Kapitel 5

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Ich warte auf das übliche klingeln meines Weckers, aber nichts passierte. Dann fiel mir ein das heute Sonntag war und meine Laune stieg beträchlich. Ich hörte den Rufen der Tauben zu, die laut durch das geöffnete Fenster klangen und wälzte mich noch ein bisschen hin und her. Schließlich setzte ich mich auf und sah durch das Fenster den blauen Himmel, der nur von ein paar dünnen Wolken bedeckt war. Es würde wohl wieder ein schöner Tag werden und ich nahm mir vor, endlich wieder joggen zu gehen. Ich öffnete meinen Kleiderschrank und wechselte meine Schlafshorts gegen eine enge schwarze Sporthose, zog einen Sport-BH an und streifte mir ein weißes Top über. Meine Haare band ich zu einem Dutt zusammen, damit sie mich während des laufens nicht nervten und verließ, mit Handy und Kopfhörern in der Hand, das Internat. Während ich auf dem trockenen, erdigen von Wiese umgebenen Pfad über das Schulgelände joggte, lauschte ich der Musik und verbannte alle Gedanken an Jungs, Schule und Eltern aus meinem Kopf.

I used to bite my tongue and hold my breath

Scared to rock the boat and make a mess

So I sat quietly, agreed politely

I guess that I forgot I had a choice

I let you push me past the breaking point

I stood for nothing, so I fell for everything

ich summte Katy Perry's Song Roar mit und genoss die frische Luft in meinem Gesicht. Allmälich wurde es wärmer und ich war froh, als ich in die tiefen Schatten des Waldes eintauchen konnte. Die Schule hatte ich schon lange hinter mir gelassen, als ich einen schmalen Trampelpfad bemerkte, der tiefer in den Wald und weg von den Hauptwegen zu führen schien. Blätter und Zweige versperrten den Blick und neugierig verließ ich den eigentlichen Weg. Einige Minuten lief ich den schmalen Pfad entlang, der auf einmal breiter wurde und als ich mich durch ein kleines Gebüsch gezwängt hatte, stockte mir der Atmen. Ich blieb stehen und sah mich staunend um. Der Wald wurde durch einen großen See unterbrochen, setze sich auf der anderen Seite aber fort. Ich erkannte den bekannten Badesee mit dem breiten Sandstreifen, der künstlich angelegt worden war. Hier war ein etwa zwanzig Meter langer Streifen Wiese, der sich sanft zum Wasser absenkte. Das Wasser glänzte im Sonnenlicht und einige rote und hellblaue Blumen schmückten das ganze Bild. Der dunkle Wald, der die ganze Szene umschloss, machte den Anblick geradezu märchenhaft. Das dichte Gras wirkte unberührt, offenbar war der Ort nicht sehr bekannt, obwohl ihn wohl, nach dem Trammpelpfad zu schließen, einige kannten. Einen Moment ließ ich die schöne Stimmung auf mich wirken, dann spürte ich meinen Magen knurren und verließ den wunderschönen Platz. Im Wald fühlte ich mich auf einmal unwohl und es war zu dunkel und düster im Gegensatz zu dem kleinen Fleck Paradies, denn ich gerade entdeckt hatte. So war ich froh, als ich aus den Baumen hinaus und zurück auf die Wiese vor dem Internatsgebäude kam. Ich nahm den Hintereingang, denn in meinem Aufzug wollte ich nicht meinen Mitschülern vor die Augen treten, die inzwischen wohl alle beim Frühstück saßen. So hatte ich glücklicherweise die Duschen für mich alleine. Das kühle Wasser tat gut, während es Schweiß und Anstrengung runterwusch, trieben meine Gedanken zu James. Ich hatte ihn seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, aber hatte dafür viel zu oft sein Gesicht vor meinem inneren Auge gesehen.

Ich sah mein Gesicht im Spiegel. Von nahem sah man alle kleinen Pickel und Mitesser, die meine Haut sehr unrein wirken ließen. Ich peelte meine Haut oft und wusch sie gründlich, aber dennoch war sie sehr unrein. Ich hasste diesen Anblick und trug ein wenig Concealer auf die größeren Rötungen auf. Ich trug nicht gerne viel Make-Up, weil ich fand, dass das Gefühl unangenehm war. Nachdem Maskara und ein dünner Kajalstrich aufgetragen waren, zog ich eine Jeansshorts an und schlüpfte in ein Top. Meine Haare trug ich ihn einem hohen Pferdeschwanz, weil ich es hasste, wenn sie in der Hitze nass im Nacken klebten, aber ihn so dennoch vor den Sonnenstrahlen schützte.

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