Kapitel 1

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,,Halt's Maul" schnauzte ich Lara an, die mich wieder einmal neckte. Ich zeigte ihr meinen Mittelfinger und lief zurück in das weiße Schulgebäude. Als ich in unser Klassenzimmer eintrat, sah ich ein paar Jungs an den Tischen herumlungern, welchen ich nicht weiter Aufmerksamkeit schenkten wollte. Unsere Schule war zwar eine Einrichtung für Jungen und Mädchen aber die Klassen waren nach Geschlechtern getrennt. Das diente zur Förderung der Konzentration und der Schulischen Leistungen. Mich störte es zumindest nicht. Ich holte meine Biologiehefte aus den Fächern neben der Tür und setzte mich an meinen Platz. Ich hatte keine Lust mich mit diesen hormongesteuerten Tussen zu unterhalten die in meiner Klasse waren, darum sah ich mir den Biologieeintrag der letzten Stunde noch einmal an. Leider war es unmöglich sich irgendwie zu konzentrieren weil neben mir  ständig geflirtet wurde. Ich war glücklich als der Gong endlich die nächste Stunde einleitete. Ich nahm meine Sachen und begab mich aus dem stickigen Klassenzimmer in den Biologiesaal. Weil meine Augen auf den Gang gerichtet waren bemerkte ich die Person hinter mir nicht gleich, welche mir dann ihre Hand auf die Schulter legte. Ich drehte mich, ein wenig erschrocken, um und erkannte Jason, einen großen, gut gebauten jungen Mann mit etwas längeren schwarzen Haaren und giftgrünen Augen, die mich eindringlich anstarrten. ,,Hey Jay." begrüßte ich den Jungen, der nun verlegen lächelte. ,,Wohin gehst du Rachel?" fragte er neugierig und heftete sich an meine Fersen. ,,Ich hab jetzt Bio." antwortete ich monoton. Ich meine ja, er war attraktiv aber er verhielt sich meiner Meinung nach wie ein treudoofes Hündchen und das fand ich sehr nervig. ,,Aber normalerweise bist du in dieser Stunde im Klassenzimmer." gab er zurück. ,,Stalkst du mich etwa?" lachte ich und setzte dann fort:,, ja wir haben jetzt eine Vertretung für Deutsch. Heißt aber auch dass ich jetzt gehen muss der Gong hat schon geläutet. Ciao." Ich mache mich schnell auf den Weg zum Biologiesaal um weiteren Gesprächen mit dem Hündchen zu entkommen.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle maulte mich Lara wegen der Sache die in der Pause passiert war an: ,,Du bist immer so schnell beleidigt das is mega nervig." Sie schien ein wenig aufgebracht aber das war mir egal. ,,Und du bist voll pingelig. Wegen jedem kleinen Ding dass ich mache bist du gleich wieder sauer!" Genervt sah ich sie an. Laras Gesicht wurde nun wieder freundlicher und verzog sich schließlich zu einem Lachen. ,,Was grinst du jetzt so blöd?" Fragte ich aufgebracht. ,, Ich bin doch nicht sauer man, bist du dumm." Lachte sie. Ich fand das ganze gar nicht so lustig darum entgegnete ich nur: ,,schön für dich." Und lief nun ein wenig schneller den Weg entlang. Ich hatte jetzt keine Lust auf Auseinandersetzung oder etwas der gleichen. An der Bushaltestelle angekommen sah ich schon meinen Bus und sprintete los. Da ich etwas weiter von der Schule weg wohnte kamen nicht so oft Busse weswegen ich mich beeilen musste um nicht in der Kälte, die in dieser Jahreszeit herrschte, warten zu müssen. Etwas außer Atem stieg ich in den, wie gewöhnlich überfüllten, Bus ein und lehnte mich an die Bustüren des mittleren Gangs. Die Menschen im Bus redeten alle durcheinander was mich total irre machte, weshalb ich meine Kopfhörer aus meiner Jackentasche kramte und an mein Handy anschloss. Ich sah aus dem Fenster auf die Winterlandschaft und ließ mich von der Musik mitziehen.
Ehe ich mich versah war ich an der Haltestelle angekommen, von der aus ich nur noch ein paar hundert Meter bis zu meinem Haus zu laufen hatte. Ich stieg aus dem Bus aus und ging den gepflasterten Weg entlang der zu unserer Straße führte. Keine Menschenseele war zu sehen aber es war erst vierzehn Uhr und darum noch hell, weswegen ich mir keine Sorgen machte. Eigentlich war ich niemand der schnell Angst bekam doch bei Dunkelheit allein irgendwo herumlaufen zu müssen fand ich ein wenig gruselig. Ich versteckte mein Gesicht ein wenig mehr in den rot schwarzen Schal den ich trug und lief dann weiter nach Hause. Ich stand vor der weißen Haustür, mit dem kleinen Fenster darin und drückte den Klingelknopf. Ich wartete für ein paar Momente und klingelte dann noch einmal. Niemand machte auf. Mama war bestimmt noch einkaufen