Prolog

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Ich fühlte wieder die Wut, den Ehrgeiz, die grenzenlose Leidenschaft. Als ich mich mit drei Jahren dazu entschieden hatte Leichtathletik zu machen, hatte man mir gesagt, ich würde es nicht weit bringen, weil ich so klein war. Aber ich hatte es nie aufgegeben. Ich wusste irgendwie von anfang an, dass ich Leichtathletik machen wollte, machen musste. Dafür war ich geboren. Also fing ich an jeden Tag zwei Stunden lang zu trainieren. Und dann trainierte ich immer mehr, immer härter. Viele Leute, die eine tatsächliche Sportkarriere entwickelten, verlieren mit der Zeit ihre Leidenschaft zum Sport. Es wird nur noch Druck, Stress und Business. Der Erfolg danach gilt nicht dem Sport, sondern dem Ruhm und Geld. Ich aber liebte das Brennen der Muskeln, das Pumpen des Adrenalins im Blut, der Wind der an den Ohren vorbeirauscht, wie die Spikes immer und immer wieder auf den roten Tartan aufkommen und sich abdrücken, wie man all seine Kraft in das Eine legt, nichts mehr wahrnimmt nur seinen Körper und die Aufgabe, die vor einem liegt, wie sich alle Muskeln anspannen, die Menge tobt und jubelt, durch die Lautsprecher der Sieg verkündet wird, der Trainer und die Mitathleten dich beglückwünschen und man selber ist zwar völlig fertig aber glücklich, denn man hat was erreicht. Ich liebte Leichtathletik mit allem drum und dran. Die befriedigende Anstrengung und der Erfolg. Das Aufmuntern deines Trainers und den Athleten aus deinem TSV, die Autofahrten zum Wettkampf, die gemeinsamen Trainingseinheiten, alles. Der TSV ist wie eine zweite Familie für mich und das Stadion und der Olympiapark in München wie ein zweites Zuhause. Leichtathletik war einfach mein Ding. Es war das Einzige wo ich wirklich gut drin war, wo ich die Beste war, aus dem Durchschnitt herausragte. Und das obwohl ich so klein war. Die Anderen hatten durch ihre Größe einen klaren Vorteil, den machte ich aber mit meinem harten Training wett. Bis ich sie eingeholt, überholt hatte. Die Schule war nicht so meins. Ich ging auf die Mittelschule, machte mir aber nichts draus, da mir Schule ziemlich egal war, ich setzte meine Qualitäten eher auf den Sport. Ich hörte sehr gern Musik, am liebsten Imagine Dragons, ich finde die Kombination von Sport und Musik ist genial, zum Beispiel Musik während dem Joggen hören. Wer macht das denn nicht? Aber musikalisch war ich trotzdem nicht. Die Töne traf ich gar nicht, im Rhytmischen war ich schon besser. Aber mein Ziel war Olympia. Der Olympiasieg. Ich hatte es nicht gerade leicht, ich war klein und lebte in einem kleinen Kaff, wo ich anfangs dachte, dass man nicht gescheit trainieren könnte. Tja, ich hätte mich nicht mehr irren können. Olympia war zwar immer noch nicht direkt vor meinen Füßen, aber wenn ich was wollte, dann würde ich es auch bekommen.


OlympiaWhere stories live. Discover now