2. Kapitel

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Meine Muskeln brannten wie Feuer. Die Kehle war ausgedörrt. Der Schweiß rann die Haut herunter, Tröpfchen für Tröpfen und versuchte die heiße brennende Haut etwas abzukühlen. Alles schmerzte. Mit unregelmäßigem Keuchen versuchte ich verzweifelt mehr Luft in meine Lunge zu bringen, es war aber nicht ganz genügend. Kurz wurde mir etwas schwindlig, aber für das war jetzt keine Zeit, ich musste weiter machen. Mein Puls raste wie verrückt, das Blut kochte in meinen Adern. Ich hörte alles gedämpft, nur meinen Atem, meinen Herzschlag und den regelmäßigen Beat der Musik hörte ich ganz klar. Mein Herz pochte im Rhytmus mit der Musik, ich ließ mich in die Bässe des Schlagzeugs fallen. Außer dem Weg sah ich nur noch verschwommen. Noch ein Schritt und noch einer. Nur noch zwei Kilometer. Ich zwang mich meine Beine schneller zu bewegen. Ich grub die Turnschuhe tief in den Boden, drückte mich mit voller Kraft wieder ab, immer und immer wieder. Meine Beine setzte ich schneller, die Arme nahm ich schwungvoller mit. Einatmen, ausatmen. Langsam fing mein Kopf an zu pulsieren, ich konnte jetzt aber nicht aufhören. Mein Lebenmotto war "Wenn du nicht mehr kannst, gib noch mehr" und ich würde mich auch dran halten. Ich merkte wie meine Beine immer schwerer wurden, meine Arme, ich wollte mich jetzt einfach nur fallen lassen. Stattdessen konzentrierte ich all meine Kraft in meine Beine, wurde schneller und schneller. Auf mich kam ein leichter Hügel zu. Er war nicht besonders lang, aber steil. Ohne langsamer zu werden spannte ich alles an, verkürzte meine Schritte. Stück für Stück kam ich hoch, bis ich an der Spitze war. Dann ging es wieder sanft runter. Ich entspannte mich und ließ meine Schritte länger werden. Ich ließ mich quasi fallen, wartete bis der Boden kam, drückte leicht ab und ließ mich wieder fallen, immer so weiter. Der Schwung brachte mich noch paar Meter nach vorne, dann wurde es wieder eben. Ich lief den Schwung noch ganz aus und fing wieder an etwas kräftiger abzudrücken und schneller zu setzten. Ich baute Geschwindigkeit auf. 200 m vor mir konnte ich die Ziellinie ausmachen. Ich spannte nochmal alles an und ging zum Sprint über. Mit den letzten Resten meiner Kraft holte ich noch alles raus, ein letztes Mal. Der Wind peitschte mir um die Ohren, kühlte mich etwas ab, ich spürte nichts mehr. Immer schneller, schneller, schneller. Ich hatte meinen Höhepunkt erreicht - und die Ziellinie auch. Meine Beine gaben unter mir nach und ich sackte zu Boden. Meine Lungen sogen so viel Luft auf wie sie nur konnten, gierig nach Sauerstoff. Ich rang verzweifelt nach Luft, atmete so hastig, dass ich mich mehrmals verschluckte. Mir tat alles weh , es brennte wie die Hölle, ich war von einer Hitzewolke umgeben, meine Sinne sind noch nicht ganz zurück gekommen. Da lag ich auf dem Boden, mein Herz raste wie verrückt, Beine und Arme ausgestreckt und starrte in den wolkenlosen Himmel, während ich versuchte mich etwas zu erholen. Plötzlich kniete sich eine riesige muskulöse Gestalt vor mich und blickte mich besorgt aber stolz aus eisblauen Augen an. Das schwarze Haar wie immer zerzaust, verzogen sich seine Lippen zu einem leichten Lächeln. Dann spürte ich etwas kühles an der Stirn. Er hatte mir ein nasses Tuch auf die Stirn gelegt. Behutsam half er mir mich etwas aufzusetzten und tröpfelte mir etwas Wasser in den Mund. Das frische kühle Wasser rannte meine völlig trockene Kehle runter und war das Beste was ich mir im Moment vorstellen konnte. Ein weiterer Tropfen landete auf meinen Lippen. Hastig griff ich nach der Flasche und trank viele kräftige Schlücke, dann legte ich mich wieder hin. Ich schenkte ihm noch ein dankendes Lächeln, wovon Andreas wusste das es das Höchste war, wozu ich gerade instande war. Auf einmal tauchte ein Lockenkopf in meinen Blickfeld auf. Ava. Sie beugte sich von hinten über mich und sah mit ihrem Lächeln etwas creepy aus. "Dass du dir das aber auch immer antust...Du musst nicht immer deinen Akku leerlaufen bis du auf null bist. Danach kannst du für fünf Minuten absolut nichts machen!" meinte sie grinsend. Ich grinste zurück. Sie wusste ganz genau was das bedeutete: Ich machte das gerne, außerdem würde ich dann alles geben, das wär dann meine absolute Höchstleistung UND ich würde sogar noch besser werden. Wir kannten uns schon seitdem wird drei sind, aus dem Training, versteht sich, also kannten wir und sehr gut. Langsam schlenderte der Rest der Gruppe zu uns rüber. Alle lächelten oder grinsten mich an, denn niemand verstand so richtig wieso ich mir das antat, auch wenn sie es mehr als gewohnt waren. Keiner war aber auch so klein wie ich..."Sehr gut, 33,32 Minuten, deine neue Bestleistung" verkündete mir mein Trainer sehr zufrieden. Die Anderen jubelten un dich selber war auch mehr als sehr zufrieden. Hey, das war meine neue Bestleistung! Um ganze zwei Minuten! Klar, es war kein Olympiasieg, aber ein Schritt mehr dahin. Ein kleiner Schritt, aber immer hin. Ich freute mich immer, wenn ich eine neue Bestleistung aufstellte, denn es war ein zumindest kleiner Vorschritt. Ich hatte mich verbessert und das war das, worauf ich mein ganzes Leben hinarbeite: Nicht nur der Olympiasieg, sondern auch das ich besser werde, mich verbessere. Tja, und diesmal hatte ich mich verbessert. Hallo, Olympia, ich bin zwar noch weit weg, aber ich komme!!!


OlympiaWhere stories live. Discover now