Ohne Zukunft

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„Was siehst du, wenn du aus dem Fenster schaust?“ Allison schaut darauf hin rechts aus dem Fenster. Gerade wird ein Propagandavideo der neuen Kanzlerin gezeigt in Form eines Hologramms an der Wand eines Gebäudes, der Zug fährt über die Hochschienen die Menschen darin kommen von der Arbeit. Je länger sie hinaus schaut desto klarer wird ihr dass das nun die Realität ist, das Gordon und ihre Mutter für immer fort sind, das sie jetzt eine Waise ist in der Obhut von Fremden. Das Propaganda endet und ein kleines Mädchen ist zu sehen, sie schaut sich panisch um und reißt den Mund auf doch kein Laut kommt heraus. Niemand scheint es zu bemerken, nicht die Leute im Zug und auch nicht die Menschen, die unten auf der überfüllten Straße aneinander vorbei hasten. Schnell wendet Allison sich weg vom Fenster ihr Körper wippt vor und zurück. „Allison was hast du gesehen?“ Die Psychiaterin durchbohrt sie mit ihren leeren Augen. „Ich habe nur den ein Bruchteil des Alltags gesehen.“ Flüstert Allison. „Ist es das was du gesehen hast oder das was du mir erzählst damit ich dich in Ruhe lass?“ Allison antwortet darauf nicht, sondern steht auf und geht im Zimmer auf und ab. „Allison.“ Versucht die Psychiaterin es erneut. Statt darauf einzugehen sagt sie:„ Das Mädchen, wer war sie? Ich kenne sie irgendwo her.“ „Welches Mädchen Allison?“ „Nach dem Propagandavideo von der Kanzlerin.“ Allison zeigt nach draußen zum Hologramm. „Allison was meinst du?" Das Propaganda läuft immer noch, es ist die Rede über die ersten Kolonien auf Erde Alpha. Sie bleibt stehen und denkt nach, sind die Halluzinationen etwa zurück? Wenn dem so ist darf sie sich nichts anmerken lassen, die werden ihr nur wieder irgendwelche Medikamente geben. „Ich war verwirrt,  ich hab ein Mädchen in der Menge beobachtet. Sie hat mich an jemand erinnert.“ Allison war klar das die Psychiaterin ihr nicht glaubte, doch vielleicht wurde man sie erstmal in Ruhe lassen. „Wenn das so ist, kannst du gehen.“ Sie nickt und verlässt das Zimmer, direkt an der Türe bleibt Allison stehen und schaut sie zu beiden Seiten um, ob sie von jemandem beobachtet wird. Niemand scheint hier zu sein, schnell läuft Allison zu einem der großen Fenster schaut nach unten 20 Meter darunter ist ein Vorsprung. Auch wenn sie es unbemerkt aus dem Gebäude zum Vorsprung schafft, weiter würde Allison es wahrscheinlich nicht schaffen, doch lieber würde sie ins Ungewisse flüchten als weiter hier zu bleiben. Sie geht einige Meter zurück, atmet tief durch und sprintet los direkt auf das Fenster zu und hindurch. Allison spürt an ihrem ganzen Körper kleine Splitter und hört das krachende Geräusch, als das Glas nachgibt. Nicht mal eine Sekunde befindet sie sich im freien Fall, dann wird ihr Körper auf den Vorsprung gepresst, ihr Kopf schlägt dumpf auf dem Beton auf. Allison schnappt nach Luft, ihre Organe fühlen sich gequetscht an und überall stecken Scherben, die sie so gut es geht raus zieht. Ein stechender Schmerz treibt ihr Tränen in die Augen. „Fuck.“ Vorsichtig tastet Allison an ihrem Kopf herum, bevor sie jedoch genau weiß wo sich die Wunde befindet wird es schwarz vor ihren Augen. Als Allison wieder aufwacht ist ihr Mund ausgetrocknet und ihr ganzer Körper schmerzt, das Blut aus der Wunde ist inzwischen getrocknet und eine dünne Kruste bildet sich über der Wunde. Langsam und darauf bedacht, nicht unnötige Schmerzen zu verursachen, setzt sie sich auf. Wie nur kann es sein das niemand ihren Körper hier gesehen hat? Allison versucht den Gedanken das, dass alles viel zu perfekt verläuft, zur Seite zu schieben. Nachdenklich schaut sie sich um, die Sonne wandert hinter dem Smoke der Stadt ihren Weg hoch zum Himmel. Ihr Blick gleitet nach unten, das Gebäude in dem sie gefangen war ist schon alt und die Bauweise wird nicht mehr verwendet. Aus der Hauswand ragen einzelne kleine Vorsprünge, wie Stufen jedoch sehr instabil. Allison weiß, das ist ihre einzige Möglichkeit von ihr weg zu kommen und wenn sie nun dabei sterben würde, wäre sie vielleicht wieder mit ihrer Mutter und Gordon vereint. Sie rutscht vor an den Rand und lässt sich langsam hinab gleiten, ihre Zehnspitzen berühren die kleine Plattform darunter, doch sie traut sich nicht los zu lassen. Aus einem unerklärlichen Grund klammert Allison sich verzweifelt an dem Vorsprung, sie schließt ihre Augen und der Beton entgleitet ihren Händen. Schnell öffnet sie ihre Augen wieder und tatsächlich, Allison hat es geschafft auf der Plattform zu landen. Ein seltsames Geräusch, veranlasst sie auf den Boden zu schauen ein dünner Riss zieht sich direkt durch die Mitte, ihrer Meinung nach jedoch keine ernsthafte Bedrohung. Allison späht über den Rand, sie befindet sich in schwindelerregender Höhe, die Hochschienen liegen weiter unten. Vertieft in die hässliche Aussicht bekommt Allison nicht mit das es unter ihren Füßen knirscht und knackst, die Plattform kracht unter ihrem Gewicht zusammen. Kreischende wird das Mädchen in die Tiefe gezogen, erfolglos versucht sie sich irgendwo fest zu halten. Die Schwerkraft zieht Allison immer schneller zu Boden, ihre Haare wehen wild vom Kopf und ihre Atmung hat sich beschleunigt. Als der Boden ganz nah wirkt schützt Allison ihren Kopf vor dem Aufprall, doch aus dieser Höhe hat sie keine Chance auf Leben. Ihre Knochen brechen und Arme, Beine stehen in einem unnormalen Winkel vom Körper ab. Blut rinnt aus ihrem Kopf, das einzige was Allison spürt ist Schmerz. Ihre Sinne sind benebelt, die Geräusche der Stadt werden vollkommen verschluckt und ihre Augen erblicken reine Dunkelheit. Die Zeit bleibt stehen so fühlt es sich für Allison an, nur noch am Rande hört sie eine Stimme und versteht einzelne Wortfetzen„ Defekte….. versucht zu fliehen…. Die 10 schon…… Gefahr für andere… Fehler im Pogramm…..“ Es raubt ihr die letzte Kraft das zu verstehen, ihr Körper gibt auf und ihr Herzschlag verlangsamt sich, sie trieftet ab ins nichts.
Glitzerschreiberin aka Aila 🌌

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