„Dean!", rief ein wütender Sam hinter ihm. „Ich finde sie nicht, bist du sicher, dass du sie wieder rein hast ..." Seine Stimme hallte in der kalten Abendluft, obwohl er nicht einmal zwanzig Meter von ihm entfernt stand und er hörte wie sein Bruder weiter den Kofferraum nach der zweiten Machete durchwühlte. Tatsächlich wusste er, wo sie war, denn er hatte sie vor ein paar Tagen erst im Bunker gesehen. Und zweckentfremdet.
Er musste gar nicht nach unten sehen um festzustellen, dass seine Hand wieder zitterte. Natürlich zitterte sie. Es wurde schon seit Wochen immer schlimmer, mittlerweile brauchte es all seine Beherrschung um vor Sam die Fassade aufrecht zu erhalten.
Es geht mir gut, wiederholte er sein neues Mantra. Es geht mir gut. Es geht mir gut.
Dean ballte seine rechte Hand zur Faust, deutlich spürend, wie das Mahl auf seinem Unterarm wieder brannte. Manchmal konzentrierte es sich auf diese eine Stelle, doch meist fühlte es sich an als sei es nicht da. Jedoch schien es ständig auf seinem Arm zu leuchten; eine ständige Erinnerung, die sich in sein Gehirn brannte.
Eine Erinnerung, die ihn den Fluch spüren ließ, den er schon seit Monaten bei sich trug, der immer stärker wurde. Wie ein unerwünschtes Wesen, ein Parasit kroch er durch seine Adern, vergiftete ihn und durchdrang sein Herz. Er ließ alles verschwinden; Freude, Liebe, Vertrauen, selbst Mitleid. Alles verblasste in dem Sturm aus Wut und Aggression, der ihn dazu trieb andere Menschen zu verraten, zu verletzten.
Und dann wurde ihm immer wieder klar, dass es kein eigenes Wesen war. Es war er, alles was er verspürte waren seine Emotionen, was auch immer das Mal damit anstellen würde.
„Dean?"
Eine Hand umfasste seine Schulter und er wirbelte herum. „Was?"
Die besorgten Hundeaugen seines Bruders starrten ihm entgegen. „Geht es dir besser?", fragte er und versuchte es mit einem Lächeln. Seine Mundwinkel zuckten nur kurz nach oben, dann kehrten wieder die gewohnten, sorgenvollen Züge zurück.
In seinen Augen war er schon seit Monaten eine Zeitbombe, doch Dean war bewusst, wie recht sein Bruder damit hatte. An die Treffen mit Charlie und Claires Freund wollte er gar nicht denken.
Wenn er nur wüsste, wie recht er hatte ...
„Ja, viel besser." Er krempelte seine Ärmel hinunter, sodass sein Bruder den roten Fleck auf seinem Unterarm nicht mehr sehen konnte. „Hast du sie gefunden?"
Sam schenkte der Straße hinter ihnen einen kurzen Blick. „Nein." Er zögerte kurz. „Wir sollten morgen wiederkommen, es ist schon fast dunkel."
Dean schenkte seinem Bruder ein Lächeln. „Ach komm schon Sammy, das ist nur ein kleines Vampirnest. Ich glaube das schaffen wir auch so. Haben wir nicht noch eine Axt dabei?"
Die Augenbrauen seines Gegenübers wanderten nach oben. „Wenn du meinst."
Der Mann wandte sich um und ging zurück zum Auto. Dean biss wütend die Zähne zusammen. Wenn er wirklich wollte, dass Sam sich nicht mehr um ihn sehr sorgte, musste er sich wirklich mehr anstrengen.
Während er seinem Bruder zum Wagen folgte spielte sich die Szene von ihrer Ankunft erneut in seinem Kopf ab und vor seinen Augen sah er wieder Sams besorgte Augen, die ihn misstrauisch anblickten, als er meinte er fühle sich nicht gut und dass er ein wenig Frischluft brauchte, bevor sie das Nest aushoben.
Sie fuhren weiter den Weg entlang, hin zu dem Haus des Mannes, der sie in der Stadt schon angegriffen hatte.
Leise stiegen sie aus, trafen sich nochmals am Kofferraum, bevor sie das Haus betraten. Sam wählte nach einem Seitenblick auf ihn die Axt und überließ ihm die Machete.
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Out Of Control (Supernatural FF)
FanfictionIn Dean wächst die Dunkelheit. Obwohl seine Zeit als Dämon bereits seit Monaten vorbei ist, verliert er unter dem Einfluss des Kainsmahls immer öfter die Kontrolle. Und er lebt ständig mit der Gefahr erneut als Dämon aufzuwachen, alles was ihn davon...