und hatte vergessen wann ich von der Schule nach Hause kam. Das passierte ihr oft. Leider. Ich seufzte und setzte mich auf die kleine Holzbank vor unserem Haus. Ich hatte wenig Lust in der Kälte zu warten aber es ging nicht anders. Ich nahm mein Handy in die Hand und rief meine Mutter an. Zum Glück ging sie an ihr Telefon. ,, Mama wo bist du? Ich steh vor der Tür." Sagte ich in mein Telefon. ,,Ich steh grad noch an der Kasse Ray, ich komme gleich." Kam die Antwort. ,,Okay, aber beeil dich es ist kalt." Sagte ich noch und legte dann auf. Ich seufzte ein zweites Mal und packte mein Schulzeug aus. Ich sah in mein Hausaufgabenheft welche Aufgaben heute erledigt werden mussten und fing sofort damit an. Ich pausierte dafür meine Musik um mich auf meine Arbeit besser konzentrieren zu können. Ich hatte gerade die erste Aufgabe gelöst als ich einen Schatten hinter das Gebüsch, das nah an unserer Hauswand wuchs, huschen sah. Ich sah das Gebüsch eindringlich an hatte dann aber doch nicht genug Mut es mir genauer anzusehen. Ich sah wieder auf mein Mathematik Heft doch konnte nicht aufhören das Gebüsch im Auge zu behalten. Ich sah verunsichert auf mein Handydisplay und bemerkte dass ich eine Nachricht von meiner Mutter bekommen hatte in der stand dass sie jetzt da sei. Erleichtert sah ich dass ihr Auto gerade in den Weg eingebogen war. Ich packte mein Schulzeug in die Tasche und wartete bis sie die Tür aufschloss. ,,Hast du lang gewartet?" Fragte sie mich dann noch. ,,Ne fünf Minuten oder so." Antwortete ich gelassen und verschwand eilig im Haus. ,,Was machst du heute zum Essen?" fragte ich dann noch, bevor ich die ersten Stufen der Treppe nach oben in mein Zimmer gehen wollte. ,,Lasagne." sagte meine Mutter. Ich lächelte ihr zu und lief dann nach oben. Aber nicht in mein Zimmer, welches an der Gartenseite lag, sondern in das Arbeitszimmer meines Vaters, von welchem man auf die Straßenseite sehen konnnte. Ich blickte aus dem Fenster auf den Busch hinter welchem der Schatten verschwunden war doch ich sah niemanden. Ich wusste ich hatte mir das eingebildet. Naja die Person könnte auch einfach irgendwo anders hingegangen sein aber darüber wollte ich nicht nachdenken. Ich ging in mein Zimmer und vollendete meine Hausaufgaben.
Als ich dann auch das Mittagessen hinter mir hatte und ich mich an meinen Laptop saß um noch ein bisschen zu spielen klingelte mein Handy. Es war Lara. ,,Was is los?" begann ich das Gespräch. ,,Ich hab jetzt die Nummer von Daniel." kreischte sie mir ins Ohr. Daniel war ihr Schwarm vom letzten Camp auf dem sie war. Sie hatte aber noch tausend andere Typen von denen sie bestimmt auch noch die Nummer bräuchte. Ich verstand das einfach nicht sie hatte mit diesem Jungen nicht einmal wirklich geredet und fangirlte total. Naja wie auch immer. ,,Und warum erzählst du mir das?" fragte ich genervt. ,, Keine Ahnung Anna geht nicht ans Handy." Lachte sie. Bei diesem Satz hätte ich am liebsten gleich aufgelegt. Wenn sie soetwas zu mir sagte fühlte ich mich wie die zweite Wahl und das hasste ich und da ich keine Lust auf eine weitere Konversation mit ihr hatte legte ich einfach auf. Ich stand von meinem Bett auf und lief durch mein Zimmer. Ich war ziemlich genervt von Lara weil es sich für mich manchmal anfühlte als wäre ich ihr nicht wichtig. ,, Rachel komm mal runter!" Der Ruf meiner Mutter zerrte mich aus meinen Gedanken. Ich tapste die Treppe nach unten blieb auf der letzten Stufe stehen und fragte meine Mutter: ,, was ist denn los?" ,,Ein Brief für dich." antwortete sie und überreichte mir ein Dokument. Überrascht sah ich den Brief an und ging dann hinauf in mein Zimmer um ihn zu lesen. Ich sah mir den Umschlag an, welcher keinen Absender hatte. Ich öffnete ihn und holte ein rosafarbenes Papier heraus auf dem mit hübscher Schrift stand: Rachel du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe versucht dich aus meinen Gedanken zu verdrängen, doch es funktioniert nicht. Du, die du die Blume meines Lebens bist scheinst nicht zu spüren wie sehr unsere Seelen sich zueinander hingezogen fühlen. Meine Liebe wird von Tag zu Tag stärker und wird mich irgendwann ganz verschlucken. Ich bete zu Gott dass du mich eines Tages ansehen wirst doch da das nicht der Fall sein wird schrieb ich diesen Brief in der Hoffnung du wirst ein wenig aufmerksamer für deine Umgebung.
Ich werde dich auf ewig lieben Rachel

