Seit drei Stunden saß ich nur da, um für meine Prüfungen zu lernen. Doch gebracht hatte es bisher kaum etwas. Ich konnte mir einfach nichts merken.
Es war schon immer mein Traum gewesen, Ärztin zu werden. Aber das Medizinstudium war um einiges schwieriger als ich gedacht hatte.
Da klingelte plötzlich mein Handy. Na toll! Konnte ich nicht mal in Ruhe lernen?
Seufzend nahm ich den Anruf an. „Hey", hörte ich die Stimme meiner Freundin Mariana. „Heute Abend ist Party bei Luke. Bist du dabei?"
Ich verdrehte die Augen. Hatte außer mir denn niemand etwas Sinnvolles zu tun? „Mariana, du weißt doch, dass ich beschäftigt bin. Ich hab in ein paar Wochen Prüfungen und muss noch einiges lernen."
„Mensch Cassie", schimpfte sie. „Du musst mal an was anderes denken als an deine Prüfungen! Es ist Samstagabend. Und außerdem hast du Semesterferien. Da kannst du doch auch mal was tun, das Spaß macht!"
Obwohl ich wusste, dass sie es nicht sehen konnte, schüttelte ich den Kopf. „Nein. Es geht wirklich nicht, Mariana. Ich muss lernen. Und außerdem fahre ich morgen früh für ein paar Tage nach Hause zu meiner Familie. Da kann ich auch nicht total besoffen ankommen."
„Na schön", gab sie schließlich nach. „Aber du wirst echt was verpassen."
Das glaubte ich nicht. Eigentlich mochte ich Partys nicht einmal besonders und es fiel mir nicht schwer, darauf zu verzichten.
Ich hatte nur manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ich Mariana und meine anderen Freunde vernachlässigte. Aber sie würden das schon irgendwie verstehen.
Nachdem ich etwa bis 23:00 Uhr gelernt hatte, legte ich mich schlafen. Ich dachte daran, was meine Freunde gerade machten. Sie waren bestimmt alle total besoffen und Selina und Maxim waren bestimmt schon lang wieder im Schlafzimmer verschwunden. Das lief eigentlich bei jeder Party so.Am nächsten Morgen stand ich um 7:00 Uhr auf und packte meine Sachen. Ein paar Klamotten und natürlich meine Bücher, die ich zum lernen brauchte.
Bevor ich aufbrach, rief ich noch schnell meine Mutter an. „Hey Mum", sagte ich. „Ich fahr jetzt dann los und bin so in einer Stunde etwa bei dir."
„Cassidy", begrüßte sie mich freundlich. „Na dann bis später. Ich freu mich auf dich, Schatz."
„Ich freu mich auch, Mum", erwiderte ich und legte auf.
Dann setzte ich mich ins Auto und fuhr los. Währenddessen legte ich eine CD ein, auf der ebenfalls Material war, das ich für meine Prüfungen brauchte.
Das komische war, dass ich mir beim Autofahren irgendwie am meisten merken konnte.
Als ich bei meinem alten Zuhause angekommen war, wurde mir bewusst, wie lang ich schon nicht mehr hier gewesen war. Das war bestimmt schon ein halbes Jahr her, obwohl ich ja nur eine Stunde von hier entfernt wohnte. Aber meine ganze Aufmerksamkeit galt zur Zeit eben meinem Studium.
Ich ging zur Haustür und klingelte. Meine Mum öffnete mir sofort und schloss mich in die Arme. „Cassie, ich hab dich so vermisst. Es ist so schön, dass du wieder mal hier bist."
„Ja, Mum, ich finde es auch schön, hier zu sein", erwiderte ich und löste mich aus ihrer Umarmung. Ich hasste Umarmungen.
Da erschien auch meine ältere Schwester Julia in der Tür. Eigentlich wohnte sie auch nicht mehr hier, doch da ihre Wohnung nur ein paar Minuten von hier entfernt war, war sie sehr oft bei Mum. „Hey Schwesterherz", begrüßte sie mich. „Na, wie läuft das Studium?"
Ich seufzte. „Ganz gut", antwortete ich. „Es ist schwer, aber ich lerne viel und so bekomm ich es schon hin."
„Jetzt komm erstmal rein", sagte Mum und nahm mir meinen Koffer ab. „Oh Mann, ist der schwer! Was hast du denn da drin?"
Ich lächelte verlegen. „Naja, das sind meine ganzen Bücher, die ich zum lernen brauche. Ich weiß, das sind viele, aber das meiste davon gibt's nicht als e-Book."
Julia runzelte die Stirn. „Ich dachte, du willst dir einfach mal ein paar schöne Tage hier machen. Ohne die ganzen Bücher. Du musst dich doch mal entspannen."
„Ich hab aber keine Zeit zum Entspannen", entgegnete ich. „Du hast keine Ahnung, wie schwer das Medizinstudium ist."
„Cassie, ich weiß, was du durchmachst", meinte sie. „Ich hab doch auch studiert. Aber manchmal braucht man einfach eine Pause, sonst wird man krank."
„Du hast Lehramt studiert", sagte ich. „Das ist etwas ganz anderes als Medizin. Wenn ich nicht jede freie Sekunde lerne, dann schaff ich das nicht."
Julia verdrehte die Augen. „Ich glaub, du brauchst echt mal wieder einen Freund, damit du wieder lockerer wirst."
Ich schüttelte den Kopf. „Du weißt, dass das nie geklappt hat. Mit Daniel hab ich Schluss gemacht, weil es mir zu stressig war mit dem lernen. Als ich mit Anton zusammen war, sind meine Noten immer schlechter geworden. Und mit Finn war es vorbei, weil er es nicht ertragen hat, dass ich das Abitur hab und jetzt studiere und er nur Verkäufer im Supermarkt ist."
Meine Schwester seufzte. „Schon aber Finn hält es einfach nicht aus, wenn eine Frau mehr kann als er. Und Anton hatte keinen guten Einfluss auf dich. Ich meine, er hat mit Drogen gedealt. Aber es sind doch nicht alle Männer so."
Ich hob die Augenbrauen. „Und was ist mit Daniel? Er war ein lieber Junge und es hat trotzdem nicht geklappt."
„Naja, vielleicht wart ihr damals beide einfach zu jung für eine Beziehung", vermutete Julia. „Ich meine, ihr wart gerade mal 14, als ihr zusammen wart. Und außerdem hat er dich vielleicht auch eingeengt. Ich meine, er hat dir doch keine Freiheiten gegeben. Er war so eifersüchtig und wollte dich immer kontrollieren."
Nun ja, damit hatte sie vermutlich recht. „Fakt ist, ich brauche keinen Freund. Zumindest nicht, solange ich noch studiere."
Kopfschüttelnd verdrehte Julia die Augen. „Du bist so ein Sturkopf. Aber es ist ja deine Entscheidung, ob du glücklich bist."
„Ich bin doch glücklich", meinte ich. „Auch ohne Freund. Ich studiere Medizin. Das ist alles, was ich immer wollte."
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Old love never dies
Teen FictionDie 20-jährige Cassidy will sich nur auf Ihr Medizin Studium konzentrieren, um die Prüfungen zu schaffen. Das heißt keine Party, Typen oder andere Ablenkungen. Doch dann passiert etwas, womit sie nicht gerechnet hätte. Sie hat eine seltsame Begegnu...