Justin's Pov:
Da hatte sie mich doch echt für einen kurzen Moment bekommen. Es kommt nicht gerade oft vor, dass man mir widerspricht und das wiederum überraschte mich. Echt, wenn sie wüsste mit wem sie da gerade redete, könnte sie für die Leistung stolz auf sich sein. Andererseits, wenn sie wüsste mit wem sie es zu tun hätte, würde sie es nicht wagen so mit mir zu reden. Jeder stimmt mir zu und wenn nicht, dann würde ich die Person dazu bringen. Ich betrachtete sie einen Moment lang aus dem Augenwinkel, ehe ich mich kopfschüttelnd wieder von ihr abwendete und zum ersten Mal meinen Blick durch den Hörsaal schweifen ließ. Für eine Uni in Brooklyn war der wohl recht schick und modern, aber eigentlich interessierte mich das nicht. Ich saß hier nur meine Zeit ab. Klar, Philosophie stellte ich mir nicht ganz so langweilig wie die ganzen anderen Kurse vor, ganz im Gegenteil sogar, es interessierte mich. Aber gerade war mir einfach nur noch nach meinem nicht vergönnten Schlaf. Es ging gestern Abend echt noch ab und zog sich bis in die Nacht rein. Ich war total zu gedröhnt gewesen und so ganz bei Sinnen bin ich immer noch nicht, aber so bestehe ich wenigstens den Tag heute. Ich stützte meine beiden Arme auf den Tisch und ließ mein Kopf auf diese fallen. Ich hatte mir eindeutig ein Powernap verdient. Meine Augenlider schlossen sich und ich hörte nur noch den Dozenten sagen, dass wir – oder eher gesagt die anderen, was abschreiben sollten. Ich ignorierte es und dann plötzlich stupste mich jemand von der Seite an. Ich ignorierte das auch, bis das stupsen schließlich zum Kneifen wurde und mir ein Brummen über die Lippen kam, zeitgleich hob ich meinen Kopf genervt an und blickte zur Seite. Eine junge Blondine lächelte mich erwartungsvoll an und klimperte mit ihren dran geklebten Wimpern. Sie ist vermutlich auf einen Tuschkasten drauf gefallen, so sah sie mit ihrer übertriebenen Schminke jedenfalls aus. Gott, wie kann man nur auf solche Tussis abfahren? Ich kann die Sorte von Weibern nur ertragen, wenn ich zu gedröhnt bin und damit meine ich so richtig zu gedröhnt. Die Wirkung lässt bei mir langsam schon nach und wie sehr würde ich gerade an einem Joint ziehen, nur um das Ganze zu ertragen. Ich sah sie fragend an und Tatsache, sie checkte es! Bevor sie allerdings zu sprechen begann, warf sie noch ihr Haar über ihre Schultern. Sollte mich das jetzt beeindrucken oder was? Falls ja, ist das ja mal sowas von danebengegangen. „Mr. Cavanaugh nimmt es mit der Pünktlichkeit immer sehr genau, weißt du? Mach dir keinen Kopf. Du solltest nur in der nächsten Zeit vielleicht pünktlich kommen. Oh, ich bin übrigens Ashley! Du bist Justin, richtig?" Sie strahlte mich mit ihren hellblauen Augen an und strich sich eine Strähne hinter ihr Ohr. Die will mich doch verarschen, oder? Sie ist wohl doch nicht die hellste Leuchte, wie von Anfang an gedacht. Ich wollte gerade zu sprechen ansetzen, als ich neben mir ein leises Husten vernahm, was allerdings kein normales Husten war, sondern ein ich-lache-mich-zu-Tode-Husten. Da wollte es jemand wohl ganz unauffällig machen. Ich drehte mich zu meiner rechten Seite und hob eine Augenbraue. Ms. wie hieß sie nochmal? Sie sah endlich von ihrem Blatt hoch und blickte mir direkt in die Augen, wo sie nur unschuldig mit den Schultern zuckte. Bevor ich dazu allerdings was sagen konnte, räusperte sich die Barbie neben mir sehr unauffällig, sarkastisch gemeint natürlich. „Justin, richtig" sagte ich desinteressiert an sie gewandt, aber natürlich bemerkte sie es nicht. Stattdessen fing sie einfach wieder an zu strahlen und dazu legte sich noch ein Grinsen auf ihre mit Lipgloss (oder wie der scheiß auch immer heißt) beschmierten Lippen. Wer braucht bitte so einen scheiß? Und wer will bitte diese beschmierten Lippen küssen? Ich verdrehte im inneren meine Augen. Sie nervte mich jetzt schon. „Ich wollte dich eigentlich nur wecken, bevor Mr. Cavanaugh dich erwischt. Ich habe gehört, dass er mal einen Studenten deswegen rausgeschmissen hat. Unglaublich, oder? Dabei ist es wissenschaftlich bewiesen, dass so ein Nap einen mehr Energie gibt. Heißt mehr Konzentration und das wollen die doch alle oder nicht?" Habe ich schon erwähnt, dass