Das gelesene empfand ich als abschreckend und schmeichelnd zugleich. Aber eher abschreckend denn das war verdammt schnulzig. Blöd nur dass kein Absender drauf stand. Aber ich glaubte nicht dass der Brief überbaut ernst gemeint war. Ich machte mir keine weiteren Gedanken und verstaute den Brief in einer Schublade. Ich legte mich auf mein Bett und schaltete meine Musik ein.
Ein paar Stunden später kam meine Mutter in mein Zimmer. Sie sah mich an und sagte: ,,ich geh noch ein bisschen mit Lisa in die Stadt könnte später werden. Du kannst dir nachher Essen warm machen. Bis später." ,,Okay, Tschüss Mama." Ich winkte ihr zum Abschied und widmete mich wieder meinem PC. Sie schloss die Tür hinter sich und ich hörte wie sie die Treppen nach unten ging. Als sie aus der Haustür rausgegangen war sprintete ich nach unten in die Küche machte mir das Essen warm und setzte mich damit vor den Fernseher. Ich sah mir eine amüsante Komödie an, um den Vorfall mit dem Gebüsch aus meinen Gedanken zu bekommen.

Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah war es schon kurz nach zwölf Uhr und ich beschloss mich schlafen zu legen um morgen fit für die Schule zu sein. Ich lege mich in mein Bett und schlief auch ziemlich schnell ein.

Ein leises Geräusch riss mich aus meinem Schlaf. Mit halb geschlossen Augen sah ich mich in meinen, von Dunkelheit beherrschten, Zimmer um. Alles schien normal bis ich eine menschliche Gestalt an meinem Schreibtisch sah. Ich war wie erstarrt und beobachtete was die Person in meinem Zimmer anstellte. Ich wage nicht mich zu bewegen und starrte weiter auf die dunkle Silhouette welche sich abrupt umdrehte. Das einzige was ich in der Dunkelheit erkannte waren die Augen der Person, welche rot leuchteten. Ich schloss ganz schnell meine Augen und bewegte mich nicht. Erst als ich nicht mehr den kleinsten Mucks hörte, traute ich mich meine Augen zu öffnen. Das war nur Einbildung sagte ich mir nervös. Und schloss dann wieder meine Augen.

He knows ....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt