kapitel 7

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sommerflirts und unbrechbare schwüre.

Den Tag nach der Party verbringen Miriam und ich wieder einmal hoch oben in den Kronen der Kirschbäume im Garten meiner Grandma. Es ist so heiß wie schon die letzten Tage, vielleicht sogar noch ein bisschen heißer und uns strömt der Schweiß aus allen Poren. Die Zweige der Bäume schützen uns zwar etwas vor der Sonne, trotzdem holen wir uns im Laufe des Tages einige der Kopftücher meiner Granny, um unsere Köpfe vor einem Sonnenstich zu schützen und lachen uns gegenseitig aus, weil wir aussehen, wie zwei alte Frauen.

Als wir nach dem Mittagessen wieder die Leiter hinauf in einen der Bäume klettern, erwähne ich beiläufig meinen Fast-Kuss mit Will. Miriam will natürlich sofort die ganze Geschichte hören und daher berichte ich ihr so ausführlich wie möglich davon und wir verbringen den halben Nachmittag damit, alles, was gestern Abend zwischen Will und mir geschehen ist, bis ins kleinste Detail zu analysieren.

Als ich ihr davon erzähle, wie Jack auf der Suche nach einem Kondom unseren Kuss unterbrochen hat, muss Miriam so heftig lachen, dass sie beinahe von dem Ast, auf dem sie sitzt, herunterfällt.

„Jack ist so ein Idiot. Ich freu mich schon darauf, ihm das für den Rest seines Lebens unter die Nase zu reiben."

„Ich weiß auch nicht. Vielleicht war es ja ganz gut, dass er uns gestört hat." Ich bemerke den unsicheren Tonfall, der in meiner Stimme mitschwingt und frage mich, ob da gerade nur die alte Presley aus mir spricht oder ob ich wirklich so darüber denke.

Miriam fällt meine Unsicherheit selbstverständlich auch auf und sie wirft mir einen prüfenden Blick zu. „Was meinst du damit? Ich dachte du wolltest, dass Will dich küsst?"

„Ja, naja, das dachte ich auch. Aber irgendwie weiß ich doch gar nichts über ihn. Ich kenne ihn gerade mal eine Woche. Das geht mir alles irgendwie zu schnell."

Miriam sieht mich genau mit demselben Blick an, mit dem mich Beverly und Nina immer ansehen, wenn das brave Mädchen aus mir spricht. Prüderie lässt grüßen - ich weiß. Vielleicht gelingt es mir doch nicht so gut wie ich dachte, die alte Presley hinter mir zu lassen.

„Wozu musst du ihn kennen, um ihn zu küssen? Ist ja nicht so als würden eure Zungen irgendeinen unbrechbaren Schwur schließen."

Ein Satz, der genauso gut aus Ninas Mund hätte kommen können. Fehlt nur noch ein schweinischer Einwurf von Beverly, schon wäre alles wie in Jacksonville. Naja, außer dem Gestank, der meine Nase nach wie vor etwas reizt und der Tatsache, dass alles was Spaß macht, trotzdem ungefähr 400 Meilen weit entfernt ist. So wie der Strand. So wie Surfen. So wie Ian.

Ian. Ist er nicht genau der Grund, warum ich die alte Presley diesen Sommer endlich loswerden will? Damit ich endlich kein prüder Feigling mehr bin, wenn ich am Ende der Ferien zurück nach Jacksonville komme. Damit ich mich endlich traue, mehr aus mir herauszugehen und mich nicht mehr jedes Mal vor ihm blamiere. Damit er mich endlich als mehr, als das Mädchen, mit dem er aus Mitleid rumgemacht hat, sieht.

Miriams Stimme reißt mich aus meinen Gedanken an Florida. „Erde an Presley. Bist du noch hier oder knutscht du gerade in Gedanken mit Jungs, die dir vorher ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt haben?" Zieht sie mich auf und ich strecke ihr die Zunge heraus, bevor ich wieder ernst werde.

„Ich mein ja nur. Ich möchte einfach nichts überstürzen und die ganze Sache danach vielleicht bereuen. Was wenn ich Will eigentlich gar nicht leiden kann, wenn ich ihn näher kennenlerne?"

Miriam seufzt tief, so als würde ihr gerade bewusstwerden, was für ein hoffnungsloser Fall ich eigentlich bin und meint dann, so als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Würde es dir helfen, wenn ich dir ein paar Dinge über ihn erzähle?"

Summer In RedfortWo Geschichten leben. Entdecke jetzt