sie mich schon jetzt nervte? Mein Hirn schaltete nach dem Wort ‚wecken' ab und ich schenkte ihr einfach nur ein gespielt herzliches Lächeln, mit einem dankenden Nicken. Ich wendete meinen Blick von ihr ab und richtete diesen auf den Dozenten, der mit einem Zeigestock auf irgendeine Skizze an dem Skizzenblock zeigte. „Also, zeichnet das so gut es geht nach. Hauptsache ihr erkennt es später dann noch. Es ist ein wichtiger Bestandteil des Kurses" Ich fuhr mir genervt durch meine Haare und seufzte, als die Erkenntnis mich traf, dass ich zum einen: nicht meinen verdienten Schlaf hier nachholen konnte und zum anderen: dass sich sowas wie ein Block nicht in meinem Rucksack befand. Ich hatte heute Morgen einfach keine Zeit mehr meine Sachen zu packen und ganz ehrlich? Es war mir auch egal. Jetzt allerdings schaute ich mich flüchtig um und musste feststellen, dass jeder einen verdammten Block dabei hatte und mit jeder meine ich auch die Puppe neben mir. Ist doch ganz normal, dass man am ersten Tag mal was vergisst. Ich bin eben kein Streber wie die anderen. Ich räusperte mich leise und blickte zu dem Mädchen, was ich vorhin schon angestarrt hatte. Ich wollte es eigentlich nicht so auffällig machen, aber ich konnte irgendwie nicht den Blick von ihr abwenden. „Mar- wie war der Name noch gleich?" Ein kleines Grinsen umspielte meine Lippen und ich beobachte ganz genau ihre Reaktion. Sie schrieb gerade was, hörte aber augenblicklich auf und fuhr sich durch ihre Haare. Ihre braunen Augen trafen meine und für einen Augenblick sah es so aus, als ob sie sich zusammenreißen muss mir keine zu scheuern. Was ist denn mit der los? „tinez. Martinez, so schwer ist das nun auch wieder nicht. Was willst du überhaupt? Wieder einen dummen Spruch machen? Wenn ja, lass es lieber gleich" Wow, da hatte jemand aber schlechte Laune. Vermutlich gerade ihre Tage bekommen, so wie die drauf war. Ich blickte erneut zum Dozenten, der diesmal genau in meine Reihe hochschaute und mich schließlich misstrauisch beäugte. Da hat mich wohl jemand jetzt schon aufn Kicker, das wird ein Spaß. „Fahr dich mal einen Gang runter, Prinzessin. Meine Sprüche sind super, du weißt das, ich weiß das, jeder weiß das. Aber ich wollte dich eigentlich nur nach einem Blatt fragen. Wärst du also so freundlich und leihst mir eins deiner kostbaren Blätter?" Sie rollte mit ihren Augen und klatschte mir widerwillig ein Blatt auf meinem Tisch. „Danke, wie freundlich von dir" brachte ich schließlich mit einem zufriedenen Grinsen von mir. Das hätte ich fast nicht mehr gedacht, so wie sie bis jetzt immer abgegangen ist, dabei habe ich bis jetzt nicht mal was gemacht. Außer natürlich meine coolen Sprüche zu lassen. Ich drehte mich von ihr weg und sah auf mein noch leeres Blatt. Ehrlich gesagt hatte ich gar keinen Bock die scheiß Skizze abzuzeichnen. Warum kann er uns das nicht einfach kopieren, wenn es doch so wichtig ist? Ich bin kein großer Künstler und somit kann es der Fall sein, dass ich meine Zeichnung nicht mal mehr wiedererkennen kann. Vielleicht ein bisschen übertrieben, aber so unmotiviert und teilweise noch nicht ganz bei Sinnen wie ich bin ist das echt möglich. Ich stützte mich mit meinem linken Arm wieder auf den Tisch ab und begann irgendwas auf meinem Blatt rumzukritzeln. Von Martinez habe ich eigentlich keine Antwort mehr erwartet, aber ich wurde von ihr überrascht, wieder mal. „Das gibst du mir aber zurück. Schließlich ist der Block und somit das Blatt verdammt kostbar" Damit brachte sie mich heute zum ersten Mal wirklich zum Schmunzeln. Sie kann also auch anders und scheinbar hat sie sich abreagiert, zumindest jetzt gerade.
_____Hey Leute!
Sorry, dass erst so spät ein Update kommt, aber wir haben es leider nicht früher geschafft. Wir hoffen aber, dass euch das Kapitel (und alle vorherigen auch) gefällt und wir jetzt öfter updaten können!
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TRAGEDY - Love that we found
FanfictionBrooklyn, New York. Ein Stadtteil, der das komplette Gegenteil vom glamourösen Manhattan ist. Während in Manhattan eine luxuriöse Party nach der anderen geschmissen wird, steigen in Brooklyn underground Partys und da dürfen die Gangs nicht fehlen. E...