Stechen

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Der Bus fuhr die übliche Strecke ab, aus der Stadt heraus, über zwei kleinere Dörfer und dann würde er durch seinen Heimatort fahren.

Eben hatte der Bus die Stadt verlassen und er sah aus dem Fenster, als sein inneres Handgelenk plötzlich zu pochen begann. Es war auszuhalten, aber trotzdem ein klein wenig unangenehm. Irririert sah er auf seinen Arm, von dem sich der leichte Schmerz nun langsam über seinen Unterarm in Richtung Ellenbogen zog.

Verstohlen zog er den Ärmel seiner Jacke etwas nach oben, konnte aber nichts erkennen. Vielleicht war irgendeine Ader verstopft oder so und tat deshalb weh? Oder hatte er zu hohen Blutdruck? Aber er war noch jung, soetwas sollte eigentlich nicht sein. Zögernd schob er den Ärmel zurück an seinen Platz, lehnte sich zurück und richtete seinen Blick wieder aus dem Fenster.

Was war das? Phantomschmerzen? Bei jeder Bewegung nahm das Stechen leicht zu, noch immer nicht so stark, dass es schlimm war, aber gerade genug, dass es ihm unmöglich war, seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten. Er verpasste es beinahe, an seiner Bushaltestelle auszusteigen und als er in letzter Sekunde aus dem Bus stolperte platzierte er seine Hände nur ganz behutsam in den Jackentaschen. Auf zusätzliche Schmerzen konnte er verzichten, auch wenn es nicht schlimm war, denn er war es einfach nicht gewohnt. Später verblassten die Schmerzen, ohne dass er es bemerkte.

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Am nächsten Tag im Matheunterricht, als er gerade eine Formel aufschrieb, spürte er es wieder. Er legte seinen Stift beseite und starrte, wie schon am Vortag, seinen Unterarm an. Das hatte er schon fast wieder vergessen.

In der Hoffnung, es ein wenig mildern zu können, nahm er seine Armbanduhr ab, aber es änderte nichts. Auch heute verschwand das Stechen entlang seiner Adern nach einer Weile unbemerkt.

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