Die seltsamen Wege unserer Liebe ↠ irgendwo mittendrin

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Nathan und ich verstanden uns gut, wirklich gut, was meinen amoklaufenden Hormonen nicht unbedingt zur Hilfe kam, meinen schicksalhaften Glauben jedoch zu bestärken wusste. Am Ende der ersten Woche hatte ich ihn bereits so weit, dass er vorschlug, von nun an doch einfach an jedem weiteren Tag, gemeinsam gegen Viertel nach acht den Schulweg anzutreten. Mit einem Herzen, das so laut und wild klopfte, dass ich befürchtete, es würde gleich auf die Straße springen, um sich ihm zu offenbaren, sagte ich seiner Idee und meinem Wunsch zu.

Die darauffolgende Zeit fühlte sich wie ein ganzes Leben, mindestens aber wie eine ganze Schulzeit an. Vielleicht auch, weil ich mich in dieser Zeit mehr mit der Schule beschäftigte, als in all der davor - wie ein ganzes Leben zwischen Schule und Gefühlen - denn die Schule war zu dem Bindeglied zwischen Nathan, meinem Schwarm, und mir geworden. Na gut, vielleicht hatte ich mich damals auch gar nicht allzu sehr mit der Schule oder zumindest nicht so wirklich mit dem Unterricht auseinandergesetzt, doch war ich gedanklich trotzdem recht häufig bei ihr, allein seinetwegen. Selbst noch lange später erzählte ich den Leuten, dass ich meine gesamte Schulzeit über nur in einen einzigen Menschen verknallt, nein sogar verliebt gewesen war - Nathan.

Diese Liebe ging sogar über diese einschneidende und wichtige Lebenszeit hinaus, blieben die Gefühle doch selbst dann noch, als er mir eines Tages, kurz vor Beginn eines weiteren Sommers, mit traurigem Gesicht mitteilte, dass sein Vater eine neue Arbeit gefunden hatte, eine die besser war als die jetzige und dass sie schon bald wieder umziehen würden. Wahrscheinlich war es auch einfach zu naiv von mir gewesen, zu glauben, dass seine Familie von nun an an diesem Ort ansäßig bleiben würde, wusste ich doch über meine Eltern und später auch von Nathan selbst, dass sie in seinen fast 17 Lebenjahren schon mehrmals umgezogen waren. Auch wusste ich ebenso von ihm, dass es nicht nur ihm, sondern auch seiner Familie mit der Stadt nicht allzu wohlerging. „Wir sind eben Landeier" hatte er einmal versucht, diese Tatsache ein wenig ins Lächerliche zu ziehen. Dass ihn dies jedoch in Wirklichkeit sehr traf, konnte er nicht vor mir verbergen, dazu kannte ich ihn nach all den vielen gemeinsamen Kilometern Schulweg bereits zu gut. So kam es, dass Nathan und ich ein ganzes Jahr lang einen gemeinsamen Weg geteilt, jedoch nie einen gemeinsamen Sommer verbracht hatten.

Als er wieder wegzog, war dies einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Wenn ich es mir recht überlegte sogar der Schlimmste. Nie zuvor war ich verliebt gewesen und nie mehr danach hatte ich mich verlieben sollen, nein nicht mal geschwärmt hatte ich von da an noch für jemanden. Nathan war in mein Leben getreten und Nathan war aus meinem Leben gegangen, doch nicht, ohne dabei seine Spuren zu hinterlassen, denn weder sein Kommen, noch sein Gehen blieb frei von Folgen für mein jugendliches Herz.

So kam es, dass ich ihn nie vergaß, bis zu diesem unverhofften Wiedersehen, an welches selbst ich zuletzt fast nicht mehr geglaubt hätte, obgleich es doch beinahe über ein halbes Jahrzehnt hinweg mein sehnlichster Wunsch gewesen war.

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