26.Kapitel

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Heiligabend verbrachten Vivi und ich mit meiner Familie.So wie ich das einschätzen konnte,verstand sie sich gut mit allen und es beruhte scheinbar auf Gegenseitigkeit."Geht's Jasmin immernoch nicht besser?"fragte meine Nichte Hanna.Seufzend schüttelte ich den Kopf und spürte sofort Vivi's Hand auf meiner Schulter."Hat die Ärztin denn irgendwas gesagt?" "Ja,sie wird wahrscheinlich bald aufwachen."gab ich zurück."Das sind doch mal gute Neuigkeiten!"Es war so schon schlimm genug,dass es seit Jasmin's Geburt das erste Weihnachtsfest ohne sie war und deshalb hatte ich auch keine Lust,mich weiter über ihren Gesundheitszustand zu unterhalten.Ich lenkte das Gespräch in eine andere Richtung und bald darauf stand Hanna's kleine Schwester mit einer Gitarre vor mir und sah mich mit großen Augen an."Spielst du uns was vor?" "Ähm..." "Ach komm Samu.Daran müsstest du doch inzwischen gewöhnt sein.Außerdem kann ein bisschen Training vor der Tour nicht schaden oder?"meinte mein Schwager lachend,also nahm ich die Gitarre und fing an ein paar Songs zu spielen.
Ein paar Stunden später war dann die Bescherung.Die Kinder spielten mit ihren Geschenken und der Rest unterhielt sich.Wir tranken  alle Alkohol,allerdings war ich der einzige,bei dem trotzdem irgendwann wieder das Zittern der Hände einsetzte.Ich versuchte es zu unterdrücken und als das nicht klappte,versuchte ich es einigermaßen zu verstecken."Ich hol uns noch was zu trinken!"rief ich und war auch schon in der Küche verschwunden.Ok,normal war das definitiv nicht mehr.Vielleicht hatte Vivi doch recht und ich war auf dem besten Weg in die Abhängigkeit.Aber das wäre mir doch viel eher aufgefallen oder?Ich holte noch eine Weinflasche aus dem Schrank und sah direkt daneben den Scotch.Würde es auffallen,wenn ich jetzt einfach daraus trinke?Je mehr ich darüber nachdachte,desto schwerer fiel es mir,zu widerstehen und so vergewisserte ich mich,dass niemand in der Nähe war,bevor ich mir den hochprozentigen Alkohol aus dem Schrank holte und davon trank.Allzu viel konnte ich jedoch nicht trinken,weil ich plötzlich Schritte auf dem Flur hörte.Schnell drehte ich die Flasche zu,stellte sie wieder zurück und schloss die Tür."Bist du auf dem Weg eingeschlafen oder warum brauchst du so lang?"Ich drehte mich um und sah meinen Bruder im Türrahmen stehen."Was?Äh nein,alles gut."entgegnete ich und lächelte kurz.Er kam auf mich zu."Wirklich?" "Ja,mach dir keine Sorgen."Ich griff nach dem Wein und wollte wieder zu den anderen,konnte dabei aber nicht meine zitternden Hände verbergen,deswegen hielt mein Bruder mich zurück."Sicher,dass mit dir alles gut ist?" "Ja und jetzt nerv mich nicht!"antwortete ich gereizt und riss mich los."Alter Sturkopf..."murmelte er,aber ich ignorierte ihn und ging zu den anderen.
Mit der Zeit leerte sich das Haus langsam und um 02:00 Uhr verabschiedeten Vivi und ich uns von meinem Bruder und meiner Mutter."Meld dich,wenn irgendwas ist."flüsterte er mir noch während unserer Umarmung ins Ohr.Ich nickte kaum merklich und wartete auf meine Freundin,die sich gerade von meiner Mutter verabschiedete.Kurz darauf verließen wir das Haus."Siehst du,ich hab doch gesagt,sie werden dich mögen."sagte ich und nahm ihre Hand."Ja da hattest du wohl ausnahmsweise recht." "Was heißt hier 'ausnahmsweise'?Ich hab immer recht." "Ja ist klar Schatz." "Was denn?Stimmt doch!" "Ja komm jetzt bitte.Ich bin langsam ein bisschen müde." "Ok,ich ruf uns ein Taxi."Als das erledigt war zog ich sie in meine Arme und küsste sie sanft.
Der zweite Weihnachtstag bei ihren Eltern lief auch gut und ich glaube,sie waren ziemlich zufrieden mit mir als Partner ihrer Tochter.Letzten Endes wäre es mir ehrlicherweise auch egal gewesen,wenn's nicht so wäre,aber mit dem Wissen,dass sie nichts gegen unsere Beziehung hatten,war mir deutlich wohler zumute.
In den letzten Tagen des Jahres passierte nichts außergewöhnliches,außer dass selbst ich langsam einsah,dass mein Alkoholkonsum allmählich immer mehr ausartete und wenn mir das wieder mal auffiel,beruhigte ich mich selbst mit den Worten,dass es aufhören wird,sobald Jasmin wieder wach ist.

03.01.2014
Da ich davon ausging,dass es meiner Tochter bis zum ersten Konzert unserer Tour wieder einigermaßen gut ging,fingen wir schon mal an zu proben.Ich kam heute relativ früh aus dem Studio zurück,weil meine Freunde mich aufgrund meiner Entzugserscheinungen nach Hause geschickt haben.Ich begrüßte Vivi mit einem liebevollen Kuss und dann klingelte mein Handy.Es war Katriina.Ich ging sofort dran und fragte was los sei."Das Krankenhaus hat gerade angerufen." "Und?" "Jasmin ist aufgewacht!" "W...wirklich?!Also sie...sie lebt?!" "Ja!"Die Freude darüber war ihr deutlich anzumerken,aber bei mir sah es definitiv nicht anders aus.Ich fing an bis über beide Ohren zu grinsen und war erstmal vollkommen sprachlos."Ich fahr jetzt ins Krankenhaus.Soll ich dich mitnehmen?" "Ja bitte." "Gut,dann bis gleich." "Bis dann!"Ich legte auf und schlang die Arme um meine Freundin.Ich glaube so glücklich,wie in diesem Moment,war ich noch nie in meinem Leben.

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch. Schreibt's in die Kommentare und bis bald 😁

My Faults  (Samu Haber/Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt