|3|

18 4 0
                                    


L I T T L E
M I S S
C U P I D

{Kapitel 3}

______________________

"Um Himmels Willen!", rief Rose, sobald das Geschwisterpaar durch die Tür zum geschlossenen 'Café Rose' hineintraten.

Bei Elliots Anblick verschlug es ihr kurz den Atem.

Sie war nicht mehr die Jüngste und lange würde ihr Herz Elliots Strapazen nicht mehr mitmachen.
Das, jedenfalls, redete sie sich immer ein. Elliot jedoch schleimte sich nach seinen Dummheiten, die er durchaus ab und zu anstellte, immer bei ihr ein.

"Ach quatsch. Ansehen tut man es dir jedenfalls nicht.", erwiderte er meist, sobald Rose mit ihren Standpauken fertig war und dann die Karte zog, dass sie zu alt für all diesen 'Stress' sei. Daraufhin errötete Rose immer leicht und vergaß dann all ihre Strafen für ihn sofort, die wahrscheinlich sowieso nur auf ein paar extra Schichte im Café hinausgegelaufen wären, die er so oder so freiwillig machte.

Elliots Hand war sichtbar angeschwollen und an seiner Stirn klebte Blut, welches mittlerweile schon fast getrocknet war. Die dunklen Haare standen wild in alle Richtungen von seinem Kopf ab.

Zum ersten Mal, seit sie das Cafe circa eine Stunde zuvor verlassen hatten, sah Ella ihren großen Bruder wieder im Licht und erschrak ähnlich wie Rose.

Sofort schlug sie ihre kleinen Hände auf ihren Mund, der eben einen kurzen Schrei von sich gelassen hatte.
Wie und wo war das passiert?, fragte sich das kleine Mädchen. Sie hatten doch nur Verstecken gespielt. Vielleicht ist er in einen Busch gefallen? Oder ein böser Bär hat ihn angegriffen? Gab es hier Bären? Augenblicklich hatte sie mehr Angst bekommen. Bären waren ihr schon immer ungeheuer gewesen.

"Wir haben verstecken gespielt.", gab sie kleinlaut von sich, nachdem sie ihre Hände wieder von ihrem Mund entfernt hatte.

Rose, die sich jetzt erst erinnerte, dass Ella auch noch im Raum war, riss die Augen für einen Moment weit auf.

"Genau. Nur eine harmlose Runde Verstecken.", fügte Elliot hinzu.

Rose glaubte dem Ganzen nicht. Jedenfalls nicht als die vollkommene Wahrheit. Eines war sich Rose jedoch sicher, dass sie Ella unter keinen Umständen ein Teil davon lassen würde. Rose vergötterte das kleine Mädchen nahezu. Sie konnte nicht anders, als ihre unschuldige und kindlich fröhliche Art zu bewahren.

"Ella, Mäuschen, geh doch bitte schon mal Zähne putzen okay?"

Ella hatte aber anderes im Sinn. Sie wollte nicht gehen, da sie genau wusste, dass sie etwas verpassen würde.

"Aber ich muss dir doch von meiner neuen Freundin erzählen. Sie heißt Maya.", strahlte sie aufgeregt.

Innerlich stöhnte Elliot. Rose würde definitiv nachhaken. Der Seitenblick, den ihn Rose zuwarf, bestätigte seine Annahme.

"Wie wäre es, wenn du mir später alles vor der Gutenachtgeschichte erzählst, hm?"

Ella zögerte. Sie merkte, dass Rose aus irgendwelchen Gründen alleine mit Elliot sein wollte. Sie war neugierig. Schließlich nickte sie jedoch. Elliot würde ihr später sicher alles erzählen, dachte sie sich. Spätestens wenn sie ihren unwiderstehlichen Dackelblick auflegen würde.

"Vergiss auch nicht die Backenzähne gründlich zu putzen. Du kennst die Geschichte vom Zahnmännchen.", rief Rose der kleinen Ella hinterher, die mittlerweile, wenn auch widerwillig, in die Richtung Treppe verschwunden war, die zu der Wohnung über dem Café führte. 

Als sich Rose sicher war, dass Ella außer Sicht- und Hörweite war, drehte sie sich zu Elliot um und seufzte.

