Kapitel 1.

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Schnee hatte sich über Nacht auf den grünen Baumkronen sowie auf den bläulichen Dachziegeln des schlichten Anwesens, das die Familie Snape bewohnte gelegt.  Efeuranken wucherten über die alten Fenster an der Fassade entlang. Das Fundament des Hauses wirkte schon lange nicht mehr so stabil, wie es einst vor Jahren den Anschein hatte. Die weißen Backsteinwände, die dem Anwesen damals ihren doch recht edlen Glanz verliehen, waren schon lange in ein schmutziges grau übergegangen. Auch den Bewohnern sah man nach all der Zeit ihr fortgeschrittenes Alter an.

Severus Snape, der größte Tränkemeister seiner Zeit und auch der Mann dessen wahren Absichten stets verborgen blieben war alt geworden.  Schon damals trug er kinnlanges schwarzes Haar, das mittlerweile langsam anfing grau zu werden. Eingefallene Wangen, blasser war er geworden und seine dunkelbraunen fast schwarze Augen hatten mit den Jahren einiges an ihrer gewohnten Kälte verloren. Das durfte man wohl vorallem seiner Frau zu schreiben, die die gebrochene Lücke in seinem Herzen langsam anfing zu schließen. Natürlich konnte sie die Geschehnisse seines Lebens als Doppelspion, das Grauen das ihn auch heute nach 30 Jahren nicht schlafen ließ, nicht ungeschehen machen. Aber sie konnte ihm die Einsamkeit die tief in seinem Herzen ruhte vertreiben und dafür sorgen, dass er anfing tatsächlich zu leben.

Noch immer war Severus Snape ein schwieriger und vielschichtiger Charakter. Er war geprägt durch seine Vergangenheit aber er hatte angefangen zu akzeptieren und sich selbst einzugestehen, dass er Liebe womöglich verdient hatte. Seine Freiheit hatte er sich hart erkämpft. Wer weiß, hätte Harry Potter damals nicht als Zeuge ausgesagt, hätte er vielleicht niemals dieses Glück erleben dürfen. Noch heute war ihm bewusst wie absurd es war, das gerade das goldene Trio sich für ihn einsetzte. Wahrscheinlich waren sie alle mit den Jahren reifer und Erwachsener geworden.

Seit dem Krieg waren einige Jahre ins Land gezogen, die er und seine Frau abgeschieden in Frankreich verbrachten. Seine Tochter lebte mit ihrer eigenen kleinen Familie ebenfalls in Frankreich, mit seinen Enkelkindern in einem kleinen Holzhaus in der Nähe. Niemals hätte er gedacht Vater zu werden, hatte er doch geglaubt das sein Leben frühzeitig enden sollte. Dem Tag in der heulenden Hütte als Voldemorts Schlange ihn Angriff. Zudem war seine Meinung die er von Kindern hatte, seit er jahrelang in Hogwarts der Schule für Hexerei und Zauberei in England unter Albus Dumbledore arbeitete, nur noch weiter gesunken. Selbstzweifel hatten damals von ihm Besitz ergriffen. Wie konnte er Vater werden, wenn er selbst solch ein schlechtes Beispiel zum Vater hatte ?

Er hatte sich geschworen nie wieder einen Fuß nach England zu setzen. Zu viel war Geschehen und ein Neuanfang war das was seine Familie gebraucht hatte. Außerdem waren noch immer nicht alle Menschen für Severus Snape und er wollte seine Frau, sein Gegenstück, keiner Gefahr aussetzen. Beide hatten zu Beginn einen schlechten Start, machten sie sich doch beide aufgrund ihrer Sturheit das Leben schwer.

