Kapitel 1

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Remus griff nach ein paar Schuhen, die auf dem Boden lagen, verschmutzt, und warf sie in den weiträumigen Koffer. Dem sonst gepflegten und ordentlichen Schüler schien es nicht zu stören, seine Auffassung war seit Stunden hin.

Noch einmal drehte er sich um die eigene Achse, stoppte, als er den Lumpen packen wollte. Remus' Augen hafteten auf dem imposanten Wappen, das Wappen dass ihm über Jahre schützte, stärkte und dem jungen Wolf Geborgenheit schenkte. Doch jetzt fühlte er sich einsam und hintergangen.

Wie könnte er nur denken, dass das, was Reumus am meisten schwächte, nicht sein Untergang hervorbringen würde, doch es kam, wie es kommen sollte. Er ist nicht mehr, als ein Narr ...

Den Druck in seiner Brust, wie das Brennen seiner Augen versuchte er, zu unterdrücken. Er würde nicht weinen! Er war kein Kleinkind, die ihren Gefühlen freien Lauf ließen! Dennoch war stark sein manchmal unerreichbar.

Erhitzte Flüssigkeit bildet sich und rann, als dünne Spur über die errötete Haut der Wangen. Er blinzelte mehrfach, schnaubte und presste die Augenlieder fest zusammen, dass keine weiteren Tränen entfliehen konnten. Der Widerstand brach nach wenigen Sekunden, und Remus keuchte erstickt. Sein Körper entzog sich der Macht, die das Gehirn ihm aufzwängen wollte, und zittierte außer Kontrolle.

Sich selbst schützend schlang er seine knochigen Arme um seinen Körper, nur zu gern würde er sich umarmen lassen. Aber er war alleine, er wollte es so, er musste es wollen.

Nachdem Remus ein paar Mal tief ein und aus atmet. Hatte er auch seinen Anfall im Keim erdrosselt. Nun tat er wieder das, was er schon davon getan hatte.

Die Quelle seines emotionalen Sturzes wurde längst nicht zu den anderen Klamotten im Koffer geschmissen, den bräuchte er noch. Da war er sich sicher!

Bei den Büchern angekommen - selbst diese worden später achtlos in die lederne Truhe befördert, machte das geschundene Herz einen Hüpfer. Unglaublich dachte er. Ein Satz Lehrbücher kann solche Erinnerungen an Zeiten hervorragen, die alles nur nicht mit Unterricht zu tun hatten. Doch so sehr es ihm schmerzte, er hatte die Entscheidung getroffen.

Ohne groß Nachzudenken warf er sich den Umhang über die schmalen Schultern, strich den Stoff an den Seiten glatt, befestigte ihn ordnunsgemäß, und mit schnellen und hektischen Schritten bewegte er sich Richtung Ausgang.

Er hätte von sich selbst nie erwarten können genau das zu tun, was er jetzt in die Wege leitete, doch sein Gewissen drängte ihn wahrlich zu solchem Wahnsinn.

Zu seiner Überraschung war Remus alleine im Gang unterwegs, die letzten Schüler, die den Weg von Ravenclaw Gemeinschaftsraum zur Bibliothek nutzten, weil (so hatte es Remus verstanden) einer von ihnen noch ein ausgeliehenes Buch zurück schaffen musste. Das Einzige was er jetzt vernehmen konnte waren die Geräusche, der Absätze seiner Schuhe, die mit dem Beton Boden im Einklang waren.

Da stand Remus nun und stumpfes Gelächter drang an seine Ohren. Er konnte, weil es gewohnt war, die glücklichen Töne ihren Besitzern zuordnen. Seinen Freunde. Wie vom Blitz getroffen zuckte er zusammen und rannte beinah zu der kleinen Gemeinschaft.

,,Remus", raunte James benommen, der junge Wolf aber ignorierte ihn. Sirius, und zwar nur Sirius war im Visier.

Der erst überraschte Sirius schaute Remus jetzt freundlich und liebevoll an. Seine grauen Augen, die im Kerzen lichten Schein schimmerten wie edles Silber, funkelten ihm, wie immer, freundlich entgegen. Heute aber können, weder die Augen noch das lockere und charmante Lächeln ihn aus der Affäre ziehen.

Nur der einsame Wolf heultWhere stories live. Discover now