Teil 1 (Samus Sicht)

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Ich erstarre. Von außen sehe ich vermutlich aus wie eingefroren, doch innerlich überschlagen sich meine Gedanken. Mein Herzschlag verdoppelt sich, verdreifacht sich, es fühlt sich an, als würde es mir bald aus der Brust springen. Währenddessen versucht mein Kopf verzweifelt die neuen Informationen, die ihm soeben um die Ohren geworfen wurden, zu verarbeiten: "Ich bin schwanger, Samu! Das Kind ist von dir, Samu!"... Hat sie das wirklich gesagt? Ganz langsam, ganz vorsichtig hebe ich meinen Kopf ein Stück um sie anzusehen, doch sie wendet den Blick ab. Und erst jetzt fällt mein Blick auf ihren mittlerweile doch schon ziemlich großen Baby-Bauch, den sie auch unter der weiten Bluse nicht mehr ganz verstecken kann. 

"Wie... lange schon?", kommt es  stockend aus mir heraus. 

"Sieben Monate." Ich reiße meine Augen weit auf und blicke ihr wieder ins Gesicht. "Sieben Monate schon?! Und du sagst mir erst jetzt etwas davon?!" Von ihr kommt nur ein Schluchzen, aber ich mache weiter, brülle sie an: "Wie stellst du dir das denn bitte vor?!" Sie sagt nichts, aber eine Träne rollt ihr über die vor Aufregung geröteten Wangen. "Anne!" "Samu! Ich weiß es doch auch nicht! Ich... ich..."

"Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst.". Die Worte kamen kalt und emotionslos einfach aus mir heraus. Nicht geschrien, nicht geflüstert. Worte so leer von Gefühlen wie ich. Der ganze Trubel, das gesamte Gedanken- und Gefühlskarussell in mir hatte mit einem Mal nämlich einfach aufgehört sich zu drehen. Eine seltsame, beunruhigende Leere bereitet sich in mir aus und plötzlich ist mir alles egal. Ich will nur meine Ruhe.  "Aber Samu!" "Geh Anne!"

Kurze Zeit später höre ich die Haustür zufallen. Ich lehne mich an die Wand und gleite nach unten und schon kommen die Gefühle von eben in großen Wellen zurück zu mir. Da ist Wut, Enttäuschung. Angst.

Warum? Eigentlich wollte ich ja auch immer Kinder haben, aber warum gerade jetzt?! Ich habe momentan so viel Stress mit der Band und den Jungs. Unsere große Tour steht auch an und...

Ich kann nicht einmal mit jemanden darüber reden oder mir einen klaren Kopf machen! Ich habe schließlich nur meine Anne, mit der ich über sowas reden könnte.

Anne... Die, die immer so weit weg ist; die, die ich viel zu selten sehe. Die, die mich zutiefst enttäuscht hat, da sie es mir einfach nicht vorher gesagt hat. Aber auch die, die ich über alles liebe. Und eben auch die, die ich gerade eben samt Kind vor die Tür gesetzt habe! F*ck! Bei dem Gedanken kullert mir eine winzige Träne über die Wange... Ich Vollidiot!

This is the story of LahjaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt