Er tippt auf den Link und schon taucht auf dem Display ein wunderschönes, fast schon zu perfektes Mädchen auf. Seine Finger tippen hastig etwas ein, er liest es nochmal durch und kaut nachdenklich auf seiner Lippe herum. Schnell löscht er das geschriebene wieder, schließlich schickt er ein einfaches «Hey @mon4e8.» Nervös starrt er auf sein Display, wartet bis sie antwortet. Der verdunkelte Display leuchtet hell auf. Sie hat geantwortet «Hi, hast du Lust dich mit mir zu treffen?» Kurz überlegt er, sonst fragt er das immer, doch dieses Mädchen scheint besonders zu sein. «Ja sehr gerne, wie wäre der Club?» Aufgeregt schickt er die Nachricht ab und eine Sekunde später erscheint ihre Antwort. «Okay, triff mich hier…..» @mon4e8 hat ihm einen weiteren Link geschickt. Bevor er seinen Avatar in den Club schickt, zieht er ihn noch schnell um. Er geht zurück zu dem Chat und auf den Link, sein Avatar steht wenig später im Club Heaven. Suchend blickt er sich nach dem Mädchen um und entdeckt sie an der Bar, auch sie hat sich noch schnell umgezogen. Ihr gold-blondes Haar fließt wie ein Fluss über die Schultern und fast bis zu dem hübschen Po. Ihr zierlicher Körper steckt in einem roten, glitzer Kleid mit tiefem Ausschnitt und an den Füßen hat sie schlichte schwarze Pumps. Er überlegt, da sie den ersten Schritt gemacht hat kann er ja sofort in die Offensive gehen. «Du siehst wunderschön aus @mar1e8.» Verlegen lächelt ihr Avatar den seinen an. «Willst du etwas trinken @4lex ?» Er nickt und setzt sich neben ihr auf einen Hocker. Noch bevor der Barkeeper kommt ruft seine Mutter:„Alexander, es gibt gleich Essen!“ Sofort verschwindet die Stimmung des Virtuellen Dates. Alexander schüttelt kurz seinen Kopf um zurück zur Realität zu kommen, er legt das Display weg und steht von seinem Bett auf. Er läuft ins Esszimmer, um den Plastiktisch hat sich schon seine Familie gesetzt. Markus, sein Vater schaut ihn enttäuscht an, jedoch ist er das schon gewohnt. Er setzt sich schnell neben seine kleine Schwester Emilia, die eifrig erzählt was sie heute schon erlebt hat. „Und ich bin mit den Feen zu den Einhörnern, die haben jetzt sogar ein Fohlen.“ Ihre Augen glänzen, wahrscheinlich kann Emilia es kaum erwarten gleich weiter zu machen. „Das freut mich Schatz, aber denk daran auch deine Schulaufgaben zu machen.“ Sagt Monika zu ihrer Tochter. Es piept und Alexander steht auf, geht in die Küche und holt die vier Schachteln, die gerade angekommen sind. „Ich hoffe es gibt Pommes.“ Sagt Emilia und schaut erwartungsvoll auf ihre Schachtel, bevor sie diese öffnen darf. „Danken wir all den Menschen, die für das neue System gestorben sind und ohne die es nicht möglich wäre hier zu sitzen.“ Alexanders Gedanken sind wo ganz anders, er will zurück zu @mar1e8 und in die Virtuelle Welt. Neben ihm öffnet Emilia ihre Schachtel und seufzt enttäuscht auf, als sie den Inhalt erblickt. „Wieder nur dumme Nudeln.“ Mosert sie und stochert darin herum. Alexander fängt schnell an zu essen, der fade Beigeschmack nach nichts ist ihm schon so vertraut, das es ihm egal ist. „Der Sturm soll uns in wenigen Stunden erreichen und es könnte sein das der Strom solange ausfällt, da die Arbeiten an der Notstromanlage noch nicht beendet sind.“ Erzählt Markus nebenläufig. „Gehen von dem Sturm noch andere Gefahren aus?“ „Ich muss noch einen Aufsatz schreiben, kann ich aufstehen?“ Unterbricht Alexander das Gespräch seiner Eltern. „Natürlich, wenn du etwas für die Schule machst…“ Weiter hört er gar nicht zu. In seinem Zimmer nimmt er schnell das Display und meldet sich an und steht gleich wieder im Club. «Entschuldigung das ich so schnell offline war, ich musste etwas wichtiges in der Realität erledigen.» «Nicht so schlimm……. Willst..... immer noch….?» Die Antwort ist verpixelt und Wörter fehlen. „Was ist denn jetzt los?“ fragt Alexander sich selbst laut. Sein Display flackert kurz, dann ist alles wieder normal, aber nur für eine Sekunde dann es wird schwarz. Eine heftige Windböe schlägt gegen die Hauswand, Regen prasselt gegen das Fenster und der Himmel ist plötzlich dunkel. Ein tiefes Grollen lässt Alexander aus seiner Starre erwachen, hatte sein Vater nicht gesagt es würde noch einige Stunden dauern bis der Sturm hier wäre? Ein grelles Licht, welches vom Himmel herab zuckt, bestätigt zu Alexanders Bedauern das der Sturm schon in der Provinz angekommen ist. Neugierig geht er zum Fenster, das letzte mal das es so geregnet hat ist schon sehr lange her. Alexander blickt aus seinem Fenster, auf die anderen gleich aussehenden grauen Häuser. Aus dem Augenwinkel sieht er etwas lilafarbenes, dann ist es wieder weg. Genau vor seinem Fenster taucht ein Mädchen auf, mit klatschnassem lilafarbenem Haar und der normalen schlichten grauen Kleidung. Ohne groß darüber nachzudenken reißt Alexander sein Fenster auf und brüllt zu ihr runter:„ Sag mal spinnst du? Was machst du da draußen, das ist scheiße gefährlich?!“ Sie bleibt stehen und ihr Kopf wendet sich in seine Richtung und sie mustert ihn wütend. „Warum interessiert es dich was ich “gefährliches“ mache? Du kennst mich nicht.“ Antwortet sie Alexander. Fieberhaft überlegt er, was er sagen kann, doch ihm fällt nichts ein. „Ich muss jetzt weiter, also entweder sagst du noch was spannendes,“ das Mädchen wartet kurz,„ oder auch nicht. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.“ Sie streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht, schaut nochmal zu Alexander und rennt dann weiter durch den Regen. Verwirrt starrt er ihr hinter her.
Glitzerschreiberin aka Aila 🌌