Frau Yamada hat eindeutig übertrieben, meint ihr nicht auch?", grummele ich.

Doch meine Freundinnen ignorieren meinen Kommentar und durchbohren mich weiter mit prüfenden Blicken.

„Na los, fragt mich einfach. Ich merke doch, dass es euch unter den Nägeln brennt zu erfahren, was mit mir los ist.", lache ich trocken.

Yuriko-chan öffnet gerade den Mund, als eine weitere Mädchendreiergruppe an uns vorbeischlendert. Als sie weit genug weg sind, setzt sie erneut an.

„Es geht um Yamazaki-kun, nicht wahr?", mutmaßt Yuriko-chan.

„Was lässt euch glauben, dass es ausgerechnet um ihn geht?", frage ich, ungläubig darüber, so schnell durchblickt worden zu sein.

„Nur Jungsprobleme lassen Mädchen sich so sehr vergessen.", kichert Ohana-chan. „Außerdem hat sich deine Laune merklich verschlechtert, als du Yamazaki-kun auf dem Fußballplatz entdeckt hast. Es war also nicht schwer zu erraten."

Ich spüre, wie mir die Schamesröte ins Gesicht steigt, da ich anscheinend wirklich leicht zu lesen bin.

Meine Reaktion ist wohl deutlich genug gewesen, um ihre Frage zu beantworten.
„Was ist gestern passiert?", fragt Yuriko-chan vorsichtig.

Da meine Augen wieder zum Fußballplatz gewandert und an Yamazaki-kun hängengeblieben sind, stehe ich auf und drehe dem ganzen Geschehen den Rücken zu, um einen klaren Gedanken fassen zu können.

„Nichts ist passiert. Nur dass sich alle Gerüchte als wahr herausgestellt haben.", zische ich. Mit Händen in den Taschen meiner dunkelblauen Sporthose beginne ich, wütend ein paar Steine wegzutreten, die auf dem Sandplatz liegen, der die gesamte Laufbahn umgibt.

„Welche Gerüchte?", hakt Ohana-chan zaghaft nach, doch ich bin mir sicher, dass sie bereits weiß, worauf ich hinaus möchte.

„Das sind keine Gerüchte, verstehst du? Ich wurde noch nie so abartig behandelt wie gestern. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gedemütigt ich mich gefühlt habe."

Allmählich gerate ich in Rage, als plötzlich all das aus mir heraussprudelt, was mir so schwer auf der Seele lastet. Wild gestikulierend fahre ich fort, die Umgebung völlig ausblendend. Mir ist es egal, ob jemand unser Gespräch hört, sollten es doch alle wissen.

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