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L I T T L E
M I S S
C U P I D

{Kapitel 2}

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Einatmen. Ausatmen.

Immer und immer wieder versuchte sich Elliot mit diesem Mantra zu beruhigen.

Einatmen. Ausatmen.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den Mann, der nun am Boden lag und sich nur kaum regte, an. Tot war er nicht. Lebendig jedoch definitiv auch nicht.

Mit seinen blutverschmierten Händen fuhr er sich über sein Stirn, auf welcher sich kleine Schweißperlen gebildet hatten.

Langsam drehte er sich zu der jungen Frau hinter sich um.

Ihr Gesicht spiegelte seinen Schock mindestens genauso gut wieder. Weit aufgerissenen Augen und die Haut bleich wie der Mond, der an diesem Abend als Halbmond immer mal wieder hinter den Wolken durchschimmerte.

Sie zitterte leicht.

Das erste Mal konnte Elliot das Kameramädchen genau betrachten. Sonst sah er sie immer nur flüchtig, wenn sie Freitags in das Café kam.

Ein wenig vernebelt von ihrer Schönheit, wusste er für einen Moment nicht, wo er war und vergaß auch den Schmerz in seiner rechten Hand, der sich langsam auch in seinem gesamten Arm ausbreitete.

Sie hatte deutliche Blutergüsse unter ihrem linken Auge.

Erneut brodelte Wut in Elliot hoch.

Sicherlich war er kein Engel in Person und er war auch definitiv nicht die freundlichste Person, die diese Erde beherbergte, aber er trat jeder Person stets mit Respekt gegenüber.

Vor Personen wie dem Mann auf dem Boden, der mittlerweile langsam wieder zur Besinnung kam, hatte er jedoch nichts als Abscheu übrig.

"Alles okay bei dir?", fragte Elliot mit leicht gebrochener Stimme.

Er wusste genau, dass sie mit Sicherheit alles andere, aber nicht 'okay' war. Allerdings hatte er keine Ahnung, was er tun geschweige denn sagen sollte.

Sie nickte leicht. Verkrampft hielt sie ihre Kamera fest an sich.

Erst jetzt entdeckte er den Apparat. Noch nie hatte er sie ohne diesen gesehen und in jenem Moment fragte er sich das erste Mal, warum. Warum hatte sie diese Kamera immer bei sich?

"Danke."

Seine Augen wanderten blitzschnell von der Kamera zu ihren Augen.

Ihre zarte Stimme hallte in seinem Kopf nach.

Gerade wollte er ihr antworten, als ihm Ella plötzlich wieder in den Sinn kam.

"Verdammt!", zischte er und rannte ohne ein weiteres Wort oder ein weiteren Blick zurück zu der Schaukel, in der er Ella zurückgelassen hatte.

Dort angekommen blickte er in eine völlig leere Affenschaukel.

Fluchend zog er sich an den Haaren. Tränen der Panik bahnten sich in seinen Augen an.

Little Miss CupidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt