Das wahre Potenzial

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»Ich war so begeistert, ich hatte Tränen in den Augen, schwitzige Hände und Herzrasen. Efeu hat mich nicht nur umgehauen - Sie hat mich absolut aus den Socken geschossen.«

- Marie

- Marie

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Der kalte Wind fiel sie an wie ein Raubtier, zerrte an ihr, nagte an jedem Stück Haut, das frei lag. Sie biss trotzig die Zähne zusammen und stemmte sich den Felsvorsprung hoch. Erleichtert atmete sie ein, ihre Lungen brannten. Die Kälte war nicht gnädig mit ihr, aber das war sie mit niemandem.

Snädis blickte zurück, erlaubte sich über den Abgrund zu sehen, den Weg hinab, den sie bereits hinter sich hatte. Es war eine schwindelerregende Höhe. Unter ihr wartete der Tod. Und nicht einmal die Hälfte des Weges war geschafft.

Unbeirrt drehte sie sich um und schlich weiter. Snädis war vorsichtig, wusste sie doch genau was sie wollte und welche Gefahren auf dem Weg dorthin lauerten. Sie musste den Berg erklimmen und wieder hinabsteigen und dabei möglichst nicht sterben, entschlossen fletschte sie die Zähne. In der Theorie klang das so einfach.

Ein hoher Schrei ließ sie innehalten. Es klang wie Wind, der durch Felsen heulte. Wie ein Sturm, der einen morschen Baum zum Stöhnen brachte. Und doch.

Snädis war nicht besonders groß und duckte sich nun zusätzlich tiefer in die Schatten hinein, ehe sie weiter im Schutz der Felsen voranschlich. Das Jammern wiederholte sich, laut und klagend. Sie presste sich an den Stein hinter ihr und war froh um ihre schwarzen Haare und die dunklen Sachen, die es schwer machen würden sie zu sehen.

Die Felswand in ihrem Rücken senkte sich ab und gab den Blick auf ein weites, karges Feld frei. Der Wind hatte ein paar einsame Bäume unter seinen Klauen zu grotesk anmutenden Gestalten verformt, dazwischen wiegte nur farbloses, langes Gras. Erneut dieses Geräusch, dieses Klagen, es jagte Snädis einen eiskalten Schauer über den Rücken. Wachsam sah sie über die Ebene, versuchte irgendetwas da draußen zu erkennen.

Ein Blinzeln und plötzlich war sie da, eine Kreatur wie aus Alpträumen. Der lange, schlanke Körper war wie gemacht für die Jagd, der keilförmige, weiße Kopf erinnerte sie an eine Totenmaske. Sein rostbraunes, langes Fell wurde vom heulenden Wind zerzaust, während die stechenden Augen des Monsters die Wolken musterten und es feindselig die Zähne bleckte.

Ein weiteres, hohes Winseln hallte über die Ebene. Ein Fetzen des Himmels fiel hinab. Dann explodierte die Welt in Kampf und Blut.

Sie verkeilten sich ineinander, die langen, stromlinienförmigen Leiber umeinandergeschlungen. Ihr Fell, gewittergrau und rostbraun, riss unter ihren langen Krallen und ihre nadelspitzen Zähne gruben sich schnell und brutal in ihr Fleisch.

Das Mädchen schluckte. Das waren Leviathane. Riesige Monster, die der Kälte und der Schwerkraft trotzten. Sie schrien wie verlassene Kinder oder trauernde Mütter, jammerten wie verstoßene Männer und verschlangen ihre Opfer schnell und brutal.

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