"Ich höre?"

Mit ihrem fordernden Blick ließ sie Elliot für keine Sekunde aus ihren blassgrünen Augen. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Im Prinzip war sie mittlerweile an Situationen wie diese gewöhnt. Nur war es mittlerweile schon Monate her, seit Elliot ihr das letzte mal so dermaßen zugerichtet unter die Augen getreten war.

Elliot zuckte lediglich mit den Armen und vergrub seine Hände in den Hosentaschen.

"Verstecken. Hat Ella doch schon gesagt."

Ungläubig zog Rose eine Augenbraue hoch.

"Und das soll ich dir glauben?"

Wieder zuckte er mit den Schultern.

"Nun Mister, ich glaube dir nicht. Du magst vielleicht manchmal tollpatschig sein, aber wie erklärt man denn bitteschön mehrere Blutergüsse und eine Platzwunde im Gesicht und eine gebrochene Hand, die vom Verstecken spielen kommen sollen?"

Mit erster Miene starrte sie ihn an.

"Sie ist nicht gebrochen."

Rose verdrehte die Augen.

"Nicht der springende Punkt, Elliot!", fuhr sie ihn ein wenig harsch an.

Stöhnend fuhr sich Elliot durchs Haar. Unentschlossen wechselte er sein Gewicht vom einen Fuß auf den anderen.

"Fein.", gab er schließlich nach, da er einsah, dass Rose vermutlich niemals locker lassen würde.

Zufrieden grinste sie innerlich. Äußerlich jedoch ließ sie sich nichts anmerken. Im Gegenteil. Abwartend und mit fordernder Miene wartete sie darauf, dass Elliot ihr die ganze Wahrheit und die Geschehnisse des Abends eröffnete.

"Ich habe Schreie gehört. Ohne Ella habe ich die Schreie verfolgt. Ich hab ihr gesagt wir würden Verstecken spielen. Jedenfalls war da so ein Arschloch, was eine junge Frau belästigt hatte und ich bin halt dazwischen gegangen. Ende. Zufrieden?"

Augenblicklich enthärteten sich die Gesichtszüge von Rose. Ein liebevolles Lächeln breitete sich stattdessen auf ihren Lippen aus.

Zärtlich hob sie ihre Hand und strich Elliot mit ihren dünnen Fingern über die Wange.

Elliot konnte es sich nicht unterdrücken mit den Augen zu Rollen. Bei jedem anderen, der das getan hätte, hätte er zweifelsohne dessen Hand weggeschlagen.

Rose, jedoch, war nicht jemand 'anderes'.

"Elliot,"

Mit müden, aber funkelnden Augen schaute sie ihm direkt in seine. Jedenfalls versuchte sie es, was ihr nur teilweise gelang, da Elliot es absolut nicht ausstehen konnte, Menschen in die Augen zu sehen. Nicht einmal Rose.

"Ich sag es nicht oft, aber ich bin sehr stolz auf dich."

Augenblicklich kniff er die Augen zusammen, als die Erinnerung an seine Mutter und ihre gleichen Worte wie ein Echo in seinem Kopf anfingen zu hallen.

"Nicht jeder hätte mit sechzehn Jahren die Eier dazu selbstständig für seine nichteinmal einjährige Schwester zu sorgen und gleichzeitig noch zu überleben."

Bei ihrer Wortwahl musste Elliot leicht lachen. So etwas aus ihrem Mund zu hören war einfach nur urkomisch, fand er.

Auch Rose schmunzelte leicht.

Für einige Momente schwiegen Beide.

"Und über diese Maya reden wir morgen früh. Glaube ja nicht ich hätte das vergessen.", unterbrach Rose schließlich die Stille.

Sofort stöhnte Elliot auf. Manchmal könnte er Ella auf den Mond schießen.

"Eeeel. Meine Gutenachtgeschichte!", schrie der kleine Teufel in diesem Moment höchstpersönlich aus der Wohnung von oben.

Erneut rollte er mit den Augen.

"Komme!", schrie er knapp zurück, bevor er sich in Bewegung nach oben setzte.

__________________

Next to me  ×  Imagine Dragons

S.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 05, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Little Miss CupidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt