"Ich komme mit.", erklärt Hannah mir. Ich schaue verdutzt in ihre braunen, warmen Augen. Ich erkenne, dass sie keine Witze macht. Wir hatten lange einfach still auf der weichen Couch gesessen. Ich mit einem Kissen vor dem Bauch, welches ich fest mit meinen Armen umklammert hatte - gleichzeitig ließ ich im Takt das Haargummi auf meinen Arm fletschen - und Hannah mit einem besorgten Blick, der auf mich gerichtet war.
"Das würden die Lehrer nie erlauben, du bist ja noch nicht mal in meiner Stufe." entgegne ich kaum hörbar. Außerdem wäre das viel zu kurzfristig. Die Bahntickets und die Hotelzimmer sind schon lange gebucht. Das wird nie funktionieren. Niemals. Darauf werden die Lehrer sich nicht einlassen. Ich glaube, dass Hannah merkt, dass ich ihr nicht alles erzählt habe, aber sie fragt nicht weiter nach. Jetzt zumindest. Zum Glück. Ich bin erleichtert, weil ich endlich mal über meine Sorgen gesprochen habe, aber die Zweifel, ob das richtig war, werden immer lauter. Mir ist vor Erschöpfung immer noch übel.
Auf dem Weg nach Hause spreche ich kein Wort mit meinem Vater. Ich sitze einfach nur still neben ihm. Ich habe heute schon genug gesprochen. Mehr als in den letzten Tagen zusammen. Es war zu viel für mich. Aber das ließ ich mir nicht anmerken. Es ist schon dunkel, als mein Vater das Auto parkt und wir zur Wohnungstür gehen.
Reiß dich zusammen, denke ich mir. Du musst stark bleiben und du darfst dir bloß nichts anmerken lassen. Ich beiße die Zähne zusammen und schlucke meine Tränen runter. Ich gehe hinter meinem Vater die Treppen hoch bis in den vierten Stock zu unserer Wohnung. Die Wohnung von meinem Vater ist viel kleiner als die meiner Mutter. Weder meine Schwester, noch ich haben ein eigenes Zimmer, aber wir sind auch nur alle 14 Tage hier.
Es ist schon spät und ich liege schlaflos in meinem Bett. Ich greife nach einem Stift und dem braunen Poesiealbum neben meinem Bett. Ich habe es schon mehr als vier Jahre und schreibe dort mehr oder weniger regelmäßig meine Gedanken rein.
Liebes Tagebuch, was soll ich nur sagen bzw. schreiben. Ich fühle mich so alleine oder eher so wirklich einsam. Denn da liegt ein großer Unterschied zwischen. Man muss ab und zu alleine sein und dabei ist man auch nicht unbedingt einsam. Und man kann einsam sein, obwohl man nicht alleine ist.
Ich lege den Stift und das Buch weg und mache die kleine Lampe auf dem Schrank neben mir aus. Ich mache die Augen zu und versuche zu schlafen. Doch in meinem Kopf sind zu viele Gedanken. Es ist zu viel, ich weiß nicht wohin damit. Es wird immer mehr und mehr. Ich drehe mich von links nach rechts. Aber die Gedanken sind zu hartnäckig, sie lassen mich nicht in Ruhe. Ich schlage die Augen wieder auf und setzte mich in mein Bett. Mit meiner linken Hand mache ich die kleine Lampe wieder an. Kurz darauf schreibe ich weiter in mein Tagebuch.
Die Klinge, das Messer, ein Schnitt und es geht mir besser. Das Blut fließt und mit ihm, was mir auf dem Herzen liegt.
Nachdem ich mich noch gefühlte 100 mal von links nach recht und von rechts nach links gedreht habe kann ich endlich einschlafen.
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Mixed Up Mind
Teen FictionIch zucke vor Schreck zusammen. Ich bin so angespannt und vertieft in meine Gedanken. Ich muss wohl mal wieder in meine eigene kleine Welt geflohen sein. In eine Welt mit weniger Sorgen. Der Ton der mich aus meinen Gedanken gerissen hatte kam von me...