Er sitzt auf dem Sofa, die Beine überschlagen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und seufzt. "Warum...?" Er seufzt erneut.
"Warum was?", fragt sie. Sie steht vor einem Bücherregal, eineinhalbmal so groß wie sie selbst.
Er seufzt, setzt sich auf und fragt: "Warum sind Menschen so erpicht darauf, ihr Leben einem Streben nach persönlichen Vorteilen und Abgrenzung von anderen unterzuordnen?"
Stille.
Sie nimmt ein Buch aus dem Regal, geht zu einem Sessel und setzt sich, die Beine über die Armlehne des Sessels hängend. "Welche Vorteile wären das denn?", entgegnet sie nach kurzer Zeit des Schweigens.
"Ruhm, Geld, Macht, bessere Noten als die Mitschüler, egal. Jeder persönliche Vorteil ist ihnen Recht."
Sie wendet den Kopf. "Also einfach alles, was sie benutzen können, um sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen oder andere zu erniedrigen?", stellt sie fest und legt den Kopf schief.
"Exakt. Der Mittelpunkt des Geschehens ist eine offenbar sehr wichtige Position im Leben vieler Menschen, auch wenn sie diese nur für einen geringen Augenblick innne haben.", führt er den Gedanken weiter.
"Und was geschieht,wenn diese Personen diese Position verlieren?", fragt sie nun sichtlich interessiert.
"Sie streben nach dem nächsten Vorteil, der nächsten Sache, die sie abgenzt. Dem nächsten Funken, der sie anders macht als andere. Aber warum? Um im Mittelpunkt zu stehen?"
"Aber damit sind sie doch nicht dringend anders. Sie sind einfach nur egoistisch und so, wie es klingt, kümmern sie sich doch überhaupt nicht um ihre Mitmenschen. Ich mag solche Leute nicht.", beendet sie mit einem düsteren Gesichtsausdruck ihren Satz.
"Egoismus scheint genau der richtige Grund zu sein. Da der Mittelpunkt nur eine Position für einen allein ist, schließt er ja einen gemeinsamen Vorteil und das streben danach aus. Also ist Egoismus der einzige Weg in den Mittelpunkt des Geschehens.", führt er den Gedanken weiter.
"Aber den Erfolg könnte man doch teilen. Ich kaufe mir ja auch Bücher und du darfst sie lesen, obwohl ich sie bezahlt habe.", gab sie zu bedenken.
"Teilen widerspricht aber dem Streben nach dem eigenen persönlichen Vorteil. Und das würde ja den Menschen den Sinn im Leben rauben, sich diesem Streben unterzuordnen, oder nicht?", bemerkte er das Problem.
"Ja schon", setzte sie an, "aber das wäre doch auch etwas positives, oder?"
"Was wäre das?"
"Das Positive?", sie überlegte kurz, "Naja schließlich wären diese Menschen dann doch keine Egoisten mehr, nicht wahr?"
"Nur wenn sie erkennen, dass sie den Mittelpunkt teilen können, wenn sie diesen vermeindlichen Sinn aufgeben und damit das Problem. Aber da Egoisten das nicht können, sind sie weiter von ihrem Wahn besessen, den persönlichen Vorteil zu erlangen.", fasste er zusammen und seufzte.
Sie klappte das Buch zu, stand auf und stellte es zurück in das Regal.
Er lehnte sich wieder zurück, die Beine überschlagen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und seufzte.
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Die Kunst der Gespräche
Short StoryDies ist eine Geschichte. Siehe Duden - Geschichte, die.