Ist das Poesie oder kann das weg?

Der Traum

Manchmal, da ertappe ich mich dabei zu denken, dass diese Welt surreal ist. Surreal sein muss. Einfach nicht real sein kann. 

Ich betaste dann meine Haut, meine Haare, meine Arme und Beine und denke mir: "Das kann doch nicht real sein." Oder ich sehe aus dem Fenster und beobachte die vorbeigleitenden Wolken und denke: "Vielleicht träume ich ja." Oder ich bin draußen, gehe spazieren und lege mich ins Gras, spüre diese Welt so deutlich wie möglich und frage mich trotzdem, ob sie nicht vielleicht nur eine verdammt gute Illusion ist. 

Irgendwo in den hintersten Ecken meiner Gedanken frage ich mich jeden Tag, ob ich vielleicht morgen aufwache, der Traum vorbei ist und ich endlich wieder in der echten Welt lebe. Manchmal starre ich in die Luft und frage mich, was ich tun muss, um diesem zu entkommen.

Nicht dass es ein Alptraum wäre, zumindest nicht immer. Es ist nicht so, dass ich nicht gut leben könnte. Ich weiß selbst nicht woher dieses surreale Gefühl kommt. 

Vielleicht habe ich schon zu viel Grausamkeit und Ungerechtigkeit gesehen, um zu glauben, dass es so wirklich sein kann. Vielleicht glaube ich manchmal, dass Teile dieser Welt zu schön sind um neben den grausamen Teilen tatsächlich existieren zu können. 

Vielleicht ist es aber auch gar nicht die Welt, mit der etwas nicht stimmt, die nicht "passt". Sondern ich. Vielleicht passe ich nicht richtig in diese Welt, vielleicht habe ich meinen Platz einfach noch nicht gefunden. 

Wenn ich mich nicht gerade frage, wann ich aufhören werde zu träumen und endlich wirklich lebe, dann frage ich mich, wann diese Surrealität, die wahrscheinlich nur in meinem Kopf surreal ist, endlich aufhört. Wann dieses Gefühl verschwindet und nie wiederkommt. 

Aber würde ich es merken, wenn es auf einmal plötzlich weg wäre?

Das ist vielleicht wie mit Liebeskummer, der ständig da ist, und plötzlich weg. Und erst Wochen später fällt einem auf, dass man daran schon lange nicht mehr gedacht  hat und es weg ist. 

Wenn das Gefühl in einer Illusion gefangen zu sein verschwindet, wenn ich endlich meinen Platz finde und ankomme, dann habe ich ein wenig Angst, dass ich den Moment, in dem ich ankomme, verpasse, nur weil ich die Abwesenheit von Gefühlen nicht fühle.