Platinblondes langes Haar, mittlerweile von grauen Strähnen durchzogen, bedeckte das Haupt der Frau die den Schnee bedeckten Weg entlang lief. Ihr Laufschritt war zügig, sie rannte allerdings nicht während sie mit ihren festen schwarzen Stiefeln mit der Plateausohle tiefe Spuren in dem weißen Schnee hinterließ. Ihr Gesicht hatte eine ovale Form, eine kleine Stupsnase, Sommersprossen und ihre blauen fast ozeanfarbig könnte man sagen, ruhten auf dem See an dessen Ufer sie entlang eilte. Ihr Gesicht war gealtert, Lachfalten hauptsächlich und man konnte ihr ansehen das sie bereits in ihren besten Jahren gewesen war. Ihr ebenso schwarzer Umhang bauschte sich bei jedem ihrer Schritte auf, wahrscheinlich war das eine Angewohnheit, wenn man sich jahrelang in Severus Snapes Gesellschaft befand. Er war schon immer Recht dramatisch gewesen.

Ihr Freundeskreis war nicht groß, sie lebte isoliert von der Zaubererwelt und sprach die meiste Zeit mit ihrem Mann. Zu ihrem Bedauern wurden die Anzahl der Besuche ihrer Tochter und ihren beiden Zwillingen mit den Jahren immer weniger und sie selbst wurde auch nicht jünger. Früher als beide noch klein waren war alles anders gewesen. Das Leben war nicht einfacher aber erträglicher.

Für andere Menschen wäre es undenkbar, wenn sie solange abgeschieden von allen anderen wären und dann auch noch mit jemandem wie Ihm. Jemand der nicht einfach war, seine Stimmung konnte in wenigen Minuten rasch umschwingen. Allerdings sah sie in ihm mehr als jeder andere es tun würde. Sie hatte ihn Lachen gesehen, nicht laut aber es hatte ihr Herz berührt. Seinen Humor hatte sie kennengelernt auch, wenn dieser ziemlich dunkel war. Sie hatte ihn gesehen, hinter die Maske geschaut und beschlossen ihn nie wieder gehen zu lassen. Ein Romantiker war er noch immer nicht, das würde er wahrscheinlich auch nie sein.

Menschen waren nicht dafür gemacht in Einsamkeit zu Leben. Menschen waren wie Wölfe,ohne Rudel würden sie kaputt gehen. Irgendwann würden sie anfangen in ihrer Einsamkeit zu vergehen. Jeder suchte nach einer Person die ihm Sympathie entgegen brachte.

Sie hob Ihren Kopf leicht und sah eine kleine Entenfamilie sorglos an ihr vorbei schwimmen. Der Entenvater vor raus, darauf folgten die vier schnatternden Entenkinder und zum Schluss kam die Entenmutter. Sowie eine kleine perfekten Familie. Doch was bedeutet schon perfekt ? Irgendwann werden sie groß sein, ihre eigenen Wege gehen, dachte Aquamarine und wandte sich betrübt ab. Sie folgte weiter dem Schnee bedeckten Pfad, bis Sie am Ende ankam und den gepflasterten Weg erreichte der zur Eingangspforte führen würde. Sie öffnete diese mit ein wenig Magie und einer kleinen Handbewegung. Ihre Arme waren mit den Jahren immer schwerer geworden und ihre Kraft verschwunden. Es war ein grausamer Streich des Schicksals. Leben und Sterben ein ewiger Kreislauf des Lebens. ,,Aquamarine? " ,hörte Sie Ihn schwach durch das alte Gemäuer rufen als sie durch die Eingangstür Schritt. Sie reichte dem Hauselfen Fawn ihren dicken grauen Mantel und dankte ihm im Stillen. Er begleitete das Paar schon seit Jahren und sie könnte sich keine größere Hilfe vorstellen.

Besorgt lief sie durch die weitläufige Eingangshalle, prunkvoll könnte man sie nennen und ihr Blick ruhte auf der großen Marmortreppe die ein Stockwerk höher führte. Ihre vom Schnee nassen Stiefel machten wiederliche unangenehme quietschende Geräusche auf dem dunklen Parkettboden während sie über die Treppenstufen eilte. Mit Bemühung, eine Hand an dem Geländer der weitläufigen Treppe schritt sie in ihrem schlichten grünen Kleid die Treppe hinauf. Ihre Haltung war gebückt, schon lange nicht mehr der anmutige aufrechte Gang den sie früher in ihrem Elternhaus befolgen musste.

Die Geschichte der AquamarineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt