VI🌸

1.7K 300 21
                                    

Jungkook

Ich sah ihn bereits draussen an der Bushaltestelle stehen, als wir uns dieser näherten. Taehyung hatte erst Kopfhörer in den Ohren, doch als der Bus näherkam, zog er sich diese aus den Ohren und dem Handy, ehe er sie aufwickelte und in seine Jackentasche steckte, gemeinsam mit seinem Smartphone. Er drückte den Knopf, um eine der drei Bustüren zu öffnen, als der Bus vor ihm und einer kleinen Gruppe hielt, stieg ein und liess seinen Blick suchend über die bereits sitzenden Leute wandern.

Ich tat nichts, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, denn er entdeckte mich nur wenige Momente später von allein und begann erfreut zu lächeln, ehe er den schmalen Gang zwischen den Sitzen hindurch eilte und sich auf den freien Platz neben mir fallen liess, kaum hatte ich den Rucksack dort weggezogen. "Guten Morgen", begrüsste der Braunhaarige mich gut gelaunt.

War er immer so gut drauf? Wie machte er das so früh morgens?

"Hi", erwiderte ich nur und versuchte mich in einem kleinen Lächeln. Taehyung erwiderte es - weitaus strahlender als ich - und begann auch gleich darauf zu sprechen. "Ich hab dich noch nie gefragt, wohin du eigentlich jeden Tag gehst, wenn du Bus fährst."

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich geh zur Uni", erklärte ich knapp. Es war nichts sonderlich spektakuläres, doch Taehyung schien tatsächlich interessiert daran. "Und was studierst du?", hakte er nach und legte dabei den Kopf schief, ehe er mich neugierig ansah. "Sporttherapie", antwortete ich ihm.

Er lächelte schief. "Ich schätze, das könnte ich nicht", meinte er locker, "Lernen, bis ich dreissig bin, nur um dann endlich mein eigenes Geld zu verdienen."
Ich lachte leise. "Ich bin erst einundzwanzig, Taehyung und so lange dauert das Studium nicht."

Doch Taehyung schnaubte nur mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen. "Ich bin dreiundzwanzig und nach den obligatorischen Schuljahren hatte ich die Schnauze voll von Schule."

Ich kam nicht umhin, zu grinsen, auf diese Worte hin. "Und was hast du dann nach der Schule getan?", wollte ich wissen. Taehyung lächelte mir von der Seite aus zu. "Ich bin tiermedizinischer Praxisassistent geworden und ich bereue es nicht."

Ich zog irritiert die Augenbrauen zusammen. "Also... Tierarzthelfer?", hakte ich nach und sah ihn von der Seite an. Auf Taehyungs Gesicht breitete sich ein amüsiertes Grinsen aus und er nickte bestätigend. "Klingt cooler, als Tierarzthelfer", erklärte er seine umständliche Wortwahl und ich nickte das langsam ab. 

Ich hatte doch von Anfang an gesagt, dass der Typ komisch war. 

Aber komisch bedeutete nicht schlecht. Ich seufzte tief, als ich wieder an das Gespräch mit Jimin von gestern dachte, ehe ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe des Busses fallen liess. "Worüber denkst du nach?", riss mich Taehyung dann aus meinen Gedanken.

Ich liess meine Augen zufallen und zuckte mit den Schultern. "Nichts besonderes", murmelte ich leise. Ich sah keinen Grund, ihm von dieser Diskussion und meinen Ängsten zu erzählen. Er würde vermutlich behaupten, dass er nicht wie Chen war und dass ich das Risiko, ihm eine Chance zu geben und ihm zu vertrauen, eingehen konnte - doch wieso sollte es keine Lüge sein? Eine Lüge, so wie Chens Worte allesamt welche gewesen waren? 

"Du solltest am besten Tee trinken", bemerkte er leise. Verwirrt richtete ich mich wieder auf und schenkte ihm einen perplexen Blick. "Wie bitte?", fragte ich nach. Er lächelte schief und zuckte mit den Schultern, während er aus seinen dunklen Augen zu mir schaute. Der grün gefärbte Pony seiner braunen Haare, hing ihm beinahe bis in die Augen, während er seinen Blick auf mir ruhen liess. "Du magst keinen Kaffee, also trink Tee", meinte er und legte den Kopf schief, "Wenn mir etwas Kopfzerbrechen bereitet, trinke ich meistens Kaffee, während ich drüber nachdenke."

"Und das hilft dir", antwortete ich skeptisch und zog eine Augenbraue hoch. Wie sollte mir eine Tasse Tee bei meinen Problemen helfen? "Na ja, es beruhigt und das hilft meistens schon ziemlich viel", erklärte er ruhig und liess seinen Blick anschliessend durch den Bus schweifen. Ich schürzte die Lippen.

Vielleicht hatte er ja Recht. Wieso fand ich es nicht heraus? Ich lächelte ein weiteres Mal in seine Richtung. "Ich werde es versuchen", versprach ich ihm und umfasste dann den Riemen meines Rucksacks fester, als meine Bushaltestelle in Sicht kam.

Taehyung schien zu verstehen, dass ich hier raus musste, denn er stand von seinem Platz auf und liess mich raus, ehe er nickte. "Ich frag dich morgen, ob es funktioniert hat", grinste er mir zu.

Ich hob amüsiert eine Augenbraue. "Morgen? Was, wenn ich nicht im Bus bin, morgen?"

"Wieso solltest du das nicht sein?", erwiderte er und verschränkte mit einem selbstgefälligen Grinsen die Arme vor der Brust. Ich zuckte mit den Schultern, während der Bus zum Stillstand kam, ehe die Türen sich mit einem Zischen öffneten.

"Vielleicht verpasse ich ihn ja~"

Auf meine Worte hin, erklang sein tiefes, warmes Lachen, während ich aus dem Transportmittel stieg und zusah, wie die Türen sich wieder schlossen, als alle Leute ein- oder ausgestiegen waren. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich Taehyungs Gestalt durch die Fensterscheibe erkannte, der den Blick mit einem ebenso breiten Lächeln erwiderte.

Vielleicht war es sogar ganz gut gewesen, auf Jimin zu hören und dem jungen Mann eine Chance zu geben, denn ich begann, eine gewisse Sympathie für ihn entwickeln.

Mein Hyung hatte Recht; nicht alle waren wie Chen.



Cherry Blossoms [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt